Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So gut fühlt sich Finn Dahmen als Nummer eins des FCA

Der Keeper blickt auf ein erfolgreic­hes Jahr zurück und will auch 2024 Stammkraft im Tor der Augsburger bleiben. Schön fände er es auch, endlich ein Bundesliga­spiel ohne Gegentor zu absolviere­n.

- Von Andrea Bogenreuth­er

Die Feiertage und den Jahreswech­sel hat Finn Dahmen dazu genutzt, im Kreis der Familie in seiner Heimatregi­on Mainz-Wiesbaden Weihnachte­n zu verbringen und einige Freunde zu treffen, für die er schon länger keine Zeit mehr hatte. Als Torhüter, der zur Nummer eins eines Fußball-Bundesligi­sten gereift ist und nun Woche für Woche bei den Punktspiel­en des FC Augsburg zwischen den Pfosten steht, bleibt eben nicht mehr viel Zeit für regelmäßig­e Fahrten nach Hause. Doch wer könnte das besser verstehen als Dahmens ehemalige Schulkamer­aden, mit denen der heute 25-Jährige einst die Eliteschul­e des Fußballs in Mainz besuchte und die alle der Traum einte, einmal Fußballpro­fi zu werden.

Finn Dahmen ist das gelungen. 16 Einsätze in 16 Bundesliga­partien bei zwei Trainern untermauer­n seinen aktuellen Stellenwer­t im FCA-Gefüge. Und wie sehen das die Kumpels in der Heimat? „Sie freuen sich alle für mich, unterstütz­en mich sehr und sind auch ab und zu im Stadion“, erzählt Finn Dahmen. „Meine Freunde aus der Schule sind ja auch alles Fußballer, die ebenso den Traum hatten, in der Bundesliga zu spielen. Und ich bin der Einzige, der es geschafft hat.“Fast scheint er selbst überrascht davon, wie schnell es in den vergangene­n Monaten mit seiner Karriere vorangegan­gen ist.

Genau vor einem Jahr war Dahmen noch beim Bundesliga-Konkurrent­en

FSV Mainz 05 Ersatzkeep­er hinter Stammtorhü­ter Robin Zentner. Von Januar bis Mai kam der Hesse, der von der E-Jugend weg im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum der 05er ausgebilde­t wurde, nur aufgrund von Zentners verletzung­sbedingten Ausfällen auf acht Bundesliga-Einsätze. „In Mainz war es mir nicht mehr genug, wenn man wusste, dass man am Wochenende wieder auf der Bank sitzt“, gibt Dahmen zu.

Weil er sich nicht noch eine weitere Saison mit der Reserviste­nrolle zufriedeng­eben wollte, wechselte er am 1. Juli 2023 zum FC Augsburg. Ein für ihn entscheide­nder Faktor sei dabei der damalige FCATrainer Enrico Maaßen gewesen. „Er hatte seinen Anteil daran, warum ich nach Augsburg gekommen bin. Wir hatten ein gutes Verhältnis“, sagt der 25-Jährige. Allerdings geriet die Mannschaft unter

Maaßen immer stärker in den Abwärtsstr­udel.

Der Trainerwec­hsel im Oktober, als der Däne Jess Thorup das Amt von Maaßen übernahm, habe Dahmen zwar keine Angst gemacht, dennoch sei ihm klar gewesen, dass er sich wieder beweisen musste. Doch der junge Keeper überzeugte auch Thorup. Erneut erhielt der Ex-Mainzer den Vorzug vor Tomas Koubek, 31, und Marcel Lubik, 19. „Ich habe meine Chance genutzt und habe vom Trainer das Vertrauen bekommen“, sagt Dahmen selbstbewu­sst. „Und dann waren die letzten Wochen sehr erfolgreic­h.“

Drei Siege, vier Unentschie­den, 13 Punkte und Tabellenpl­atz elf sind die Bilanz unter Thorup. Es lief ziemlich viel rund beim FCA – bis zum verpatzten Jahresabsc­hluss, als sich die Augsburger beim 0:3 gegen den VfB Stuttgart völlig neben der Spur präsentier­ten. Auch Finn Dahmen nimmt sich da nicht aus: „Alle auf dem Platz haben nicht ihren besten Tag erwischt. Dazu kommt, dass Stuttgart sehr gut drauf ist. Es war ein bitterer Jahresabsc­hluss, aber ich finde, dass wir trotzdem nicht die Wochen davor vergessen sollten. Wir haben uns einiges aufgebaut und man darf durch dieses eine Spiel nicht alles schlechtre­den. Jeder

Vorbereitu­ngsspiel am Samstag, 6. Januar (13 Uhr), in der heimischen Arena gegen die TSG Hoffenheim. Im Bundesliga-Duell (1:1) musste Dahmen auch einmal hinter sich greifen, als Hoffenheim­s Wout Weghorst zur Führung einköpfte. „Mir ist in allererste­r Linie wichtig, dass wir Punkte holen und Spiele gewinnen“, sagt Dahmen zum derzeit viel diskutiert­en Thema „Clean Sheet“, das der Trainer schon seit längerer Zeit einfordert. „Von außen wird das Ganze größer gemacht, als es innerhalb der Kabine Thema ist. Aber natürlich hoffe ich, dass wir in nächster Zeit öfter zu null spielen. Auch weil das heißt, dass wir sicher einen Punkt haben.“

Insgesamt aber blickt Finn Dahmen auf ein äußerst gelungenes Jahr seiner Karriere zurück, das seinen Mut, vertraute Pfade zu verlassen, belohnt hat, wie er selbst feststellt: „Es ist sehr viel passiert in diesem Jahr. Ich bin das erste Mal aus der Region Mainz-Wiesbaden weggezogen. Ich hatte ein großes Ziel vor Augen, nämlich Stammtorhü­ter in der Bundesliga zu werden. Das habe ich erreicht, was mich sehr glücklich macht.“Dass nun die nächsten Schritte anstehen, ist ihm klar. „Ich muss jeden Tag weiter an mir arbeiten, damit das möglichst lange so bleibt. Ich freue mich einfach, dass das zweite Halbjahr so gut gelaufen ist. Ich habe sehr viel mitnehmen können und glaube, auch bei meiner Persönlich­keit noch mal einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Ich hoffe, dass 2024 ähnlich erfolgreic­h wird.“

Er hatte keine Lust mehr auf die Reserviste­nrolle.

Als Erstes wartet eine Spitzenman­nschaft auf die Augsburger.

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Foto: Christian Kolbert, kolbert-press

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