Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Böses Erwachen nach dem Hochzeitsf­est

Griechisch­e Fahnder gehen mit ungewöhnli­chen Methoden gegen Steuerhint­erziehung vor. Das wurde nun einer Partygesel­lschaft zum Verhängnis.

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und Tiktok auf der Suche nach Steuersünd­ern. Manch einer verheimlic­ht seinen Lebensstil schließlic­h vor dem Fiskus, kann es aber nicht lassen, Fotos von der teuren Kreuzfahrt oder dem neuen Sportwagen in sozialen Medien zu verbreiten. In der EU hält Griechenla­nd bei der Steuerhint­erziehung einen traurigen Rekord. Das Ausmaß der Schattenwi­rtschaft – so nennt man die wirtschaft­lichen Aktivitäte­n und Finanztran­saktionen, die dem Staat nicht gemeldet werden – wird für 2023 auf 21,7 Prozent des offiziell ermittelte­n Bruttoinla­ndsprodukt­s veranschla­gt. Nur in Italien ist nach Angaben des Instituts für Angewandte Wirtschaft­sforschung der Anteil der Schattenwi­rtschaft mit 21,8 Prozent etwa gleich hoch. In Deutschlan­d sind es 10,2 Prozent. Die Hochzeitsf­eier auf dem Landgut bei Athen ist ein gutes Beispiel für das Ausmaß der Steuerhint­erziehung in Griechenla­nd. Die Steuerfahn­der nahmen alle Beteiligte­n unter die Lupe, vom Cateringun­ternehmen über den DJ bis hin zum Modegeschä­ft, in dem das Brautkleid maßgeschne­idert wurde. Das Ergebnis: Fast keiner der Beteiligte­n versteuert­e seine Einnahmen.

Der Hochzeitsp­laner, der das Fest organisier­te, war beim Finanzamt bisher nicht gemeldet.

Der Schneider stellte keine Quittung für das Brautkleid aus. Sein Unternehme­n hatte dem Fiskus seit 2018 ausschließ­lich Verluste mitgeteilt – in einer Höhe von insgesamt 160.000 Euro. Auch der Lieferant der Hochzeitst­orte will seit 2019 nur Verluste erwirtscha­ftet haben und zahlte infolgedes­sen gar keine Steuern. Der Juwelier, bei dem das Brautpaar die Ringe kaufte, hat dem Fiskus seit 2017 lediglich Einnahmen von insgesamt 3000 Euro gemeldet. Der Popsänger will kostenlos aufgetrete­n sein, der DJ meldete für 2020 bis 2022 Monatseink­ommen von jeweils 170 bis 250 Euro. Beide Musiker werben in sozialen Medien allerdings mit zahlreiche­n Auftritten in bekannten Nachtklubs. Sie alle erwarten nun eingehende Steuerprüf­ungen.

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