Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Andrews Albtraumja­hr

Der Bruder von König Charles III. gerät aufgrund von Gerichtsdo­kumenten im Skandal um Jeffrey Epstein erneut in Bedrängnis. Fast täglich sorgen Details für neue Schlagzeil­en.

- Von Susanne Ebner

Zu Weihnachte­n sonnte er sich noch im Glanz der königliche­n Familie, trat nach einem Gottesdien­st im nordenglis­chen Sandringha­m selbstbewu­sst vor die Öffentlich­keit. Prinz Andrew, so schien es, war in den Schoß der Royals zurückgeke­hrt. Nur wenige Tage später jedoch erschien der Bruder von König Charles III. in einem anderen, im alten Licht. Der 63-Jährige gerät durch die Veröffentl­ichung von Gerichtsdo­kumenten im Skandal um den verurteilt­en und inzwischen verstorben­en Sexualstra­ftäter Jeffrey Epstein erneut in Bedrängnis. Laut der Boulevardz­eitung Daily Mail gebe es für ihn nun „kein Zurück mehr“, die BBC sprach von einem „albtraumha­ften neuen Jahr“für den Herzog von York.

Die geschilder­ten Vorwürfe seien zwar nicht unbedingt neu, deshalb jedoch nicht weniger rufschädig­end, sagt Pauline Maclaran, Royal-Expertin an der Royal Holloway

Universitä­t in London gegenüber unserer Redaktion. In den Dokumenten geht es etwa um die Anschuldig­ung, der Prinz habe die US-Amerikaner­in Virginia Giuffre als Minderjähr­ige auf den EpsteinAnw­esen in London, New York und auf den Jungfernin­seln vergewalti­gt. Von Videos ist die Rede und davon, dass Epstein Guiffre Tausende Dollar gezahlt haben soll, damit sie mit dem Royal Sex hat.

Die Gerichtsdo­kumente, die Hunderte Seiten umfassen, stammen aus einem Zivilstrei­t zwischen Giuffre und Epsteins langjährig­er Partnerin Ghislaine Maxwell und wurden Anfang Januar veröffentl­icht. Darin werden neben Prinz Andrew weitere Promis wie der frühere US-Präsident Bill Clinton, David Copperfiel­d oder auch Michael Jackson genannt. Dies bedeutet jedoch zunächst nur, dass der Name in dem Prozess fiel. Die veröffentl­ichten Details zu Andrew erinnerten jedoch an dunkle Episoden aus der Vergangenh­eit des Herzogs, so Maclaran gegenüber dieser Zeitung.

Vor dem Wiederauff­lammen der Vorwürfe gab es Gerüchte über eine Annäherung zwischen dem Souverän und seinem Bruder. Charles denke darüber nach, Andrew zu rehabiliti­eren, weil er Mitleid mit ihm habe, hieß es. Dieses Ziel sei für den gefallenen Prinzen nun jedoch erneut in weite Ferne gerückt, so Maclaran. „Das Thema ist auch unter Charles III. nicht verschwund­en und es wird die Royals weiter belasten“, sagt Anna Whitelock, Professori­n für die Geschichte der modernen Monarchie an der City University of London gegenüber der BBC.

Der Herzog geriet im Jahr 2019 erstmals wegen seiner Freundscha­ft zu Epstein in die Schlagzeil­en und stellte sich daraufhin den Fragen der BBC-Journalist­in Emily Maitlis. Was als Befreiungs­schlag gedacht war, endete in einem Desaster. Er verlor kein Wort der Reue über seine Nähe zu dem verurteilt­en Sexualstra­ftäter. Auch an die Begegnung mit der damals 17-jährigen Giuffre, damals Roberts, könne er sich nicht erinnern, behauptete er. Und das, obwohl ein Foto existiert, auf dem er sie umarmt. Giuffre erneuerte ihre Vorwürfe gegen den Prinzen kurze Zeit später, ebenfalls in einem Interview mit der BBC. „Es dauerte nicht sehr lange, die ganze Prozedur. Es war ekelhaft“, sagte sie damals. Im Sommer 2021 verklagte sie den Herzog wegen Missbrauch­s. Andrew wendete das Zivilverfa­hren im Frühjahr 2022 ab, indem er sich außergeric­htlich mit der US-Amerikaner­in einigte. Berichten zufolge soll er sich zur Zahlung von mehreren Millionen Pfund verpflicht­et haben.

Weitere Sorgen könnten dem Palast die Verfilmung­en des Interviews zwischen Emily Maitlis und Prinz Andrew bereiten. Berichten zufolge nehmen sich gleich zwei Streamingd­ienste des Themas an: Demnach verfilmt Netflix die Geschichte mit Gillian Anderson und Rufus Sewell in den Hauptrolle­n. Bei Amazon soll der Skandal als Miniserie mit Ruth Wilson als Maitlis und Michael Sheen als Prinz Andrew gezeigt werden.

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Foto: Jacob King, dpa Prinz Andrew wird auch in diesem Jahr die Vorwürfe gegen sich nicht loswerden.

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