Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadtwerke setzen künftig auf Elektrobusse
Die Flotte der Stadtwerke soll ab 2028 stufenweise umgebaut werden. Das Unternehmen wollte das lange Jahre nicht. Was es nun zum Umschwenken bewogen hat.
Die Augsburger Stadtwerke – über Jahrzehnte Vorreiter beim Betrieb von emissionsarmen und inzwischen klimaneutralen Erdgasbussen – wollen sich in den kommenden Jahren von der VerbrennerTechnologie verabschieden und bei Neubeschaffungen auf Elektrobusse setzen. Kommendes Jahr soll noch mal eine letzte Bestellung über 28 Erdgasbusse erfolgen, um die Flotte turnusgemäß zu erneuern und eine Rückfallebene für die Umstellung zu haben, ab 2028 sollen dann die ersten E-Busse durch Augsburg rollen. Zug um Zug soll die Flotte der insgesamt rund 90 Stadtbusse komplett auf Batteriebetrieb umgestellt werden. Die Stadtwerke nennen mehrere Gründe für die Umstellung.
Lange Zeit seien Erdgasbusse in ökologischer Hinsicht eine Spitzenlösung gewesen, sagt Klaus Röder, Fuhrpark-Chef der Stadtwerke. Bei der Verbrennung von Erdgas fallen kaum Feinstaub und deutlich weniger Stickoxide als beim Diesel an. In den vergangenen Jahren spielte das angesichts der Grenzwertüberschreitungen in
Augsburg und Diskussionen über Diesel-Fahrverbote durchaus eine Rolle, wobei die Messstation in der Karlstraße seit einigen Jahren keine Überschreitungen mehr registriert.
Zudem setzten die Stadtwerke in den vergangenen Jahren auf Biogas, das aus Abfällen in der Landwirtschaft erzeugt wird. Somit waren die Busse in der Bilanz klimaneutral unterwegs. Doch nun stehe diese Technologie vor dem Auslaufen, so Röder. Man müsse aktuell davon ausgehen, dass die großen Bushersteller Erdgasbusse ab 2027 aus dem Programm nehmen werden. Teils sei das schon geschehen, teils angekündigt. Grund für die Zurückhaltung der Hersteller sei die Abgasnorm Euro 7, die bei Bussen und Lkw künftig schärfere Regeln vorsieht. Zudem sei absehbar, dass EU-weit ab 2030 wohl ein Verbrenner-Verbot bei Stadtbussen kommen könnte.
Die EU hatte bereits in den vergangenen Jahren eine stufenweise Umstellung auf saubere Antriebsarten (Batterie oder Wasserstoff) bei Lkw und Bussen verlangt. Die Erdgasbusse in Augsburg galten darum schon vor einigen Jahren als Wackelkandidaten (wir berichteten), die Stadtwerke plädierten damals aber nachdrücklich für einen Weiterbetrieb. Die formale Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht gab den Bussen dann tatsächlich eine Zukunftsperspektive, die nun aber ausläuft.
Röder kündigt an, dass man wohl auf Busse mit Batterie setzen werde. Zwar bieten erste Hersteller inzwischen auch BrennstoffzellenBusse an, die aus Wasserstoff Strom für einen Elektromotor erzeugen, die Batterie sei aber verbreiteter und Wasserstoff aktuell ein vergleichsweise teurer Treibstoff. „Inzwischen sind solche Elektrobusse bei vielen Verkehrsbetrieben im Einsatz“, so Röder. Kinderkrankheiten habe diese Technologie inzwischen überwunden, die Batteriereichweiten seien besser als früher.
Gut genug sind sie Stand heute aber noch nicht, um einen Bus im Winter den ganzen Tag über die Runden zu bringen. Die bis zu 400 Kilometer, die Stadtbusse auf manchen Augsburger Linien pro Tag zurücklegen, sind zumindest im Winter mit einer Akkuladung nicht zu schaffen. In Berlin gab es vor drei Jahren bei einem Kälteeinbruch Probleme mit der Reichweite,
zuletzt machten auch verkürzte Reichweiten in Norwegen Schlagzeilen. „Wir gehen aber davon aus, dass sich bei der Batterietechnologie in den kommenden Jahren einiges tut“, so Röder. Schon die Entwicklungen in den vergangenen Jahren seien beachtlich gewesen.
Der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) hat bereits seit dreieinhalb Jahren zwei E-Busse im Regionalverkehr zwischen Zusmarshausen (Kreis Augsburg) und Uni-Klinik im Einsatz. Man sei vollauf zufrieden, so der AVV auf Anfrage, auch was Reichweite und Betrieb betrifft. Die Busse dort sollten zunächst nur zu bestimmten Zeiten im Einsatz sein, fahren inzwischen aber ganztägig. Auch die Rückmeldungen von Fahrgästen wegen der Geräusche und des Fahrverhaltens seien positiv. Im AVV-Regionalbusverkehr ist eine Elektrifizierung auch beim Königsbrunner Stadtbus und im Raum Affing/Aichach geplant. Insgesamt sind 19 Busse bestellt. Die Umstellung war zum Fahrplanwechsel im Dezember geplant, allerdings gab es Lieferschwierigkeiten der Hersteller. Inwieweit man weitere Linien im Regionalbusverkehr von Diesel auf Elektro umstellen werde, sei noch unklar, so Sprecherin Irene Goßner. Dafür müsse man sich Linienverläufe und Möglichkeiten zum Aufstellen von Lade-Infrastruktur anschauen. Das Thema Lade-Infrastruktur treibt auch die Stadtwerke in Augsburg um, die nun eine entsprechende Studie starten, wann und wie Busse am besten aufgeladen werden. Der Stromanschluss am Busbetriebshof müsse in jedem Fall deutlich erweitert werden. „Würden wir da heute 90 Busse gleichzeitig laden, würden die Lichter im Umfeld des Standortes ausgehen“, so Röder. Auch Fragen nach dem Flächenbedarf und dem Brandschutz müssten beantwortet werden. Bis 2040, so die Stadtwerke, solle die Umrüstung abgeschlossen sein. Man gehe davon aus, 150 Millionen Euro in neue Fahrzeuge und Infrastruktur stecken zu müssen, wobei es relativ viel Fördergeld von Bund und Land gibt und Busse – egal mit welcher Antriebsart – turnusgemäß ohnehin erneuert werden müssen. Einen Eigenanteil werden aber auch die Stadtwerke zu tragen haben.