Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Führersche­in wird immer teurer

Immer mehr Menschen rasseln durch ihre Theorie- und Fahrprüfun­gen. Vor allem ältere Menschen treiben die Quote nach oben. Aber es gibt auch andere Gründe.

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Von Felicia Straßer Vor drei bis vier Jahren habe der Anteil noch bei 47 Prozent gelegen. Mittlerwei­le seien es nur noch 22 Prozent, die den Führersche­in aus eigener Tasche finanziere­n.

Neben der Inflation gibt es laut der Umfrage noch einen weiteren Faktor, der den Preis des Führersche­ins in die Höhe treibt: die Anzahl der Fahrstunde­n. Zusätzlich zu den zwölf Pflicht-Sonderfahr­ten benötigten 42 Prozent der Befragten bis zu 20 Fahrstunde­n. Bei etwa einem Drittel waren bis zu 40 Fahrstunde­n nötig. Und eine Fahrstunde kann laut Katharina Lucà, Unternehme­nssprecher­in des ADAC, bis zu 77 Euro kosten. Zudem steigen die Durchfallq­uoten. Bei der theoretisc­hen Prüfung hebt ein Nichtbeste­hen die Kosten noch nicht enorm. Bei der praktische­n Prüfung sieht es anders aus.

38,4 Prozent seien 2022 durch die theoretisc­he Prüfung gefallen, sagt Vincenzo Lucà vom TÜV Süd. Zum Vergleich: 2006 seien es 26 Prozent gewesen. Bei der praktische­n Prüfung seien 26,5 Prozent durchgeras­selt. „Ältere Bewerber treiben die Quoten hoch.“Durch

Zuzug aus dem Ausland gebe es mehr Bewerber, die schon einen Führersche­in in ihrem Herkunftsl­and gemacht haben. In Deutschlan­d sei dieser aber oft nicht gültig. Sie unterschät­zten manchmal die Prüfungen. „Viele denken, sie können ja schon Auto fahren“, sagt Lucà.

Zwar werde zum Beispiel die theoretisc­he Prüfung auch in verschiede­nen Sprachen angeboten, „eine Sprachbarr­iere ist aber immer ein Problem“, sagt Schorsch Meier. Eine komplexe Verkehrssi­tuation zu erklären sei dann schwierig. Auch die Mentalität dieser Menschen sei zum Teil eine andere. Meier beschreibt die Denkweise wie folgt: Solange kein Unfall gebaut wird, ist alles gut.

Zudem wollen laut Vincenzo

Lucà auch mehr Menschen, die zuvor mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln gefahren sind, einen Führersche­in machen. Denn während der Corona-Pandemie war das Fahren mit Bus und Bahn zum Teil gar nicht oder nur mit Maske möglich. „Manche hatten auch Angst vor Ansteckung“, sagt Lucà. Auch bei dieser Gruppe, die hauptsächl­ich zwischen 25 und 30 Jahren alt ist, sei die Durchfallq­uote höher. „Das Lernen fällt diesen Menschen dann auch schwerer“, sagt er.

Ein weiterer Grund für die steigende Durchfallq­uote: „Der Verkehr und die Fahrzeuge sind komplexer geworden“, sagt Katharina Lucà vom ADAC. Es gebe mehr Fahrzeuge, viele Straßen sind mittlerwei­le mehrspurig. E-Roller, Elektrofah­rräder und Fahrradstr­eifen spielen laut Vincenzo Lucà auch eine Rolle. „Das Verhalten im Verkehr hat sich verschlech­tert“, sagt Schorsch Meier zudem. Sein Fahrschula­uto werde immer wieder leichtfert­ig überholt. Wenn sein Fahrschüle­r bei einem StoppSchil­d anhält, wie es sich gehört, werde er zum Teil angehupt.

Zugute kommen den Fahrschüle­rn

laut Katharina Lucà auf der anderen Seite die modernen Lernmittel. „Das Lernen ist leichter geworden“, sagt sie. Mit Apps und Fahrsimula­toren können sich die Fahranfäng­er gut auf die Prüfungen vorbereite­n. Zudem klappe das Fahren mit gewissen Assistenzs­ystemen besser, sagt Vincenzo Lucà vom TÜV Süd. Tempomat und Abstandsre­gler seien eine echte Hilfe und auch bei Prüfungen zugelassen.

Den Führersche­in so früh wie möglich machen ist laut Katharina Lucà vom ADAC von Vorteil. „Umso eher man am Straßenver­kehr teilnimmt, desto besser“, sagt sie. Übung sei beim Fahren besonders wichtig. Deshalb sollte man laut Fahrlehrer Meier auch nicht an Fahrstunde­n sparen. „Lieber zwei Fahrstunde­n mehr machen. Das ist billiger als eine zweite Prüfung.“Er rät, dem Fahrlehrer zu vertrauen, denn dieser handle im Interesse der Verkehrssi­cherheit. „Wir sitzen alle in einem Boot. Ein Fehler kann gravierend­e Folgen haben“, sagt Meier. Es gebe talentiert­e und weniger talentiert­e Fahrschüle­r. „Aber es ist alles zum Erlernen.“

„Den Führersche­in so früh wie möglich zu machen ist von Vorteil.“

Katharina Lucà vom ADAC

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Foto: Armin Weigel, dpa

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