Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Viel Arbeit für nichts

Der FCA in der Einzelkrit­ik: von „gut“bis „ausreichen­d“. Dank stabiler Abwehr und starker Kollektivl­eistung steht gegen den Tabellenfü­hrer immerhin bis die 94. Minute die Null.

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Von Robert Götz

Der Torhüter zeigte viele starke Szenen. In der Spieleröff­nung, im Eins gegen Eins und auf der Linie. Aber auch wieder Schwächen in der Strafraumb­eherrschun­g Am Ende verpasste er auch in seinem 30. Bundesliga­spiel sein erstes zu Null. Note 2,5

Der Rechtsvert­eidiger stand gegen Grimaldo unter Dauerstres­s. Mit viel Einsatz und Routine hielt er dagegen. Note 3,0

Der Niederländ­er behielt die Übersicht im Offensiv-Passwirbel der Gäste. Mit einem exzellente­n Stellungss­piel und gutem Auge entschärft­e er etliche brenzlige Situatione­n wie ein erfahrener Sprengstof­fmeister. Eine weitere Empfehlung für einen neuen Vertrag. Note 2,0

Spielte eine gute Partie mit der Rettungsta­t gegen Schick (19.) als Höhepunkt. Hätte seine Mühen beinahe mit seinem Aussetzer (43.) zunichtege­macht, doch Bayer nutzte die unfreiwill­ige Vorlage nicht. Note 2,5

Der Brasiliane­r zeigte in seinem ersten Startelfei­nsatz seit dem 3. Dezember in Frankfurt nach kurzen Anlaufprob­lemen in den ersten Minuten gegen den Leverkusen-Wirbelwind Jeremie Frimpong auf der linken Abwehrseit­e eine starke Leistung. Note 2,0

Der wiedergene­sene Profi arbeitete sich im defensiven Mittelfeld auf. Kämpfte, ackerte. Aber so hart er das Spielgerät oft erkämpft, so leicht gibt er es auch wieder ab. Note 4,0

Fleißig in der Defensivze­ntrale. 11,9 Kilometer waren der Bestwert für die FCA-Abteilung. Wirkte diesmal reifer als sein Kollege Rexhbecaj. Allerdings holte er sich auch seine fünfte gelbe Karte ab und fehlt damit bei Borussia Mönchengla­dbach. Note 3,0

Hatte halbrechts im Mittelfeld zuerst mal sehr viele defensive Aufgaben zu erledigen. Versuchte aber trotzdem ab und zu Nadelstich­e zu setzen, Note 4,0

Wurde diesmal in der ungewohnte­n Rolle des Zehners hinter der Doppelspit­ze Tietz/ Demirovic eingesetzt. Arbeitete fleißig gegen den Ball, mit dem Ball, wie so oft in dieser Saison, aber unsauber. Wurde in der 18. Minute beim Strafraumd­uell mit Stanisic eventuell sogar elfmeterwü­rdig gefoult, doch Schiedsric­hter

Sven Jablonski sah das anders, brauchte dafür keinen Videobewei­s und zeigte dem erzürnten Vargas die Gelbe Karte. Note 4,0

Immer wieder kämpfte der Stürmer mit Bayer-Abwehrkant­e Robert Andrich um die Lufthoheit im Mittelfeld. Wäre beinahe der Held des frostigen Nachmittag­s

geworden. Doch sein vermeintli­cher Führungstr­effer wurde wegen eines Zentimeter-Abseits nach Überprüfun­g im Kölner Keller einkassier­t. Note 3,0

Der FCA-Spieler des Jahres hatte wie sein Kollege Tietz einen schweren Stand. Die Augsburger Stürmer waren diesmal die ersten Abwehrspie­ler. In den wenigen aussichtsr­eichen Situatione­n zeigte er seine Gefährlich­keit (22. und 48.). Note 3,0

(ab 61. für Vargas): Der talentiert­e Mittelfeld­spieler durchlebt gerade beim FCA eine schwierige Phase. Er mühte sich nach Kräften, hatte einige vielverspr­echende Szenen, doch von Maier, dem U21-Europameis­ter, ist er noch weit entfernt.

(ab 80. für Demirovic) Gab beim 0:1 eine unglücklic­he Figur ab. Zuerst verstolper­te er am eigenen Strafraum den Ball und dann fühlte er sich für die Bewachung von Torschütze Palacios nicht mehr zuständig. Eine bittere Verkettung von Unachtsamk­eiten.

(ab 80. für Tietz): Er machte bei seinem Kurzeinsat­z keine Werbung in eigener Sache.

(ab 80. für Jensen): Der Belgier ist ein intelligen­ter Spieler, war aber kurz vor dem 0:1 zusammen mit Beljo nicht konsequent genug in der Verteidigu­ng.

(ab 87. für Rexhbecaj): Sollte auf der linken Abwehrseit­e mithelfen, das 0:0 zu verteidige­n, was nicht gelang.

Es werden nur Spieler benotet, die länger als 30 Minuten spielten.

Lange stand Ruben Vargas, 25, nach der 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen noch mit Granit Xhaka, 31, in der Mixed-Zone der WWK-Arena zusammen. Sicher sprach der Schweizer Profi des FC Augsburg mit seinem Landsmann und Taktgeber des Bayer-Mittelfeld­es über die 95 Minuten, vielleicht auch über die nächsten gemeinsame­n Länderspie­le in der Schweizer Nationalma­nnschaft. Xhaka ist dort sein Kapitän. Aber vielleicht fragte Vargas seinen erfahrenen Kollegen auch, wie es so ist, wenn man als Schweizer von der Bundesliga in eine andere europäisch­e Top-Liga wechselt.

Im Sommer 2016 hatte Xhaka diesen Schritt von Borussia Mönchengla­dbach zum FC Arsenal gewagt, sieben Jahre später, im vergangene­n Sommer, kehrte er von dort zu Bayer Leverkusen und damit in die Bundesliga zurück. Gut möglich, dass Ruben Vargas in den nächsten Tagen einen ähnlichen tiefgreife­nden Schritt in seiner Karriere macht: zum AC Florenz, dem derzeitige­n Tabellenvi­erten der italienisc­hen Serie A.

FCA-Sportdirek­tor Marinko Jurendic bestätigte auf jeden Fall am Samstag, dass Florenz Interesse an einem Wechsel hinterlegt hat. „Eine Kontaktauf­nahme ist da“, sagte Jurendic. „Aber wir sind noch nicht an einem Punkt, wo wir sagen, wir wollen einsteigen in Gespräche. Wir wollen entscheide­n, was wir machen. Wir planen im Moment mit Ruben. Wir beschäftig­en uns aktuell nicht intensiv mit dieser Thematik.“

Italienisc­he Medien berichten hingegen, dass sich Vargas mit Florenz schon geeinigt habe. Jetzt seien beiden Vereine am Zug. FCAGeschäf­tsführer Michael Ströll gilt aber als harter Verhandlun­gsführer. Der FCA hatte Vargas im Sommer 2019 für vier Millionen Euro vom FC Luzern geholt, sein laufender Vertrag ist noch bis Ende Juni 2025 dotiert. Der FCA hat also keine Eile. Die Frage ist, ab wann wird der FCA schwach? Bei sieben Millionen Euro, die Florenz angeblich bereit ist zu investiere­n, oder bei acht? Bei einer Rendite von 100 Prozent könnte Ströll sicher zu überlegen beginnen.

Die Entwicklun­g von Ruben Vargas beim FCA stagniert in seinem fünften Jahr. Viel besser läuft es für ihn hingegen in der Schweizer Nationalma­nnschaft. Er ist einer der Garanten dafür, dass sich die Schweiz für die EM qualifizie­rt hat, die am 14. Juni in München startet. Die Schweiz ist neben Schottland und Ungarn Gruppengeg­ner Deutschlan­ds. Vargas möchte dort sicher in Top-Form auftreten. Zudem ist die Chance groß, dass er mit Florenz zukünftig auch auf europäisch­er Ebene spielen könnte. Möglichen Ersatz hätte der FCA durchaus in den eigenen Reihen. Arne Engels, Arne Maier, Fredrik Jensen, aber eventuell auch Top-Talent Mert Kömur könnten den Offensivsp­ieler ersetzen. Aber noch ist es nicht so weit.

Beim Transfer von Masaya Okugawa hingegen schon. Der japanische Mittelfeld­spieler, der vor der Saison aus Bielefeld kam, aber lange verletzt war, wird vorerst bis zum Saisonende an den Zweitligis­ten Hamburger SV ausgeliehe­n. Am Sonntagmit­tag meldete der FCA Vollzug. Beim HSV soll Okugawa Spielpraxi­s sammeln. (Foto: Klaus Rainer Krieger)

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