Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Meitinger Verwaltung zieht auf das SGL-Gelände
Ein Rathaus geht auf Reisen – und nimmt die Meitinger Gemeindebücherei, Volkshochschulverwaltung und Krabbelstube mit.
Warum eigentlich sieht man immer wieder Beschäftigte des Marktes Meitingen auf das Werksgelände der Firma SGL Carbon in der örtlichen Werner-von Siemens-Straße gehen – und warum haben mehrere von ihnen offenbar sogar einen SGL-Mitarbeiter-Ausweis? Irgendwann, so Bürgermeister Michael Higl, war es kein Geheimnis mehr in Meitingen, dass sich da etwas anbahnt. Und wer eins und eins zusammenzählte, der kam darauf, dass es etwas mit dem Meitinger Rathaus zu tun haben könnten. Kürzlich macht es die Gemeinde öffentlich: Die gesamte Meitinger Verwaltung aus dem Rathaus plus die örtliche Bücherei plus das Büro der Volkshochschule plus die Krabbelstube werden zu SGL umziehen. Geplant ist, dass sich die Institutionen von November 2024 bis Ende des Jahres 2027 im ehemaligen Hauptverwaltungsgebäude des Industrieunternehmens einrichten werden.
Für Rathaus, Bücherei, Volkshochschule und die Krabbelstube erübrigt sich damit eine ebenfalls angedachte Unterbringung in einem Containerdorf auf der Schlosswiese, was alternativ als Übergangslösung geprüft worden war. Übergangslösung für den anstehenden Umbau des aus den 80-er Jahren stammenden Rathauses, der aufgrund einer kürzlich zugesagten Fünf-Millionen-EuroEU-Förderung schnellstmöglich angegangen werden soll. Die Nutzung des aktuell leer stehenden Gebäudes bei SGL, jenem mit dem charakteristischen Türmchen auf dem Dach, biete laut Gemeinde „die Möglichkeit, die Sanierungsarbeiten im und am Rathaus möglichst unterbrechungsfrei und damit ohne größere Einschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung durchführen zu können.“„Wir danken dem Standortleiter der SGL Carbon in Meitingen, Alexander Miehling, für die produktiven Vorgespräche sowie für die Bereitschaft, das Gebäude an den Markt
Meitingen zu vermieten und freuen uns auf eine gute Nachbarschaft“, so Bürgermeister Higl. Nach seinen Worten werde sich der Markt Meitingen bei SGL einmieten, wofür ein für Büroräume entsprechender Tarif zu bezahlen sein werde. Dafür erspare sich die Kommune die Kosten, die angefallen wären, hätte man ein ContainerRathaus schaffen müssen.
Der Sanierungsbedarf des Meitinger Rathauses beläuft sich auf insgesamt rund zehn Millionen Euro. Das Sanierungsprojekt wurde forciert, da dem Markt Meitingen durch die Aufnahme in ein Förderprogramm vonseiten des
Freistaats Bayern und der Europäischen Union Fördermittel in Höhe von rund fünf Millionen Euro für die zeitnahe Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen in Aussicht gestellt wurden.
Die Umbauarbeiten werden ein größeres Ausmaß umfassen. Die energetische Sanierung, etwa Dämmung, ist nur ein Aspekt. Aufgrund einer neu geplanten Solaranlage und Wärmepumpe könnte das Meitinger Rathaus nach dem Umbau in Sachen Energieversorgung autark sein. Umbauarbeiten umfassen darüber hinaus auch barrierefreie Umgestaltungen im Innenbereich, was beispielsweise den Einbau eines Aufzuges oder größerer Sanitäranlagen anbelangt. Vorbereitende Arbeiten für den Umzug haben, so Bürgermeister Higl, mittlerweile begonnen. Derzeit gehe es darum, festzustellen, inwieweit das Telefonnetz oder die EDV-Einrichtung bei SGL für einen Rathausbetrieb geeignet seien und was gegebenenfalls an Ergänzungen für die rund 50 Rathaus-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforderlich sei. Noch in der Abstimmung befinde man sich, was einen Saal für Marktratssitzungen und dergleichen anbelange. Im ehemaligen SGL-Hauptverwaltungsgebäude gebe es keinen geeigneten Saal, freilich Konferenzsäle an anderer Stelle auf dem Werksgelände. In Frage komme laut Bürgermeister Higl übergangsweise auch eine Nutzung des Bürgersaals oder des Foyers der Sporthalle (wie bereits während der Pandemie).
Spätestens wenn das provisorische Rathaus in Betrieb geht, werde auch der Zaun, der das Werksgelände von SGL aus Sicherheitsgründen umgrenze, so versetzt sein, dass alle Bürgerinnen und Bürger in gewohnter Weise werden eintreten können. Auch die Parkplatzsituation soll bis dahin geklärt sein.