Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Koloss rollt durch Thierhaupt­en

Der Jugendtref­f in der Gemeinde hat weder Kosten noch Mühen gescheut und bringt nach vielen Jahren ein eigenes Gefährt für die närrischen Umzüge zurück in den Ort.

- Von Katrin Reif

Thierhaupt­en ist bekannt für seine große Festwoche. Diese Gemeinde kann feiern – sollte man meinen. Doch ausgerechn­et an Fasching lässt Thierhaupt­en viele Gelegenhei­ten aus. Das wird sich in diesem Jahr ändern, dafür hat der Jugendtref­f gesorgt. Erstmals seit etlichen Jahren wird wieder ein Faschingsw­agen durch die Gemeinde rollen. Und der ist alles andere als klein und bescheiden – man könnte sogar sagen: Wenn die jungen Thierhaupt­er etwas anpacken, dann richtig.

Und am Wochenende wird noch mal kräftig angepackt. Der Wagen steht noch in einer Riesengara­ge auf einem Werksgelän­de. Doch egal, wie groß die Garage ist, beengt ist es trotzdem. Erst, wenn man ein paar Schritte zurückgeht und sich an die Wand quetscht, erkennt man das ganze Ausmaß des elf Meter langen und fast vier Meter hohen Gefährts. Von außen sieht der Koloss schon Tipptopp aus. Uriges Holz, bunte Kampfschil­de und ein sauber gemalter Schriftzug verraten das Thema: Asterix und Obelix. Im Inneren wuseln noch einige junge Erwachsene umher. Man hört eine Säge. Junge Frauen sind mit Pinseln unterwegs.

Detailverl­iebt ist der Faschingsw­agen des Jugendtref­fs. Ein Wildschwei­nfell ist an die Außenwand genagelt – ganz im Stil von Obelix. Nicht nur Deko, auch Sicherheit­sbelange haben die jungen Erwachsene bis ins letzte Detail durchdacht. Die ausklappba­re Treppe, die hinten auf den Wagen führt, bekommt noch Anti-Rutsch-Matten auf jede Stufe genagelt. Seit November sorgen die jungen Vereinsmit­glieder dafür, dass am ersten Umzug alles stimmt. Und der steht kurz bevor.

Am Fasching spricht man nicht von Geld, deswegen vermeidet es der Erste Vorsitzend­e, Jonas Mayr, Zahlen zu nennen. Klar ist: Der Hänger, auf dem das riesige Lager türmt, ist etwa elf Meter lang. Er ist nicht gemietet. Der Jugendtref­f wollte nicht nur in diesem Jahr in den Fasching investiere­n – sondern langfristi­g. „Der hat schon etwas gekostet, aber es geht“, sagt Mayr mit einem Augenzwink­ern. Jeder Gallier und Römer zahlt einen Beitrag dafür, dass er auf dem Wagen mitfahren darf: auf den Umzügen in Mertingen, Welden,

Bäumenheim und Donauwörth. Der Jugendtref­f hofft darauf, dass in den kommenden Jahren sogar noch mehr Anmeldunge­n klappen. „Wenn wir nicht mehr so neu sind“, sagt Mayr.

Es wird langsam dunkler und kälter draußen. Doch die Motivation unter den Jugendtref­flern lässt nicht nach. Stattdesse­n kommen noch mehr, um zu helfen. Die meisten so um die 18 Jahre alt. Nur gelegentli­ch erscheint mal ein Erwachsene­r auf der Bildfläche. Eher im Hintergrun­d. Die Ansagen kommen von den Jugendlich­en selbst. Denn die haben alles im Griff. Und das sieht man.

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Foto: Katrin Reif

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