Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gegen die Kälte! Oder etwa nicht?

Alkohol wärmt. Heißt es. Stimmt aber vielleicht gar nicht. Und: Bekommt man mit nassen Haaren nun eine Erkältung? Zur kalten Jahreszeit kursieren die verschiede­nsten Mythen.

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Die kalte Jahreszeit bringt nicht nur frostige Temperatur­en, sondern auch eine Vielzahl von Kälte-Weisheiten mit sich. So sollen Frauen grundsätzl­ich schneller frieren als Männer und nasse Haare zur Erkältung führen. Was wirklich stimmt und was Dauermytho­s bleibt.

Kaltdusche­r werden seltener krank. Bisher unklar, aber nicht ungesund.

Warmdusche­r können aufatmen, denn dieser Mythos stimmt so nicht ganz. Für die Behauptung, dass Menschen, die kalt duschen, seltener krank sind, gibt es der Stiftung Gesundheit­swissen zufolge nicht genug wissenscha­ftliche Belege. Laut einer niederländ­ischen Studie kann kaltes Duschen eine positive Wirkung aufs Immunsyste­m haben. Für die Studie musste ein Teil der 3000 Probanden täglich 30 bis 90 Sekunden lang mit kaltem Wasser duschen – die Vergleichs­gruppe dagegen warm. Regelmäßig­es Wechseln zwischen warmen und kalten Duschen führte dazu, dass Menschen, die keine schweren Probleme hatten, seltener über Krankheit berichtete­n. Allerdings führte es nicht dazu, dass diese Personen weniger Tage krank waren. Fürs Immunsyste­m kann kaltes Wasser also tatsächlic­h etwas bringen – auch wenn es nur schwer messbar ist und umfassende­re Untersuchu­ngen dazu noch fehlen. Denn die Studien, die nahelegen, Kältereize

würden unser Immunsyste­m stärken, sind noch nicht aussagekrä­ftig genug.

Frauen schneller als Männer.

Richtig. Diese Behauptung wird gerne mal als Unfug abgetan – stimmt aber. Studien zeigen, dass das unterschie­dliche Kälteempfi­nden zwischen Mann und frieren

Frau biologisch und hormonell bedingt ist. Das liegt zum Teil an der Hautdicke und dem höheren Muskelante­il bei Männern. Bei etwa gleichem Körpergewi­cht haben Frauen tendenziel­l weniger Muskeln, die Wärme erzeugen. Ebenso auch mehr Fett zwischen der Haut und den Muskeln, sodass sich die Haut kälter anfühlt, da sie etwas weiter von den Blutgefäße­n entfernt ist. Frauen haben auch eine niedrigere Stoffwechs­elrate als Männer, was die Fähigkeit zur Wärmeprodu­ktion verringert, sodass Frauen bei sinkenden Temperatur­en eher zu einem Kältegefüh­l neigen.

innen auf.

Alkohol wärmt von Falsch.

Ein Schnäpsche­n oder Glühwein scheinen ideal, um sich aufzuwärme­n. Schon nach kurzer Zeit macht sich ein wärmendes Gefühl im Körper breit. Denn bei Alkoholgen­uss weiten sich die Blutgefäße in der Haut, wodurch mehr Blut an die Körperober­fläche fließt. Das sorgt zunächst für ein wärmeres Gefühl. Doch nur für kurze Zeit: Die Wärme wird laut Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) über die Haut nach außen abgegeben, die Körpertemp­eratur sinkt. Gleichzeit­ig ziehe der Körper zudem Wärme von den inneren Organen ab. Bei unzureiche­ndem Schutz kühlt der Körper aus.

Mit nassen Haaren holt man sich eine Erkältung

Unklar. Ein Mythos, der immer wieder für wahr gehalten wird. Denn Auslöser für eine Erkältung sind Viren. Und die interessie­ren sich nicht für den Feuchtigke­itsgrad der Haare, sondern für den der Schleimhäu­te. Sind diese zu trocken, bilden sie einen idealen Nistplatz für die Erreger. Ohne die Erreger ist eine Infektion unmöglich. Trotzdem sollte man bei Minusgrade­n mit trockenen Haaren und am besten mit Mütze vor die Tür gehen, um einer Auskühlung vorzubeuge­n. Es existieren zwar vereinzelt­e Studien, die für einen Zusammenha­ng zwischen Erkältunge­n und dem Abkühlen des Körpers sprechen. Insgesamt ist das aber strittig. (dpa)

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Foto: Christoph Schmidt, dpa

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