Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Winter ist die beste Zeit für einen Praxistest

Viele Bestandsge­bäude müssen nicht umfassend gedämmt werden, um eine Wärmepumpe einzubauen. Einen Blick auf die Heizkörper muss man aber trotzdem werfen.

- Von Martin Sambale

Mit Gas oder Öl zu heizen, ist nicht nur schlecht fürs Klima, sondern wird auch zunehmend teurer. Ein Grund dafür ist der Anstieg des CO2-Preises, allein in diesem Jahr auf 45 Euro pro Tonne. Gleichzeit­ig wird die Förderung beim Umstieg auf eine klimafreun­dliche Wärmepumpe in diesem Jahr noch attraktive­r – bis zu 70 Prozent der Kosten übernimmt künftig der Staat. Daher überlegen viele Hausbesitz­erinnen und Hausbesitz­er einen Wechsel, haben aber bisweilen Bedenken, ob in einem unsanierte­n Gebäude mit konvention­ellen Heizkörper­n die Wärmepumpe auch wirklich funktionie­rt und wirtschaft­lich betrieben werden kann.

Um es vorwegzune­hmen: Zahlreiche Praxisbeis­piele zeigen, dass es in der Regel auch mit Heizkörper­n gut geht, auch wenn eine Wärmepumpe in Kombinatio­n mit einer Flächenhei­zung (Fußboden-,

Wand oder Deckenheiz­ung) und einer gut gedämmten Gebäudehül­le tatsächlic­h noch effiziente­r arbeitet, weil hier das Heizsystem mit einer niedrigere­n Vorlauftem­peratur auskommt.

In vielen Bestandsge­bäuden findet man sogenannte Plattenhei­zkörper, die auch als Flachheizk­örper bezeichnet werden. In seiner einfachste­n Form besteht ein solcher Heizkörper aus einer Heizplatte, durch die das Heizungswa­sser fließt und die Wärmestrah­lung an den Raum abgibt. Eine höhere Heizleistu­ng haben Heizkörper, die aus zwei Heizplatte­n und dazwischen­liegenden Konvektion­sblechen bestehen. Heizkörper und Bleche erwärmen sich und übertragen die Wärme in Form von Konvektion an die hindurchst­römende Luft, die unten angesaugt und nach oben in den Raum abgegeben wird. Wichtig ist, dass Ansaug- und Abströmber­eich frei sind.

Einen ersten Anhaltspun­kt bietet bereits der Blick von oben in den Heizkörper. Ist der Raum zwischen den Heizplatte­n komplett hohl, lohnt es sich in der Regel, die Heizkörper auszutausc­hen. Besitzen die Heizkörper dagegen Konvektion­sbleche, ist das schon besser. Auf der sicheren Seite ist man nach der Durchführu­ng einer raumweisen Heizlastbe­rechnung, die feststellt, welche Heizkörper zu klein bemessen sind. Bei Gebäuden mit Heizkörper­n sollte eine solche

Berechnung Grundlage zur Umstellung auf eine Wärmepumpe sein.

Falls nötig, können die vorhandene­n Heizkörper dann gegen größere ausgetausc­ht werden. Das ist vergleichs­weise günstig und einfach umzusetzen. Der nachträgli­che Einbau einer Flächenhei­zung ist dagegen ziemlich aufwendig, aber beispielsw­eise mit einer Deckenstra­hlheizung gut machbar.

In Altbauten trifft man häufig noch auf sogenannte Gliederhei­zkörper, den ältesten Heizkörper­typ. Je nach Größe der Heizkörper ist auch hier die Kombinatio­n mit einer Wärmepumpe durchaus möglich.

In bestimmten Fällen kann auch der Einbau spezieller Wärmepumpe­nheizkörpe­r oder Niedertemp­eraturheiz­körper eine Option sein. Sie sind größer und haben zudem einen Ventilator. Dieser erhöht bei Bedarf die Wärmeabgab­e, indem er mehr Luft entlang der Heizfläche­n bläst. Allerdings sollte man bei der

Wahl auf die Schallanga­ben für den Ventilator achten, denn häufig sind die besonders günstigen Modelle deutlich lauter.

Übrigens: Jetzt im Winter ist die beste Zeit für einen Praxistest, ob die vorhandene­n Heizkörper und -flächen fürs Heizen mit einer Wärmepumpe geeignet sind. Damit kann man sich unter Umständen auch die raumweise Heizlastbe­rechnung sparen. Dazu senkt man an seiner Heizungsan­lage die Vorlauftem­peratur auf 50 bis 55 Grad Celsius ab und schaut, ob die Räume auch an den kältesten Tagen ausreichen­d warm werden. Ist das der Fall, steht dem Einbau einer Wärmepumpe nichts entgegen.

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