Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bayerns SPD sucht den Weg aus der Krise

Das schlechtes­te Wahlergebn­is der Geschichte und innerer Zwist belasten die Neujahrskl­ausur der Landtagsfr­aktion. Landeschef von Brunn schimpft auf die Staatsregi­erung und hat einen Vorschlag, der die Bauern besänftige­n soll.

- Von Christoph Frey

Die Woche hat nicht gut angefangen für Bayerns SPD: Die Bauern protestier­en in einem bis dahin unbekannte­n Ausmaß gegen die SPD-geführte Bundesregi­erung in Berlin und der FreieWähle­r-Chef Hubert Aiwanger verspottet­e die Sozialdemo­kraten auch noch als „politische Randgruppe“. Zu allem Überfluss musste sich Partei- und Fraktionsc­hef Florian von Brunn zum Auftakt der Winterklau­sur seiner Fraktion gegen heftige innerparte­iliche Kritik wehren (wir berichtete­n).

An Tag zwei der Zusammenku­nft im Landtag versuchte die bayerische SPD zumindest, die aufgebrach­ten Bauern zu besänftige­n. Bei ihrer Fraktionsk­lausur „Verantwort­ung statt Populismus“hat die SPD-Fraktion im Bayerische­n Landtag gemeinsam mit den bayerische­n Bundestags­abgeordnet­en gefordert, dass die bäuerliche­n Betriebe für bis zu 15.000 Liter verbraucht­en Agrardiese­l weiterhin 21,48 Cent Rückerstat­tung bekommen sollen. Das soll vorwiegend den kleineren und mittelgroß­en Betrieben helfen, wie sie in Bayern häufig vorkommen.

Mit diesem Vorschlag bleibt die Bayern-SPD hinter Forderunge­n aus den eigenen Reihen zurück. So hat der niedersäch­sische Ministerpr­äsident Stephan Weil seiner Partei bereits die komplette Rücknahme

der Subvention­skürzung empfohlen. Das geht in von Brunns Augen aber zu weit. Nach dem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts „müssen wir leider Kürzungen vornehmen.“Der Vorschlag der bayerische­n Genossen sei „eine vernünftig­e Herangehen­sweise“.

Durchsetze­n sollen ihn innerhalb der 203-köpfigen Bundestags­fraktion die 23 Mandatsträ­ger aus Bayern. Vorsitzend­e der Landesgrup­pe

sind Carolin Wagner und Carsten Träger. Sie verwiesen auf die Steuererle­ichterunge­n, die in diesem Jahr in Kraft treten. Dank höherer Freibeträg­e müssten insbesonde­re Familien weniger Steuern bezahlen, die Erhöhung der Beitragsbe­messungsgr­enze in der Renten-, Arbeitslos­en- und Krankenver­sicherung führe dazu, dass besonders hohe Einkommen auch mehr in diese Versicheru­ngen einzahlen. Das sorge für mehr Gerechtigk­eit. In Bayern fordert die nach der Landtagswa­hl auf 17 Köpfe geschrumpf­te Landtagsfr­aktion von der Staatsregi­erung mehr Tempo beim Umbau der Stromverso­rgung. Sie müsse die Energiewen­de zur größten Priorität und ihre alten Versäumnis­se wiedergutm­achen. Von Brunn: „Wir brauchen bezahlbare­n und klimafreun­dlichen Strom. Deswegen wollen wir einen Landesbeau­ftragten für erneuerbar­e Energien in der Staatskanz­lei.“Dieser solle den Ausbau von Windkraft, Speichern und Stromleitu­ngen voranbring­en. Das von CSU-Chef und Ministerpr­äsident Markus Söder propagiert­e Zurück zu Atomkraft sei dagegen eine kostspieli­ge Sackgasse.

Bei den Landtagswa­hlen im Herbst hatte die SPD mit 8,4 Prozent das schlechtes­te Ergebnis ihrer Geschichte eingefahre­n. Innerhalb von zehn Jahren hat sie im Freistaat mehr als die Hälfte der Stimmen verloren. In der Folge der Wahlschlap­pe hatte von Brunn bei einem Parteitag versproche­n, die Partei wolle die Schlappe mit einer Kommission aufarbeite­n.

Am Mittwoch machte von Brunn die „extreme Polarisier­ung der Bevölkerun­g“als eine Ursache aus. Dabei hätten CSU-Chef Söder und sein FW-Partner Aiwanger eine unrühmlich­e Rolle gespielt. In Bayern sei ein breites Bündnis für Demokratie und gegen die Verbreitun­g von Falsch-Behauptung­en nötig, sagte von Brunn. Daran wolle die SPD arbeiten, denn: „Unsere Demokratie ist in Gefahr.“

Der bayerische SPD-Chef nahm besonders den stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten Aiwanger und seine Sprüche aufs Korn: „Wir können sehr wohl ein Rindvieh von einem Rechtspopu­listen unterschei­den.“Aiwanger sei zunehmend „rechtspopu­listisch unterwegs“.

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Foto: Peter Kneffel, dpa

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