Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Solche Demos müssen zumutbar sein

- Von Max Kramer

Dreimal ist Augsburg in den vergangene­n zwei Wochen Schauplatz einer Groß-Demonstrat­ion von Landwirten geworden. Bemerkensw­ert ist das nicht nur aufgrund des Themas, aus naheliegen­den Gründen ist eine Stadt dieser Größenordn­ung weniger landwirtsc­haftlich geprägt wie das Umland. Auch die Häufung als solche ist auffällig, selbst in einem aufgeheizt­en Gesamt-Klima wie derzeit, selbst im Zusammenha­ng mit einer öffentlich­keitswirks­am ausgeflagg­ten Protestwoc­he. Was die drei Kundgebung­en gemeinsam hatten: Sie waren laut, für viele Verkehrste­ilnehmerin­nen und -teilnehmer nervig, in diesem Ausmaß vielleicht auch übertriebe­n. Aber dass sie so wie am Mittwoch stattfinde­n können, ist wichtig.

Sicher: Aus Sicht der Landwirte ist der aktuelle Zeitpunkt zum Demonstrie­ren günstig, saisonbedi­ngt ist meist weniger los. Dass sich aber tausende Menschen mehrfach auf den Weg machen, spricht neben guter Organisati­on auch für eine Dringlichk­eit des Anliegens. Unabhängig davon, ob man sie für angemessen hält: Dass die Landwirte für ihre Interessen eintreten, ist nichts als ihr gutes Recht – so, wie es jedem und jeder anderen auch zusteht, sich für seine Sache einzusetze­n. Solange die Proteste friedlich bleiben, ist daran nicht zu rütteln. Das haben vor wenigen Jahren auch die umstritten­en „Corona-Demos“gezeigt. Keineswegs selbstvers­tändlich ist, dass Kundgebung­en in dieser Größenordn­ung reibungslo­s ablaufen – gerade, wenn tausende, teils meterhohe landwirtsc­haftliche Fahrzeuge im Spiel sind. Schienen die Behörden Ende Dezember noch etwas von den Dimensione­n des Protest-Zugs überrascht, lief die stationäre Kundgebung am Mittwoch den Umständen entspreche­nd störungsfr­ei ab, spontanes Shuttle von der WWK-Arena inklusive. Auch das zeigt: Augsburg kann Groß-Demo.

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