Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Solche Demos müssen zumutbar sein
Dreimal ist Augsburg in den vergangenen zwei Wochen Schauplatz einer Groß-Demonstration von Landwirten geworden. Bemerkenswert ist das nicht nur aufgrund des Themas, aus naheliegenden Gründen ist eine Stadt dieser Größenordnung weniger landwirtschaftlich geprägt wie das Umland. Auch die Häufung als solche ist auffällig, selbst in einem aufgeheizten Gesamt-Klima wie derzeit, selbst im Zusammenhang mit einer öffentlichkeitswirksam ausgeflaggten Protestwoche. Was die drei Kundgebungen gemeinsam hatten: Sie waren laut, für viele Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer nervig, in diesem Ausmaß vielleicht auch übertrieben. Aber dass sie so wie am Mittwoch stattfinden können, ist wichtig.
Sicher: Aus Sicht der Landwirte ist der aktuelle Zeitpunkt zum Demonstrieren günstig, saisonbedingt ist meist weniger los. Dass sich aber tausende Menschen mehrfach auf den Weg machen, spricht neben guter Organisation auch für eine Dringlichkeit des Anliegens. Unabhängig davon, ob man sie für angemessen hält: Dass die Landwirte für ihre Interessen eintreten, ist nichts als ihr gutes Recht – so, wie es jedem und jeder anderen auch zusteht, sich für seine Sache einzusetzen. Solange die Proteste friedlich bleiben, ist daran nicht zu rütteln. Das haben vor wenigen Jahren auch die umstrittenen „Corona-Demos“gezeigt. Keineswegs selbstverständlich ist, dass Kundgebungen in dieser Größenordnung reibungslos ablaufen – gerade, wenn tausende, teils meterhohe landwirtschaftliche Fahrzeuge im Spiel sind. Schienen die Behörden Ende Dezember noch etwas von den Dimensionen des Protest-Zugs überrascht, lief die stationäre Kundgebung am Mittwoch den Umständen entsprechend störungsfrei ab, spontanes Shuttle von der WWK-Arena inklusive. Auch das zeigt: Augsburg kann Groß-Demo.