Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Es gibt für Wellinger keinen härteren Knochen als Kobayashi“
Ex-Bundestrainer Werner Schuster hat viele Titel für den DSV geholt – nur den Gesamtsieg bei der Tournee nicht. Warum der Kleinwalsertaler seinen Ex-Schützling jetzt sogar favorisiert.
Herr Schuster, wir schlagen gleich mit der entscheidenden Frage auf: Schafft Andreas Wellinger noch den Tournee-Gesamtsieg?
Werner Schuster: Ich habe damit gerechnet, dass Kobayashi ihm in Innsbruck vielleicht ein paar Punkte abknöpft. Und ich habe gehofft, dass es weniger als zehn sind. Die 4,8 Punkte Rückstand sind für Andi machbar – das sind umgerechnet 2,50 Meter. Das ist das erste Mal seit 22 Jahren, dass ein Deutscher mit wirklich realistischen Chancen nach Bischofshofen fährt. Er hat sich aber einen verdammt harten Gegner ausgesucht. Es gibt keinen härteren Knochen als Kobayashi.
Warum?
Schuster: Er ist Grand-Slam-Sieger. Er kann alle Schanzen. Er kann auch Bischofshofen. Aber ich denke, dass Andreas Wellinger Bischofshofen auch kann. In Innsbruck war er für mich eher über den Erwartungen. Trotz seines Windpechs im zweiten Durchgang hat er sich total gut aus der Affäre gezogen. Von der Körpersprache her hat er mir in Innsbruck wieder besser gefallen. Er hat die Lockerheit wiedergefunden, die ihn in Oberstdorf so ausgezeichnet hat. Er hat den schnellsten Ski im Feld. Deswegen kann er es packen. Ich traue es ihm zu.
Was hat Ihren früheren Schützling zum Sieganwärter gemacht? Warum ist er jetzt reif dafür? Schuster: Er hat viel durchgemacht. Er ist eines der größeren Talente, die es auf diesem Erdball gibt. Er ist am Anfang wirklich reingekommen wie ein Komet. Hat dann tolle Erfolge gefeiert, aber auch ein paar harte Lektionen gelernt. Und das hat ihn menschlich enorm reifen lassen. Wenn du nach so einer schweren Verletzung wie einem Kreuzbandriss zurückkommst, ist die Leichtigkeit weg.
Er hat sich berappelt ...
Schuster: Ich hatte das Gefühl, dass er gerade nach der vergangenen Saison sehr dankbar war, und dass er sehr zielstrebig geblieben ist. Er ist im Moment sehr geerdet. Es ist angerichtet für ihn. Die Tournee gewinnen nur ganz, ganz außergewöhnliche Sportler. Er hat eine gute Ruhe drin, einen guten inneren Zustand. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass er jetzt als Angreifer reingeht. Wenn man ein Drehbuch schreiben müsste, dann müsste man es genau so schreiben.
Welchen Faktor spielt jetzt noch das Trainer-Team?
Schuster: Den entscheidenden. Stefan Horngacher hat einen guten Schachzug gemacht und mit Andi Mitter einen Österreicher dazugeholt, der viele Jahre im B-Kader tätig war und zwangsläufig lange mit Andi trainieren musste. Die zwei verstehen sich gut. Und mit Michael Dolezal ist der DSV auch beim Material verdammt gut aufgestellt. Das alles ist gut. Gut genug, um eine Vierschanzentournee zu gewinnen.
Was spricht für Kobayashi? Schuster: Als Japaner hat er einen Riesenvorteil. Er gibt ein- oder zweisilbige Interviews, die nicht viel Energie kosten. Mit dem gleichen Schmäh hat schon Janne Ahonen, der Schweiger aus Finnland, die Tournee fünf Mal gewonnen. Wenn ein österreichischer und deutscher Springer einsilbige Antworten gibt, dann haben die Medien und das Publikum keine Freude. Da muss man Andi Wellinger jetzt gut abschirmen. Der Ruhetag am Donnerstag hat ihm sicher gutgetan. Nach den Springen in Deutschland hat man ihm schon angemerkt, dass er erschöpft war. Aber in Bischofshofen wird er wieder voll bei Kräften sein.
Was zeichnet Andi Wellinger sprungtechnisch aus?
Schuster: Er hatte schon immer einen guten Absprung. In Oberstdorf hat man gesehen: Wenn einer mit so langen Hebeln mal richtig andrückt, dann ist eine irrsinnige Beschleunigung drauf. Die Skifirma, für die er seit mehr als einem Jahr springt, hat ein perfekt auf ihn abgestimmtes Flugsystem gefunden. Selbst beim zweiten Sprung in Innsbruck, der bei schlechten Verhältnissen nicht perfekt war, ist er ins Fliegen gekommen. Und er kann auch im hohen Weitenbereich landen. Andi hat ein enormes Vertrauen in sein Material.
Kann das Wetter – eventuell Regen oder Schnee – das Zünglein an der Waage spielen?
Schuster: Die Schanze in Bischofshofen ist die am wenigsten windanfällige. Dafür spielt die Anlaufgeschwindigkeit hier eine ganz besondere Rolle. Andi hatte bisher auf jeder Station die schnellsten Ski. Die laufen wie die Feuerwehr. Kobayashi muss den Rückstand in Grenzen halten. Er wird nie schneller fahren als Andi Wellinger, muss es auch nicht. Wenn Kobayashi im Bereich von sechs bis acht Zehntel unter Wellinger bleibt, dann ist er gut dabei. Sollte sein Rückstand auf einen Kilometer pro Stunde anwachsen, dann werden Wellingers Chancen größer. Denn umso schwieriger das Wetter, desto eher kann der Rückstand anwachsen. Das Wetter kann also schon eine Rolle spielen. Aber ich erwarte, dass die Sprungqualität und die Tagesform entscheiden werden.
Können die Österreicher noch eingreifen in den Titelkampf? In Innsbruck präsentierten sie sich ja in blendender Form …
Schuster: Als Team sind sie extrem stark. Sie sind in Oberstdorf ein bisschen unglücklich rausgegangen mit den Bedingungen, speziell Jan Hörl. Übrigens auch im zweiten Durchgang von Garmisch-Partenkirchen.
Man hat ja eigentlich mit Stefan Kraft gerechnet. Aber der ist nicht so überlegen gesprungen. Zwar hat er die Schanze in Garmisch viel besser bewältigt als in den Jahren zuvor. Aber es war nicht gut genug. Hier hat er sich den großen Rückstand eingefangen.
Können Hörl und Hayböck in die Bresche springen?
Schuster: Ja, sie wechseln sich ab. Sie haben mehr Sieg- beziehungsweise Podestspringer als alle anderen. Und sie haben als einzige Nation junge Springer, die von hinten anschieben und den Älteren einheizen – eine sehr luxuriöse Situation. Hörl ist auch in Bischofshofen zu Hause. Er scheint der Österreicher zu sein, der im Moment am besten in Form ist.
Ist Hörl fähig, die 23,6 Punkte Rückstand noch aufzuholen? Schuster: Wenn es gegen einen einzigen Kontrahenten ginge, dann sind 20 Punkte aufzuholen. Aber gegen zwei? Nein! Dass Kobayashi und Wellinger patzen, da müsste wirklich Ostern, Pfingsten und Weihnachten auf den gleichen Tag fallen. Auch wenn im Sport alles möglich ist: Das wird ein Fall für Kobayashi und Wellinger.
für die Niederlage auf Chinesisch ein „gutes neues Jahr“wünschen könnte. Als würde sich ein Novak Djokovic mit einer solchen Bagatelle begnügen! In fließendem Chinesisch erfüllte er nicht nur ihren Wunsch, sondern fügte gleich noch ein paar vollständige Sätze an:
„Frohes neues Jahr. Wie geht es Ihnen? Danke an alle, die mich unterstützt haben, ich liebe euch, ihr seid meine guten Freunde“, sagte Djokovic, ohne lange nachzudenken, während allen anderen vor Überraschung der Mund offen stehen blieb. Auch Tennispartnerin Danilovic blickte Djokovic nur ungläubig an und brach dann gemeinsam mit dem 24-fachen Grand-Slam-Sieger in Lachen aus. So eine perfekte Ansprache auf Chinesisch hatte ihm keiner zugetraut.
Bekannt war ja schon, dass der Tennisstar eine große Liebe für Fremdsprachen hat. Fünf europäische Sprachen (Serbisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch) beherrscht er fließend, Kenntnisse in Spanisch, Russisch, Portugiesisch, Arabisch und Japanisch soll er sich neben dem Chinesischen auch angeeignet haben. Fähigkeiten, die neben seinem grandiosen Tennisspiel nicht nur Eindruck machen, sondern ihm auch Zuneigung bringen. In China hat er mit seinen Neujahrswünschen in der Originalversion ganz sicher ein paar neue gute Freunde gewonnen.
„Andi hat ein enormes Vertrauen in sein Material.“