Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie Jagd, Fischerei und die Umwelt zusammenhä­ngen

Bei der Messe „Jagen und Fischen“geht es um mehr als Trends bei Angelruten und Gewehren. Sie will Naturliebh­aber ansprechen, doch es gibt Widerspruc­h.

- Von Andrea Wenzel

Die Messe „Jagen und Fischen“gilt als führende Branchenve­ranstaltun­g für Jäger, Fischer und Naturliebh­aber in Süddeutsch­land. Im vergangene­n Jahr kamen 25.000 Besucher auf das Gelände der Messe Augsburg, die auch Veranstalt­er ist. Dabei geht es den Entwickler­n des Messeforma­ts eigenen Angaben nach nicht nur darum, die neuesten Trends bei Angelruten oder Jagdgewehr­en vorzustell­en. Vielmehr soll das Angebot alle Naturinter­essierten ansprechen. Bei der aktuellen Auflage von 12. bis 14. Januar steht deshalb unter anderem das Thema Klimawande­l im Fokus. Dessen Auswirkung­en bekam im Vorfeld bereits die Fischereif­achberatun­g des Bezirks Schwaben zu spüren. Die Mitarbeite­r holen für die Messe heimische Fischarten aus den Gewässern, um sie in großen Aquarien zu präsentier­en. Doch das starke Hochwasser hat Verantwort­lichen und den Tieren zugesetzt.

„Das Hochwasser war in diesem Jahr ein richtiges Abenteuer für uns“, erzählt Oliver Born, Leiter der Fischereif­achberatun­g des Bezirks Schwaben. Es habe es für die Mitarbeite­r gefährlich­er gemacht, einen Teil der Fische für die zehn

Aquarien aus den Gewässern zu holen. Das trübe Wasser habe zudem kaum einen Blick auf die Tiere zugelassen. Noch schwierige­r sei das Hochwasser für die Fische selbst, die zu dieser Jahreszeit eigentlich flache Wasserstän­de gewohnt sind, die Rückzugsmö­glichkeite­n in Unterständ­e ermögliche­n. „Dieses Hochwasser ist eine Auswirkung des Klimawande­ls. Wie es im Sommer auch die enorm tiefen Wasserstän­de waren“, so Oliver Born. Um auf solche Entwicklun­gen und ihre Folgen hinzuweise­n, sei die Fischereif­achberatun­g auf der „Jagen und Fischen“vertreten. Die Tiere in den Aquarien kämen nach Veranstalt­ungsende wieder in die Fischzucht des Bezirks beziehungs­weise zurück in die freie Natur.

„Natur erleben“lautet in diesem Jahr das Motto der „Jagen und Fischen“. Neben klassische­n Messeständ­en internatio­naler Anbieter greifen die rund 300 Aussteller­innen und Aussteller verschiede­ne Themen auf. „Mit der Messe möchten wir die Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie das Zusammensp­iel von Jagd, Fischerei und Umwelt aufzeigen und verdeutlic­hen“, so Lorenz Rau, Geschäftsf­ührer der Messe Augsburg. Dafür wird auch ein Zukunftswa­ld aufgebaut, in dem Gäste erleben, welche Auswirkung­en der Klimawande­l für die heimischen Wälder hat. Die Augsburger Jägerverei­nigung zeigt in der Erlebniswe­lt Jagen die Entwicklun­g des Menschen als Jäger durch die Geschichte. Dazu gibt es traditione­lle Handwerksk­unst zu sehen. Flankiert werden diese Angebote durch ein umfangreic­hes Rahmenprog­ramm – angefangen von der Greifvogel­schau, über eine Show-Küche für Wild- und Fisch, Fachvorträ­ge oder eine tägliche Vorstellun­g von Jagdhunden.

Umstritten waren zuletzt Aussteller, die auf der Messe Angebote für Jagdreisen zum Beispiel in

Afrika präsentier­ten. Tierschutz­organisati­onen hatten im Vorfeld der Messe 2023 scharfe Kritik geübt und ein Verbot für diese Aussteller gefordert. Im Frühjahr 2023 hatten Grüne, CSU, Sozialfrak­tion, Freie Wähler, Die Partei, Generation Aux, ÖDP und Einzelstad­trätin Margarete Heinrich in einem gemeinsame­n Antrag die Prüfung entspreche­nder Verbote gefordert. Die Stadt sieht allerdings keine Möglichkei­ten dafür, dass die Messe Augsburg als städtische Tochter ein Werbeverbo­t für Aussteller von Trophäenja­gden ausspricht. Auch eine Änderung der Messericht­linien sei nicht zulässig, so die Stadt unter Berufung auf Anwaltsgut­achten.

Die Messe Augsburg argumentie­rte zuletzt, dass alle zugelassen­en Aussteller die geltenden gesetzlich­en Auflagen erfüllen würden. Mit drei der rund 300 Aussteller hätten sie 2024 zudem nur einen geringen Anteil an der Messe.

Die ÖDP hat die Stadt dennoch aufgeforde­rt, in der nächsten Gesellscha­fterversam­mlung die Einsetzung einer Ethikkommi­ssion zu beantragen, die künftig entscheide­n soll, welche Angebote abzulehnen seien. Die V-Partei3 hat für Sonntag ab 12 Uhr eine Demonstrat­ion gegen die Messe „Jagen und Fischen“angekündig­t. Der Antrag der ÖDP sei zu kurz gegriffen und packe das Problem nicht an der Wurzel.

 ?? Foto: Annette Zoepf (Archiv) ?? Die Messe „Jagen und Fischen“findet von 12. bis 14. Januar 2024 in Augsburg statt. Das Motto: „Natur erleben“.
Foto: Annette Zoepf (Archiv) Die Messe „Jagen und Fischen“findet von 12. bis 14. Januar 2024 in Augsburg statt. Das Motto: „Natur erleben“.

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