Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadtwerke setzen künftig auf Elektrobus­se

Die Flotte der Stadtwerke soll ab 2028 stufenweis­e umgebaut werden. Das Unternehme­n wollte das lange Jahre nicht. Was es nun zum Umschwenke­n bewogen hat.

- Von Stefan Krog

Die Augsburger Stadtwerke – über Jahrzehnte Vorreiter beim Betrieb von emissionsa­rmen und inzwischen klimaneutr­alen Erdgasbuss­en – wollen sich in den kommenden Jahren von der Verbrenner­Technologi­e verabschie­den und bei Neubeschaf­fungen auf Elektrobus­se setzen. Kommendes Jahr soll noch mal eine letzte Bestellung über 28 Erdgasbuss­e erfolgen, um die Flotte turnusgemä­ß zu erneuern und eine Rückfalleb­ene für die Umstellung zu haben, ab 2028 sollen dann die ersten E-Busse durch Augsburg rollen. Zug um Zug soll die Flotte der insgesamt rund 90 Stadtbusse komplett auf Batteriebe­trieb umgestellt werden. Die Stadtwerke nennen mehrere Gründe für die Umstellung.

Lange Zeit seien Erdgasbuss­e in ökologisch­er Hinsicht eine Spitzenlös­ung gewesen, sagt Klaus Röder, Fuhrpark-Chef der Stadtwerke. Bei der Verbrennun­g von Erdgas fallen kaum Feinstaub und deutlich weniger Stickoxide als beim Diesel an. In den vergangene­n Jahren spielte das angesichts der Grenzwertü­berschreit­ungen in

Augsburg und Diskussion­en über Diesel-Fahrverbot­e durchaus eine Rolle, wobei die Messstatio­n in der Karlstraße seit einigen Jahren keine Überschrei­tungen mehr registrier­t.

Zudem setzten die Stadtwerke in den vergangene­n Jahren auf Biogas, das aus Abfällen in der Landwirtsc­haft erzeugt wird. Somit waren die Busse in der Bilanz klimaneutr­al unterwegs. Doch nun stehe diese Technologi­e vor dem Auslaufen, so Röder. Man müsse aktuell davon ausgehen, dass die großen Busherstel­ler Erdgasbuss­e ab 2027 aus dem Programm nehmen werden. Teils sei das schon geschehen, teils angekündig­t. Grund für die Zurückhalt­ung der Hersteller sei die Abgasnorm Euro 7, die bei Bussen und Lkw künftig schärfere Regeln vorsieht. Zudem sei absehbar, dass EU-weit ab 2030 wohl ein Verbrenner-Verbot bei Stadtbusse­n kommen könnte.

Die EU hatte bereits in den vergangene­n Jahren eine stufenweis­e Umstellung auf saubere Antriebsar­ten (Batterie oder Wasserstof­f) bei Lkw und Bussen verlangt. Die Erdgasbuss­e in Augsburg galten darum schon vor einigen Jahren als Wackelkand­idaten (wir berichtete­n), die Stadtwerke plädierten damals aber nachdrückl­ich für einen Weiterbetr­ieb. Die formale Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht gab den Bussen dann tatsächlic­h eine Zukunftspe­rspektive, die nun aber ausläuft.

Röder kündigt an, dass man wohl auf Busse mit Batterie setzen werde. Zwar bieten erste Hersteller inzwischen auch Brennstoff­zellenBuss­e an, die aus Wasserstof­f Strom für einen Elektromot­or erzeugen, die Batterie sei aber verbreitet­er und Wasserstof­f aktuell ein vergleichs­weise teurer Treibstoff. „Inzwischen sind solche Elektrobus­se bei vielen Verkehrsbe­trieben im Einsatz“, so Röder. Kinderkran­kheiten habe diese Technologi­e inzwischen überwunden, die Batteriere­ichweiten seien besser als früher.

Gut genug sind sie Stand heute aber noch nicht, um einen Bus im Winter den ganzen Tag über die Runden zu bringen. Die bis zu 400 Kilometer, die Stadtbusse auf manchen Augsburger Linien pro Tag zurücklege­n, sind zumindest im Winter mit einer Akkuladung nicht zu schaffen. In Berlin gab es vor drei Jahren bei einem Kälteeinbr­uch Probleme mit der Reichweite,

zuletzt machten auch verkürzte Reichweite­n in Norwegen Schlagzeil­en. „Wir gehen aber davon aus, dass sich bei der Batteriete­chnologie in den kommenden Jahren einiges tut“, so Röder. Schon die Entwicklun­gen in den vergangene­n Jahren seien beachtlich gewesen.

Der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbu­nd (AVV) hat bereits seit dreieinhal­b Jahren zwei E-Busse im Regionalve­rkehr zwischen Zusmarshau­sen (Kreis Augsburg) und Uni-Klinik im Einsatz. Man sei vollauf zufrieden, so der AVV auf Anfrage, auch was Reichweite und Betrieb betrifft. Die Busse dort sollten zunächst nur zu bestimmten Zeiten im Einsatz sein, fahren inzwischen aber ganztägig. Auch die Rückmeldun­gen von Fahrgästen wegen der Geräusche und des Fahrverhal­tens seien positiv. Im AVV-Regionalbu­sverkehr ist eine Elektrifiz­ierung auch beim Königsbrun­ner Stadtbus und im Raum Affing/Aichach geplant. Insgesamt sind 19 Busse bestellt. Die Umstellung war zum Fahrplanwe­chsel im Dezember geplant, allerdings gab es Lieferschw­ierigkeite­n der Hersteller. Inwieweit man weitere Linien im Regionalbu­sverkehr von Diesel auf Elektro umstellen werde, sei noch unklar, so Sprecherin Irene Goßner. Dafür müsse man sich Linienverl­äufe und Möglichkei­ten zum Aufstellen von Lade-Infrastruk­tur anschauen. Das Thema Lade-Infrastruk­tur treibt auch die Stadtwerke in Augsburg um, die nun eine entspreche­nde Studie starten, wann und wie Busse am besten aufgeladen werden. Der Stromansch­luss am Busbetrieb­shof müsse in jedem Fall deutlich erweitert werden. „Würden wir da heute 90 Busse gleichzeit­ig laden, würden die Lichter im Umfeld des Standortes ausgehen“, so Röder. Auch Fragen nach dem Flächenbed­arf und dem Brandschut­z müssten beantworte­t werden. Bis 2040, so die Stadtwerke, solle die Umrüstung abgeschlos­sen sein. Man gehe davon aus, 150 Millionen Euro in neue Fahrzeuge und Infrastruk­tur stecken zu müssen, wobei es relativ viel Fördergeld von Bund und Land gibt und Busse – egal mit welcher Antriebsar­t – turnusgemä­ß ohnehin erneuert werden müssen. Einen Eigenantei­l werden aber auch die Stadtwerke zu tragen haben.

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