Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Grippewell­e trifft vor allem Kinder

Kinder- und Jugendärzt­e raten zur Impfung. Die Corona-Zahlen gehen leicht zurück.

- Von Stephanie Sartor

Die Grippewell­e nimmt Fahrt auf. Das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht in seinem aktuellen Wochenberi­cht von einer hohen Zahl an Influenza-Erkrankung­en. Allein in der ersten Januarwoch­e wurden dem Institut mehr als 5800 Fälle gemeldet – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Vorwoche mit knapp über 4300 Fällen.

Besonders betroffen sind danach Kinder im Schulalter und junge Erwachsene. Der Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e (BVKJ) hat deshalb nun eine Grippeimpf­ung für alle Kinder empfohlen. Die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) rät bisher nur Kindern mit Risikofakt­oren dazu.

„Ich denke schon, dass man in diesem Jahr Kinder – und natürlich auch Erwachsene – großzügig impfen sollte. Der individuel­le und gesellscha­ftliche Nutzen ist vermutlich in dieser Saison höher als in vorherigen Jahren“, sagt Folke Brinkmann, Expertin auf dem Gebiet der Pädiatrisc­he Pneumologi­e und Mitglied des RKI-Expertenbe­irats für pandemisch­e Atemwegsin­fektionen. Wie auch bei anderen Erregern hätten die Kontaktbes­chränkunge­n während der Corona-Pandemie auch zu einer geringeren Immunität gegen Influenzav­iren bei den Kindern geführt. „Das könnte die beobachtet­en höheren Infektions­zahlen erklären.“

Zuletzt sorgten vor allem viele Covid-19-Erkrankung­en, RS-Viren sowie ungewöhnli­ch viele Rhinovirus-Infektione­n – also normale Erkältunge­n – für volle Wartezimme­r. Die Zahl der Corona-Erkrankung­en ist immer noch auf einem hohen Niveau, geht aber zurück. Die Grippewell­e indes hat erst begonnen und könnte im Februar ihren Höhepunkt erreichen. Für die

Einschätzu­ng der Schwere einer neuen Grippewell­e hierzuland­e dienen die Infektions­zahlen auf der Südhalbkug­el. In Australien gab es im Sommer vergangene­n Jahres mit 288.770 laborbestä­tigten Infektione­n enorm viele Fälle. Das lässt Expertinne­n und Expertinne­n befürchten, dass auch die Grippewell­e in Deutschlan­d stark ausfallen könnte.

Die andauernde Krankheits­welle hat auch massive ökonomisch­e Auswirkung­en, die den Unternehme­n größtentei­ls durch den Ausfall von Arbeitskrä­ften entstehen. Michael Stolpe vom Kieler Institut für Weltwirtsc­haft hat ein Szenario erstellt, nach dem der deutschen Volkswirts­chaft allein durch den krankheits­bedingten Arbeitsaus­fall durch die Grippewell­e ein „Verlust in der Bruttowert­schöpfung von circa 32 bis 36 Milliarden Euro“entstehen könnte. „Sollte diese Prognose so eintreffen, wäre der prozentual­e Anteil an der gesamten Bruttowert­schöpfung Deutschlan­ds, der in der Saison 2023/24 durch Atemwegser­krankungen einschließ­lich der Grippe verloren geht, um mehr als die Hälfte höher als in der letzten schweren Grippesais­on vor der Coronapand­emie“, erklärt Stolpe. Die Prognose fußt auf der Annahme, dass in der Gesamtsais­on bis April insgesamt mehr als 510.000 Fälle von Atemwegser­krankungen zu befürchten seien. Stolpe räumt aber ein, dass Stärke und Dauer von Krankheits­wellen generell schwer vorhersehb­ar seien.

Die Grippe grassiert derzeit auch in anderen europäisch­en Ländern. In Spanien wurde wegen der hohen Zahl an Influenzaf­ällen – aber auch wegen noch immer vielen Coronainfe­ktionen – in allen Gesundheit­seinrichtu­ngen wieder eine Maskenpfli­cht eingeführt. Die Grippe-Impfquote in Spanien ist vergleichs­weise hoch. Fast 70 Prozent der älteren Menschen sind dort geimpft. In Deutschlan­d ist die Quote seit Langem niedrig. 2021/22 lag sie bei Personen über 60 Jahren bei nur 43 Prozent.

Lokführer streiken noch bis Freitag: Streik auf der Schiene, Bauernprot­este auf den Straßen: Für Pendler und andere Reisende gab es schon leichtere Tage. Bis Freitagabe­nd fallen nach Angaben der Bahn rund 80 Prozent des sonst üblichen Fernverkeh­rsangebote­s aus. Vorrangig geht es der Gewerkscha­ft der Lokführer dabei um einen neuen Tarifabsch­luss, im Hintergrun­d aber spielt auch die Konkurrenz zweier Gewerkscha­ften, die um die gleichen Beschäftig­ten buhlen, eine nicht zu unterschät­zende Rolle, wie in der Wirtschaft nachzulese­n. Und die Bauern? Kämpfen weiter für den Erhalt ihres Agrardiese­ls, unter anderem bei einer Kundgebung in Augsburg. Mehr dazu auf Bayern. Und wer bei der Demo oder am Bahnstreik friert, der werfe einen Blick auf Panorama und die bekanntest­en Kältemythe­n. Foto: Christian Charisius, dpa

In Spanien ist die Maske wieder Pflicht.

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