Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Gesicht einer Ära

Kate Moss war noch ein Teenager, als sie es erstmals auf ein Cover schaffte. Von einer, die sie sich selbst nicht besonders hübsch fand, und zum Weltstar-Model wurde.

-

London Kate Moss hat es mit ihrem perfekten Gesicht weltweit auf Titelseite­n geschafft – und wurde so zu einer Ikone der 90er Jahre. Am 16. Januar wird die Britin 50 Jahre alt. Moss war noch ein Teenager, als sie von einer Agentin entdeckt wurde. Habe sie sich als Kind Gedanken über ihr Aussehen gemacht? „Definitiv nicht“, sagte Moss mal in einem Interview. Weder sie noch ihre Mutter hätten sie für besonders fotogen gehalten.

Als 16-Jährige landete Moss dann aber auf der Titelseite des Magazins „The Face“. Fotografin Corinne Day zeigte sie mit Sommerspro­ssengesich­t, Federkrone und ohne Oberteil. Ihr Top habe sie eigentlich nicht ausziehen wollen, sagte Moss im Jahr 2022. Sie habe gelitten, aber die Bilder hätten ihre Karriere verändert. Keine guten Erinnerung­en

habe sie auch an Aufnahmen mit Mark Wahlberg für Calvin Klein. Habe sie sich wie ein Objekt behandelt gefühlt? „Ja, absolut.“

Moss’ Stimme klingt etwas rau, tiefer als man denkt, überrasche­nd jedenfalls. Sie spricht mit britischem Akzent. In der BBC-Sendung stellte sie Lieder vor, die ihr wichtig sind. „A Whiter Shade of Pale“von King Curtis zum Beispiel, David Bowies „Life on Mars“und Van Morrisons „Madame George“. Eine Auswahl, die Moss’ Image der unangestre­ngt Coolen stützt. Fotos zeigten sie manchmal mit Zigarette, ziemlich dürr („Heroin Chic“). „Sie war eher der Grunge-Typ.“Für Designer Wolfgang Joop hat Moss einen neuen Modeltyp geprägt. Sie sei zum Beispiel mit etwa 1,70 Meter zu klein gewesen. Kate Moss habe damals dem gängigen Modeltyp, wie ihn etwa Christy Turlington und Linda Evangelist­a ausgemacht hätten, widersproc­hen. „Sie hatte noch braune Haare, sah aus wie ein 70er-Jahre-Teenager. Und ich war ganz begeistert von ihrem fotogenen Gesicht“, so Joop. Sie habe ihre Haltung, ihre Ausstrahlu­ng und ihren Charme behalten. Moss habe auch eine neue Generation von Fotografen begleitet. Mario Sorrenti zum Beispiel, der sie für ein Parfüm von Calvin Klein fotografie­rt hat. „Dieser Calvin-Klein-Spot, der hat durch sie eigentlich Kultstatus bekommen.“Mit Sorrenti war Moss mal liiert, ebenso mit Sänger Pete Doherty und Schauspiel­er Johnny Depp.

Den Vorwurf, sie würde Dünnsein glorifizie­ren, wies Moss zurück. „Ich glaube, ich war der Sündenbock für die Probleme anderer Leute“, sagte sie. Sie sei nie magersücht­ig gewesen, habe nie Heroin genommen. Als im Jahr 2005 Fotos erschienen, die Moss offenbar beim Koksen zeigten, entschuldi­gte sie sich. Dass sich die Berichters­tattung

nur auf sie konzentrie­rt habe, sei heuchleris­ch gewesen. „Weil jeder, den ich kannte, Drogen genommen hat.“Als sie in einem Video mal gefragt wurde, was sie an den 90ern am meisten vermisse, antwortete sie: „Die Freiheit, ohne Handykamer­as zu sein.“Heute ist sie eher selten in Bars unterwegs, sondern gerne zu Hause. Sie wohnt in England auf dem Land. Mag alte Sitcoms, meditiert morgens oder legt sich nachts unters Mondlicht. Besonders wichtig ist ihr Tochter Lila. Moss gründete ihre eigene Agentur und nahm dort auch Lila unter Vertrag. Lila wisse, dass sie Nein sagen könne, und sie habe die richtigen Menschen um sich. „Dafür habe ich gesorgt. Und sind wir ehrlich: Sie ist viel vernünftig­er, als ich es damals war.“(Julia Kilian, dpa)

 ?? Foto: Antonio Calanni, dpa ?? Jetzt wird Kate Moss (hier 2022 in Mailand) 50.
Foto: Antonio Calanni, dpa Jetzt wird Kate Moss (hier 2022 in Mailand) 50.

Newspapers in German

Newspapers from Germany