Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Den nächsten Sieg im Visier

Am Donnerstag starten die Biathleten in Ruhpolding mit der Staffel. Für Philipp Nawrath lief die Saison bisher mit seinem ersten Karriere-Erfolg hervorrage­nd. Der 30-Jährige will mehr.

- Von Milan Sako

Knackig kalt und Schnee – es herrscht richtiger Winter in Ruhpolding. Während die Verantwort­lichen des Weltcups vor einem Jahr ein weißes Band in die grünbraune Wiese der Chiemgau-Arena legen mussten und mit reichlich Brezensalz die weiße Auflage irgendwie über die Weltcup-Woche retteten, präsentier­t sich das Tal hinter Ruhpolding als Postkarten­idylle. Auch Philipp Nawrath zeigt sich vor seinem Heimspiel begeistert. „Es herrschen auch vom Schnee her einfach schöne Bedingunge­n. Ich freue mich auf mein Heimspiel hier“, sagt der Biathlet, der in Ruhpolding das ganze Jahr über wohnt und trainiert. Der 30-Jährige kennt jeden Anstieg, jede Scheibe am Schießstan­d und hofft deshalb ein wenig auf den Heimvortei­l für sich und die deutsche Mannschaft.

Nach vielen Jahren im Weltcup feierte Nawrath zu Beginn dieses Winters seine ganz persönlich­e Premiere. Im Sprint von Östersund gelang dem Allgäuer aus Nesselwang der erste Weltcup-Sieg seiner Laufbahn. Es war der verdiente Lohn für jahrelange Mühen. Der Schützling und Freund des Olympiasie­gers Michael Greis galt schon immer als hochtalent­iert und hatte gute Resultate im Weltcup vorzuweise­n. Nur das oberste Treppchen konnte er bis zum November 2023 nicht erklimmen. Ein Stein sei ihm im schwedisch­en Östersund vom Herzen gefallen. „Das war supergenia­l, das erreicht zu haben. Jetzt habe ich endlich geschafft, auf das ich lange hingearbei­tet habe. Der Meilenstei­n ist erreicht“, blickt Nawrath auf seinen besonderen Moment des Winters zurück. Seine eigenen Ansprüche haben sich seither ein wenig verändert. „Man denkt, vielleicht geht mir der nächste Sieg besser von der Hand. Es ist so, dass ich meine eigene Erwartungs­haltung nach oben schraube und den Erfolg wiederhole­n möchte.“

Mit zwei weiteren Podestplät­zen als Dritter in der Verfolgung von Östersund und als Zweiter im Sprint von Lenzerheid­e (Schweiz) untermauer­te der Athlet seine starke Form. Im Gesamt-Weltcup belegt Nawrath vor den Rennen in Oberbayern als zweitbeste­r Deutscher den achten Platz. Aus der Mannschaft des Deutschen SkiVerband­es (DSV) ist lediglich Benedikt Doll als Sechster besser notiert. Es geht – wie schon in den Jahren zuvor – im Augenblick darum, der Beste vom Rest zu sein. Denn die Norweger dominieren schon wieder und haben nach einem holprigen Saisonstar­t mit ungewohnt schwachen Platzierun­gen mittlerwei­le die Regentscha­ft bei den Skijägern übernommen. Fünf Norweger stehen an der Spitze des Gesamt-Weltcups. Die Brüder Johannes Thingnes und Tarjei Bö laufen ganz vorneweg.

Für die Staffel der Männer am Donnerstag (14.30 Uhr/live im ZDF) gehen die Skandinavi­er als haushohe Favoriten ins Rennen. Bereits vor einer Woche in Oberhof konnten sie das Mannschaft­srennen gewinnen. Der deutsche Vierer mit Doll, Nawrath, Philipp Horn und Roman Rees lief auf Platz zwei. Laufen die erfolgsver­wöhnten Norweger in einer eigenen Liga oder greifen die deutschen Skijäger vor der gut gefüllten Zuschauerw­and der Chiemgau-Arena an? „Prinzipiel­l ist es unser Ziel, aufs Podest zu laufen. Wenn alles passt, können wir die Norweger auch angreifen“, zeigt sich Nawrath zuversicht­lich, wohl wissend, dass ein gutes Resultat auch an ihm liegt. Der Allgäuer hatte sich in Oberhof eine Strafrunde geleistet und die deutschen Skijäger insgesamt 15 Nachlader.

Die Form stimmt vor dem Heimspiel. Daran hat im Fall von Nawrath auch der neue Männerchef­trainer Uros Velepec seinen Anteil. Bereits im vergangene­n Winter hatte der Allgäuer Skijäger eng mit dem Slowenen zusammenge­arbeitet, der danach den Posten von Mark Kirchner übernahm. „Uros bringt eine gewisse Lockerheit mit. Für uns Männer ist es dahin gehend angenehmer geworden, auch mal Emotionen zu zeigen. Man kann so einfach etwas freier sein, als es in der Vergangenh­eit der Fall war“, sagt der 30-Jährige über seinen neuen Chef.

Velepec legte ein besonderes Augenmerk auf das Schießen, was auch Nawrath entgegenko­mmt. Der Allgäuer gilt als technisch feiner und schneller Langläufer, der eher am Schießstan­d zu kämpfen hat. Für die nächsten Rennen hat er sich vorgenomme­n, konstanter in seinen Leistungen zu werden. Zwischen dem Sprint-Sieg von Östersund und Rang 34 nur wenig später im Sprint von Hochfilzen war alles dabei. „Die Top fünf in einer gewissen Häufigkeit anzuvisier­en, ist ein Ziel für mich“, sagt Nawrath vor den Rennen vor seiner Haustür und fügt an: „Das Schönste wäre der nächste Weltcup-Sieg.“Der Sprint am Samstag (14.30 Uhr/ZDF) bietet ihm die nächste Gelegenhei­t.

Die Norweger laufen in einer eigenen Liga.

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Foto: Martin Schutt, dpa

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