Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer übernimmt nun bei den Royals?

Prinzessin Kate fällt wegen einer Operation monatelang aus, auch König Charles steht eine Behandlung im Krankenhau­s bevor. Die transparen­te Kommunikat­ion des Palasts zu persönlich­en Details ist selten.

- Von Susanne Ebner

Auch wenn es sich bei dem Motto „Never complain, never explain“(„Niemals klagen, niemals erklären”) nicht um einen offiziell anerkannte­n Verhaltens­kodex handelt, so fasst es doch die im Allgemeine­n eher stoische Haltung der britischen Royals gegenüber der Presse zusammen. Mitteilung­en aus dem Königshaus sind selten, aber wenn sie kommen, werden sie umso mehr beachtet. Und so war der Mittwoch ein Tag wie kaum ein anderer, als gleich mehrere beunruhige­nde Nachrichte­n innerhalb weniger Stunden auftauchte­n, die sich alle um die Gesundheit der königliche­n Familie drehten.

Prinzessin Catherine musste sich einer Bauchopera­tion unterziehe­n und wird bis zu zwei Wochen im Krankenhau­s bleiben. Sie müsse sich bis Ostern schonen, teilte der Kensington-Palast am Nachmittag mit. Über die Art der Operation wurden keine näheren Angaben gemacht, es wurde jedoch bestätigt, dass es sich um einen geplanten Eingriff und nicht um eine Krebserkra­nkung handelt. Auch Prinz William tritt wohl kürzer, um sich zwischenze­itlich um die drei Kinder zu kümmern. Der Palast teilte mit, auch er werde seine Termine verschiebe­n. Nur etwa eine Stunde später folgte die nächste Nachricht des Königshaus­es:

König Charles III. werde sich kommende Woche wegen einer vergrößert­en Prostata behandeln lassen. Auch er müsste einige Verpflicht­ungen verschiebe­n.

Vor allem die Nachricht über die Prinzessin von Wales schockiert­e viele. Schließlic­h wirkte die 42-Jährige bei ihren öffentlich­en Terminen Ende vergangene­n Jahres noch topfit, etwa als sie mit anderen Mitglieder­n der Königsfami­lie einen Weihnachts­gottesdien­st auf dem ostenglisc­hen Landsitz

Sandringha­m besuchte. Doch danach nahm das Paar keine öffentlich­en Termine mehr wahr und inzwischen ist wohl klar, warum.

Die Frage ist, wer nun in dieser Zeit die royalen Aufgaben übernimmt. „Es ist möglich, dass andere Mitglieder der Royal Family nun für die Engagement­s anderer einspringe­n, aber das hängt auch an deren Kalendern“, sagt Verfassung­srechtler Craig Prescott von der Londoner Universitä­t Royal Holloway. Charles’ Schwester Prinzessin

Anne zum Beispiel habe selbst zahlreiche Termine.

Es ist nicht ungewöhnli­ch, dass der britische Palast die Öffentlich­keit informiert, wenn Verpflicht­ungen wegen medizinisc­her Eingriffe verschoben werden müssen. So teilte das Königshaus den Briten im Jahr 2013 mit, dass sich Prinz Philip einer Operation unterziehe­n musste. Wie Kate wurde er damals in der London Clinic, einem noblen Privatkran­kenhaus, behandelt.

Auffällig am Mittwoch war jedoch, dass die Mitteilung­en über die Prinzessin und Charles III. sehr ausführlic­h formuliert und zudem am selben Tag veröffentl­icht wurden. Royal-Expertin Pauline Maclaran von der Royal Holloway University vermutete, dass die Nachrichte­n über den Monarchen und seine wohl eher harmlose Behandlung Spekulatio­nen über Kates Gesundheit­szustand eindämmen sollten. „Schließlic­h klingt es in ihrem Fall nach einer ernsthafte­n Operation.“

Die Tatsache, dass der Palast einige Details über den Eingriff und die Dauer von Kates Genesung bekannt gab, interpreti­erte sie ebenfalls als Versuch, die Gerüchtekü­che so wenig wie möglich zum Brodeln zu bringen. Bei Charles stecke jedoch eine andere Absicht dahinter: „Er wollte dazu beitragen, das öffentlich­e Bewusstsei­n für dieses weitverbre­itete Gesundheit­sproblem bei Männern zu schärfen.“

Königin Camilla sagte am Donnerstag bei einem Termin im schottisch­en Aberdeen, dass es ihm gut gehe.

Der Versuch, insbesonde­re den Gesundheit­szustand der Prinzessin von Wales aus dem Fokus der Öffentlich­keit zu rücken, gelang erwartungs­gemäß nur bedingt. Die Nachricht beherrscht­e am Donnerstag alle Titelseite­n der britischen Boulevardz­eitungen, vom Mirror bis zur Daily Mail. Am Donnerstag zeigten Fotos Prinz William hinter dem Steuer seines Autos, nachdem er seine Frau in der London Clinic besucht hatte.

Auch seriösere Blätter wie die Times widmeten sich ausführlic­h dem sonst guten Gesundheit­szustand der Prinzessin. Sie mache Krafttrain­ing, gehe regelmäßig laufen und schwimmen – am liebsten in kaltem Wasser, um das Immunsyste­m zu stärken. Außerdem beginne sie den Tag oft mit einem gesunden grünen Smoothie, der Zutaten wie Grünkohl enthalte.

Maclaran hält es für verständli­ch, dass die Royals möglichst wenig medizinisc­he Details zu den Eingriffen preisgeben wollen. „Solche Informatio­nen sind ausgesproc­hen persönlich und könnten für die Betroffene­n sehr belastend sein.“Dem Palast schaden würden die jüngsten Mitteilung­en jedoch nicht, im Gegenteil. „Sie zeigen die menschlich­e Seite der königliche­n Familie und können die Sympathie erhöhen.“

 ?? Foto: Stefan Rousseau, PA Wire/dpa ?? König Charles III. muss in der kommenden Woche ins Krankenhau­s, Prinzessin Kate wurde bereits operiert.
Foto: Stefan Rousseau, PA Wire/dpa König Charles III. muss in der kommenden Woche ins Krankenhau­s, Prinzessin Kate wurde bereits operiert.

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