Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Tipps für ein plastikfreies Leben
Wie kann im Alltag Kunststoff eingespart werden? Das Plastikforum Augsburg setzt sich dafür ein und zeigt in Wertingen Alternativen, um den Konsum einzuschränken.
Holzzahnbürsten, Stoffwindeln, Trinkflaschen und Stoffbeutel waren früher bei Oma und Opa normale Gebrauchsmittel. Heute hat Kunststoff vieles ersetzt. Der Frauenbund Wertingen will darüber informieren, wie man das viele Plastik wieder durch alte und neue Alternativen ersetzen kann und hat einen Vortrag über ein plastikfreies Leben im Alltag organisiert.
Die Referentin an diesem Abend ist die 37-jährige Hannah Jukiel, Mitglied des Forums Plastikfrei Augsburg. Das Forum will Bewusstsein dafür schaffen, welche ökologischen und gesundheitlichen Konsequenzen Plastik haben kann. „Pro Minute landen an die 34.000 Plastikflaschen im Mittelmeer“, so Jukiel. Eine Zahl, die kaum zu glauben ist.
An diesem Abend möchte sie in ihrem Vortrag darüber aufklären, wie man Schritt für Schritt Plastikmüll vermeiden kann – sei es beim Einkaufen im Supermarkt oder wenn man gerade unterwegs ist. Außerdem zeigt sie Alternativen für Wasch- und Putzmittel.
Kurz vor Beginn wartet die 46-jährige Stephanie Preussner aus Wertingen bereits gespannt auf den Vortrag. Sie ist Beisitzende beim Frauenbund. „Ich habe großes Interesse an einem plastikfreien Leben und will wissen, wie ich
das bestmöglich umsetzen kann“, so Preussner. Vor allem interessieren sie Tipps und Tricks beim Einkauf. Nicht überall gibt es nämlich Unverpacktläden – also Geschäfte, die das gesamte Sortiment lose, ohne Gebinde und frei von Verpackungen anbieten. Und nicht jede und jeder könne es sich leisten, dort einzukaufen, denn oftmals sind die Produkte teurer als im herkömmlichen Supermarkt. Auch Rita Hilscher, Teamsprecherin des Zweigvereins des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) in Wertingen, hofft auf hilfreiche Tipps. Referentin Hannah Jukiel sagt: „Ich lebe nicht plastikfrei,
aber ich will aufzeigen, wie man große Mengen an Plastik einsparen kann.“Je mehr Menschen damit beginnen, weniger Plastik zu nutzen, desto mehr schützt man sich und die Umwelt. Sie beginnt mit dem Einkauf im Supermarkt. Zu den Unverpacktläden gibt es auch Alternativen. In vielen Geschäften können Wurst und Käse in mitgebrachte Lunchboxen gefüllt werden. Auch in Bioläden bekommt man oft viele Lebensmittel unverpackt. Plastiktüten kann man vermeiden, indem man immer seinen Beutel, etwa eine Stofftasche, dabei hat. Zudem kann man sich Säckchen aus Naturläden besorgen,
in welchen Obst und Gemüse transportiert werden kann.
Sinnvoll für unterwegs, für Schule, Kindergarten oder Büro, sind Glas- oder Edelstahlflaschen. Hannah Jukiel erzählt, dass sie immer ihre eigene Flasche dabeihat und diese immer wieder mit Leitungswasser, wie beispielsweise beim Friseur oder in einer Gaststätte, auf Anfrage nachfüllt. Kaffee kann man in der Thermoskanne mitnehmen oder in einem wiederverwertbaren Becher unterwegs in einem Geschäft einfüllen lassen.
Zu Hause lassen sich Waschmittel mit natürlichen Mitteln selbst herstellen. „Wenn man vom blumig duftenden Waschmittel wechselt, ist man erst irritiert“, erzählt Jukiel. Für eine angenehme Duftnote kann man jedoch trotzdem sorgen, indem man ätherische Öle beimischt. Beim Abspülen mit gewöhnlichen Spülschwämmen aus Kunststoff gerät viel Mikroplastik ins Wasser. Es gibt Alternativen, wie etwa gehäkelte Lappen oder Tücher, die aus Cellulose und Baumwolle bestehen.
Auch Kinderwindeln kann man waschen. Bis ein Kleinkind trocken ist, werden um die 5000 Einwegwindeln verbraucht. Die Referentin berichtet: „Ich habe bei meinen Kindern viele Tausend Windeln eingespart.“Eine Alternative ist nämlich die wiederverwendbare und waschbare Stoffwindel. Feuchttücher kann man auch vermeiden, indem man simple Waschlappen benutzt. Beim Thema Kind geht Jukiel auch auf Spielsachen ein. Ihrer Ansicht nach sollte man nach plastikfreien und natürlichen Spielzeugen suchen.
Zum Schluss geht es noch um das Thema Bekleidung. Hannah Jukiel gibt den Tipp, Kleidung nicht auszumisten, und wenn man doch etwas Neues braucht, nichts aus Kunstfasern zu kaufen. Eine junge und sehr interessierte Teilnehmerin wirft die Frage ein, ob Secondhand hier sinnvoll wäre, um der Umwelt Gutes zu tun. „Secondhand ist eine sehr gute Lösung
für Bekleidung und Kinderspielsachen“, bestätigt die Referentin. Bei der Bekleidung kann man gezielt nach natürlichen Materialien, wie Baumwolle, Wolle oder andere Naturfasern, schauen. Zudem spart der Einkauf aus zweiter Hand Ressourcen und Verpackung. Hannah Jukiel selbst kauft ihre Kleidung zum Beispiel auch in Bio-Fairtrade-Läden. Auch über ihr neues Steckenpferd berichtet die Dozentin stolz. Dies sind nachhaltige Menstruationsprodukte, wie beispielsweise eine Menstruationstasse aus medizinischem Silikon oder Binden aus Baumwolle.
Am Ende der Veranstaltung hofft Hannah Jukiel vom Forum Plastikfrei Augsburg, dass sich die Teilnehmerinnen ihre Tipps zu Herzen nehmen und Schritt für Schritt versuchen werden, diese umzusetzen.