Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Boxerin Tina Rupprecht will wieder Weltmeiste­rin werden

Nachdem sie vergangene­s Jahr in den USA ihren WM-Gürtel verloren hat, kämpft die Augsburger­in wieder um einen Titel – diesmal in einer neuen Gewichtskl­asse.

- Von Andreas Kornes

Lange war es ruhig gewesen um Tina Rupprecht. Ende März des vergangene­n Jahres hatte die Profiboxer­in aus Augsburg ihren größten Kampf verloren. In den USA unterlag sie als WBC-Weltmeiste­rin der Lokalmatad­orin und WBA-Weltmeiste­rin Seniesa Estrada. In einem der besten Kämpfe in der Geschichte des Frauenboxe­ns musste sich Rupprecht dem Urteil der Ringrichte­r beugen. Dass dieses einstimmig ausfiel, überrascht­e auch viele Experten, dürfte aber mit dem Heimbonus Estradas zu erklären sein.

Die Grenze im Atomgewich­t liegt bei 46,2 Kilogramm.

Tina Rupprecht wiederum musste sich neue Ziele stecken. „Nach Amerika kam die Frage auf, wie es weitergeht“, erzählt sie im Rückblick. Schon länger habe sie die Atomgewich­tsklasse im Auge gehabt. Dort kämpfen die leichteste­n Boxerinnen. Die Grenze liegt bei 46,2 Kilo. Bisher hatte Rupprecht im Minimumgew­icht gekämpft, das bis 47,6 Kilo geht. „Je leichter, desto mehr merkt man ein, zwei Kilo“, sagt die Augsburger­in, die in ihrer alten Gewichtskl­asse immer zu den leichteste­n Boxerinnen gezählt hatte.

„Dann haben wir geschaut, wo im Atomgewich­t die Titel sind. Und der WBC-Gürtel ist eben in Tschechien bei Fabiana Bytyqi, die ihn schon seit 2018 hält.“Gesagt, getan. Rupprecht forderte Bytyqi heraus und wurde nach langen Jahren als Titelverte­idigerin wieder zur Jägerin. „Ich fühle mich wie am Anfang meiner Karriere“, sagt sie dazu mit einem Lachen. Die Umstellung in der neuen Gewichtskl­asse sei für sie nur gering, „weil ich bisher eigentlich immer schon mit meinem Kampfgewic­ht herumgelau­fen bin“. Im Boxen ist das eher unüblich, meistens müssen die Sportlerin­nen und Sportler zum Kampf hin leichter werden, um in ihre Gewichtskl­asse zu passen. Rupprecht: „Wir schauen aber, dass ich das Gewicht schon im Vorfeld erreiche und nicht erst auf den letzten Drücker.“

Der Kampf um den WBC-Gürtel im Atomgewich­t steigt am kommenden Samstag in der Berliner Verti Music Hall und wird live auf sportschau.de übertragen. Rupprecht vs. Bytyqi ist der zweite Hauptkampf des Abends und soll gegen 21 Uhr beginnen. Im Anschluss gibt dann Ronny Gabel seine Abschiedsv­orstellung. Der 39-jährige Berliner kämpft gegen Ilias Essaoudi um den WBO-Europe-Titel im Superwelte­rgewicht. Erwartet werden rund 4000 Zuschauer.

Für Rupprecht geht es um viel, sie will wieder Weltmeiste­rin werden. Dafür hat sie sich seit September intensiv vorbereite­t. Unter anderem war sie wieder bei „Athletik-Guru“Sepp Maurer im Bayerische­n Wald im Trainingsl­ager, um die konditione­llen Grundlagen zu legen. Zuletzt war sie mit ihrem Trainer Alexander Haan in Ungarn zum Sparring. Frei von äußeren Einflüssen habe sie sich dort ganz aufs Boxen konzentrie­ren können. Gesucht waren Gegnerinne­n, die in ihrer Art zu boxen der Weltmeiste­rin Bytyqi ähneln. „Die ist sehr groß gewachsen und eher schlank. Dementspre­chend stellen wir uns natürlich ein. Aber das ist für mich nichts Neues“, sagt Rupprecht.

In Europa ist die Tschechin das Maß der Dinge in ihrer Gewichtskl­asse. Bisher. Rupprecht will das ändern. Weiter vorausscha­uen will sie (noch) nicht. Doch klar ist auch: Die besten Kämpferinn­en sind in Südamerika und Japan zu Hause. Gut möglich also, dass eine der nächsten Dienstreis­en von Tina Rupprecht dann wieder mit einem längeren Flug verbunden ist.

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Foto: Christian Kolbert, kolbert-press Nach einem großen Kampf hatte sich Tina Rupprecht im vergangene­n Jahr der US-Amerikaner­in Seniesa Estrada geschlagen geben müssen und ihren WMGürtel verloren.

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