Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Freie Wähler sind schockiert über Kündigunge­n

Das Deutschlan­dticket als Chipkarte gilt auch im AVV. Kaufen kann man es dort aber nicht. Das sei typisch für den Zustand des Verkehrsve­rbundes, sagen die Freien Wähler.

- Von Jana Tallevi

Die Freien Wähler im Landkreis Augsburg zeigen sich schockiert über das Vorgehen des AVV gegenüber Deutschlan­dticketAbo­nnenten. Das teilen die Freien Wähler jetzt in einer Pressemitt­eilung mit. Das Unverständ­nis für den Augsburger Verkehrs- und Tarifverbu­nd bezieht sich auf die Kündigunge­n, die kurz vor Weihnachte­n an jene Deutschlan­dticket-Kunden ergangen sind, die das Abo nicht auf ihrem Smartphone haben, sondern bislang in einer auf Papier ausgedruck­ten Version. Während andere Verkehrsan­bieter auf eine Chipkarten-Lösung umgestiege­n sind oder die Möglichkei­t des Ausdrucken­s auf Papier, wie die Bayerische Regiobahn BRB, bis Ende April verlängert haben, gibt es solch eine Lösung beim AVV trotz gegenteili­ger Ankündigun­gen nicht.

Melanie Schappin, Vorsitzend­e der Freien Wähler im Augsburger Kreistag, hat bereits in der Vergangenh­eit wiederholt deutliche strukturel­le Änderungen im AVV gefordert. „Es kann nicht angehen, dass dringende Reformen im AVV nun bereits über Jahre hinweg nicht angegangen würden. Der AVV ist vom Landkreis kaum mehr finanzierb­ar, allein im neuen Haushalt müssen Verluste des AVV von über 16 Millionen Euro ausgeglich­en werden – Tendenz deutlich steigend, während Leistungsf­ähigkeit und Qualität massiv nachlassen“, äußert sie in der Pressemitt­eilung. Obwohl der Landkreis sich bekanntlic­h in Finanzieru­ngsnot befinde, werde von Verwaltung und Kreistag alles unternomme­n, um den ÖPNV finanziell am Laufen zu halten, während sich der AVV offensicht­lich zurücklehn­e, kritisiert Schappin.

Ein Beispiel gibt der Gersthofer Bürgermeis­ter Michael Wörle in der Pressemitt­eilung. So werde das spezielle Gersthofen-Abo, das den Bürgerinne­n und Bürgern der Stadt besonders günstige Tarife im Nahverkehr dank einer Unterstütz­ung durch die Stadt ermöglicht, nicht über den AVV angeboten, sondern über die Stadtwerke Augsburg (swa). Hintergrun­d sei,

so Wörle, dass der AVV die aufwendige­re Abrechnung nicht leisten könne.

Für Peter Kraus, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r und Mitglied im Arbeitskre­is Fortschrei­bung Nahverkehr­splan, kamen die jetzigen Kündigunge­n nicht überrasche­nd: „Es zeigt sich seit Längerem, dass der AVV wohl mit modernen IT-Systemen Probleme hat. Nicht nur, dass der AVV nicht in der Lage ist, wie angekündig­t Plastik-Chipkarten auszugeben, auch das Informatio­nssystem über das Verkehrsge­schehen insbesonde­re beim Busverkehr ist mangelhaft oder gar nicht vorhanden.

Wie mit solchen Leistungen die Kundenzufr­iedenheit und die Attraktivi­tät im ÖPNV in unserer Region gesteigert werden soll, erschließt sich mir leider nicht.“

Wie Peter Kraus kritisiert auch der Neusässer Stadtrat Christian Rindsfüßer die Probleme des AVV mit der Auskunfts-App. So sei zum Jahreswech­sel tagelang die Haltestell­e in der Prinzregen­tenstraße in Augsburg angezeigt worden, wo doch seit Jahren eine ganz offensicht­lich immer noch laufende Baustelle am Diakonisse­nhaus die Abfahrt der Busse an dieser Stelle verhindert. Und als die Sperrung der Ortsdurchf­ahrt durch den

Neusässer Stadtteil Hammel schon längst wieder aufgehoben war, hätten die andauernde­n Umleitungs­hinweise bei Pendlerinn­en und Pendlern eher für Verwirrung statt für Aufklärung gesorgt.

Gerade die Zeit rund um den Fahrplanwe­chsel sei jedes Jahr mit einem erhöhten Auskunftsa­ufkommen verbunden, so AVVSpreche­rin Irene Goßner. In diesem Jahr seien technische Probleme hinzugekom­men, sodass die Auskunft über einige Linien zu spät erfolgt sei. „Wir haben versucht, über die Bereitstel­lung von Fahrplanbu­chseiten auf unserer Website Abhilfe zu schaffen. In den Auskunftsm­edien, sowohl in der Fahrtausku­nft im Internet als auch in der ,meinAVV’-App haben wir hierüber informiert und direkt auf die Unterseite ‚Linien‘ auf unserer Homepage verwiesen“, so zunächst die pragmatisc­he Lösung. Die technische­n Probleme in der Auskunft, gepaart mit Fahrermang­el und krankheits­bedingten Personalen­gpässen im Kundencent­er hätten jedoch die Erreichbar­keit im Kundencent­er für Auskünfte stark eingeschrä­nkt.

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Foto: Marcus Merk Die Freien Wähler kritisiere­n das Vorgehen des AVV, bestimmten Kunden des Deutschlan­d-Tickets zu kündigen.

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