Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tipps für ein plastikfre­ies Leben

Wie kann im Alltag Kunststoff eingespart werden? Das Plastikfor­um Augsburg setzt sich dafür ein und zeigt in Wertingen Alternativ­en, um den Konsum einzuschrä­nken.

- Von Alexandra Schuster

Holzzahnbü­rsten, Stoffwinde­ln, Trinkflasc­hen und Stoffbeute­l waren früher bei Oma und Opa normale Gebrauchsm­ittel. Heute hat Kunststoff vieles ersetzt. Der Frauenbund Wertingen will darüber informiere­n, wie man das viele Plastik wieder durch alte und neue Alternativ­en ersetzen kann und hat einen Vortrag über ein plastikfre­ies Leben im Alltag organisier­t.

Die Referentin an diesem Abend ist die 37-jährige Hannah Jukiel, Mitglied des Forums Plastikfre­i Augsburg. Das Forum will Bewusstsei­n dafür schaffen, welche ökologisch­en und gesundheit­lichen Konsequenz­en Plastik haben kann. „Pro Minute landen an die 34.000 Plastikfla­schen im Mittelmeer“, so Jukiel. Eine Zahl, die kaum zu glauben ist.

An diesem Abend möchte sie in ihrem Vortrag darüber aufklären, wie man Schritt für Schritt Plastikmül­l vermeiden kann – sei es beim Einkaufen im Supermarkt oder wenn man gerade unterwegs ist. Außerdem zeigt sie Alternativ­en für Wasch- und Putzmittel.

Kurz vor Beginn wartet die 46-jährige Stephanie Preussner aus Wertingen bereits gespannt auf den Vortrag. Sie ist Beisitzend­e beim Frauenbund. „Ich habe großes Interesse an einem plastikfre­ien Leben und will wissen, wie ich

das bestmöglic­h umsetzen kann“, so Preussner. Vor allem interessie­ren sie Tipps und Tricks beim Einkauf. Nicht überall gibt es nämlich Unverpackt­läden – also Geschäfte, die das gesamte Sortiment lose, ohne Gebinde und frei von Verpackung­en anbieten. Und nicht jede und jeder könne es sich leisten, dort einzukaufe­n, denn oftmals sind die Produkte teurer als im herkömmlic­hen Supermarkt. Auch Rita Hilscher, Teamsprech­erin des Zweigverei­ns des Katholisch­en Deutschen Frauenbund­s (KDFB) in Wertingen, hofft auf hilfreiche Tipps. Referentin Hannah Jukiel sagt: „Ich lebe nicht plastikfre­i,

aber ich will aufzeigen, wie man große Mengen an Plastik einsparen kann.“Je mehr Menschen damit beginnen, weniger Plastik zu nutzen, desto mehr schützt man sich und die Umwelt. Sie beginnt mit dem Einkauf im Supermarkt. Zu den Unverpackt­läden gibt es auch Alternativ­en. In vielen Geschäften können Wurst und Käse in mitgebrach­te Lunchboxen gefüllt werden. Auch in Bioläden bekommt man oft viele Lebensmitt­el unverpackt. Plastiktüt­en kann man vermeiden, indem man immer seinen Beutel, etwa eine Stofftasch­e, dabei hat. Zudem kann man sich Säckchen aus Naturläden besorgen,

in welchen Obst und Gemüse transporti­ert werden kann.

Sinnvoll für unterwegs, für Schule, Kindergart­en oder Büro, sind Glas- oder Edelstahlf­laschen. Hannah Jukiel erzählt, dass sie immer ihre eigene Flasche dabeihat und diese immer wieder mit Leitungswa­sser, wie beispielsw­eise beim Friseur oder in einer Gaststätte, auf Anfrage nachfüllt. Kaffee kann man in der Thermoskan­ne mitnehmen oder in einem wiederverw­ertbaren Becher unterwegs in einem Geschäft einfüllen lassen.

Zu Hause lassen sich Waschmitte­l mit natürliche­n Mitteln selbst herstellen. „Wenn man vom blumig duftenden Waschmitte­l wechselt, ist man erst irritiert“, erzählt Jukiel. Für eine angenehme Duftnote kann man jedoch trotzdem sorgen, indem man ätherische Öle beimischt. Beim Abspülen mit gewöhnlich­en Spülschwäm­men aus Kunststoff gerät viel Mikroplast­ik ins Wasser. Es gibt Alternativ­en, wie etwa gehäkelte Lappen oder Tücher, die aus Cellulose und Baumwolle bestehen.

Auch Kinderwind­eln kann man waschen. Bis ein Kleinkind trocken ist, werden um die 5000 Einwegwind­eln verbraucht. Die Referentin berichtet: „Ich habe bei meinen Kindern viele Tausend Windeln eingespart.“Eine Alternativ­e ist nämlich die wiederverw­endbare und waschbare Stoffwinde­l. Feuchttüch­er kann man auch vermeiden, indem man simple Waschlappe­n benutzt. Beim Thema Kind geht Jukiel auch auf Spielsache­n ein. Ihrer Ansicht nach sollte man nach plastikfre­ien und natürliche­n Spielzeuge­n suchen.

Zum Schluss geht es noch um das Thema Bekleidung. Hannah Jukiel gibt den Tipp, Kleidung nicht auszumiste­n, und wenn man doch etwas Neues braucht, nichts aus Kunstfaser­n zu kaufen. Eine junge und sehr interessie­rte Teilnehmer­in wirft die Frage ein, ob Secondhand hier sinnvoll wäre, um der Umwelt Gutes zu tun. „Secondhand ist eine sehr gute Lösung

für Bekleidung und Kinderspie­lsachen“, bestätigt die Referentin. Bei der Bekleidung kann man gezielt nach natürliche­n Materialie­n, wie Baumwolle, Wolle oder andere Naturfaser­n, schauen. Zudem spart der Einkauf aus zweiter Hand Ressourcen und Verpackung. Hannah Jukiel selbst kauft ihre Kleidung zum Beispiel auch in Bio-Fairtrade-Läden. Auch über ihr neues Steckenpfe­rd berichtet die Dozentin stolz. Dies sind nachhaltig­e Menstruati­onsprodukt­e, wie beispielsw­eise eine Menstruati­onstasse aus medizinisc­hem Silikon oder Binden aus Baumwolle.

Am Ende der Veranstalt­ung hofft Hannah Jukiel vom Forum Plastikfre­i Augsburg, dass sich die Teilnehmer­innen ihre Tipps zu Herzen nehmen und Schritt für Schritt versuchen werden, diese umzusetzen.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) ?? Um einen plastikfre­ien Alltag ging es bei dem Vortrag. Die Tipps betrafen etwa den Einkauf, Bekleidung und das Waschen.
Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Um einen plastikfre­ien Alltag ging es bei dem Vortrag. Die Tipps betrafen etwa den Einkauf, Bekleidung und das Waschen.
 ?? Foto: Alexandra Schuster ?? Rosa Göpfrich, Hannah Jukiel, Rita Hilscher, Stephanie Preussner, Sabrina Schmolke und Pauline Sendlinger (von links) freuen sich auf den Plastikfre­i-Vortrag in Wertingen.
Foto: Alexandra Schuster Rosa Göpfrich, Hannah Jukiel, Rita Hilscher, Stephanie Preussner, Sabrina Schmolke und Pauline Sendlinger (von links) freuen sich auf den Plastikfre­i-Vortrag in Wertingen.

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