Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mit Holbein, Silber und Rugendas ins neue Jahr
Bilanz der Kunstsammlungen: Die Menschen gehen nach Corona wieder gern ins Museum. Was 2024 zu erwarten ist.
Von Birgit Müller-Bardorff
Rund 240.000 Besucherinnen und Besucher zählten die Städtischen Kunstsammlungen und Museen im vergangenen Jahr. „Das ist ein stetiger und erfreulicher Aufwärtstrend“, kommentiert Direktor Christof Trepesch die Bilanz des vergangenen Jahres. Zwar sind die Vor-Corona-Zahlen (2019 waren es 300.000) noch nicht erreicht, doch das ist laut Trepesch vor allem darauf zurückzuführen, dass Übersee-Touristen aus den USA, Südamerika und Asien noch weitgehend ausbleiben.
Erfreulich entwickelte sich auch die Abteilung der Kunst- und Kulturvermittlung. Hier verwies deren Leiterin Manuela Wagner auf 1400 Führungen, wobei sie die langfristige Zusammenarbeit mit Schulklassen hervorhob. Alle zwei Wochen seinen Schülerinnen und Schüler der Schillerschule in Lechhausen in die Museen gekommen, um die Kulturgeschichte Augsburgs besser kennenzulernen. Auch an den Sonntagen, an denen der Eintritt in die Dauerausstellungen frei ist, hätten die Mitarbeiter eine rege Nachfrage nach Führungen bemerkt, berichtet Wagner. Im H2 – Zentrum für Gegenwartskunst
im Glaspalast werden sonntags Gruppenführungen angeboten, im Schaezlerpalais und im Maximilianmuseum gibt es sogenannte Cicerones, Mitarbeiter, die Besucherinnen und Besucher für Erklärungen ansprechen können.
In der Gesamtschau fällt die Bilanz der Kunstsammlungen mit 24 Ausstellungen und zahlreichen Konzerten und Zusatzveranstaltungen also positiv aus, auch wenn der erhoffte Zustrom zum Ausstellungs-Highlight, der Elias-HollSchau „Meister Werk Stadt“im Maximilianmuseum (12.000 Besucher) nicht den Erwartungen entsprach. Hier sieht Christof Trepesch
jedoch eine nachhaltige Wirkung, weil der umfangreiche Katalog von Christoph Emmendörfer sich bereits jetzt als StandardWerk etabliert habe.
Auch in diesem Jahr wird das Ausstellungs-Highlight einem Sohn der Stadt gewidmet sein: Hans Holbein dem Älteren (1465 1524), dessen 500. Todestag sich jährt. Gegenwärtig sorgt schon eine Ausstellung in Frankfurt für Furore, darin auch Leihgaben aus Augsburg wie die Putten aus der Fuggerkapelle sowie das DaucherMarienrelief. Die Augsburger Ausstellung „Der ältere Holbein – Augsburg an der Schwelle zur europäischen Kunstmetropole“im Schaezlerpalais vom 26. Juli bis 20. Oktober soll laut Trepesch noch einmal andere Akzente setzen. Sie spannt einen Bogen von Holbeins Herkunft aus einer Gerberfamilie bis hin zur Rezeption seiner Kunst, die bis in die Gegenwart hineinreicht. Schon jetzt liegt allerdings ein Schatten über dieser Sonderschau: Die Staatsgalerie Altdeutsche Meister in der Katharinenkirche, die bedeutende Werke dieser Zeit enthält, wird zu diesem Zeitpunkt nicht geöffnet sein (wir berichteten). Seit knapp zwei Jahren ist dieser vom Schaezlerpalais aus zugängliche Gebäudeteil geschlossen, weil sich Risse im Mauerwerk zeigten. Ob vielleicht doch das ein oder andere Werk in der Sonderschau zu sehen sein wird, soll sich in „Abstimmungsgesprächen“mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen klären, die Ende des Monats stattfinden.
Weitere Ausstellungen planen die Kunstsammlungen etwa zur Silbersammlung aus dem Vermächtnis des Bankiers Kurt Viermetz und zu dem aus Augsburg stammenden Künstler Moritz Rugendas (1802-1858). Nach Ausstellungen zu seiner Zeit in Chile und in Mexiko widmet sich diese nun seinem Aufenthalt in Brasilien.