Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auch noch Coman! Und jetzt?

Beim Sieg am Samstag verletzt sich ein weiterer Top-Spieler der Münchner. Aber immerhin gibt es aber noch zwei weitere gute Nachrichte­n.

- Von Johannes Graf

Als Kingsley Coman den Kabinentra­kt der Augsburger Arena verließ, war dies dem Angreifer des FC Bayern München nur auf Krücken möglich. Trainer Thomas Tuchel ahnte auf der Pressekonf­erenz schon, dass er auf einen weiteren Top-Spieler verzichten musste. Dieser Tage entwickelt der 50-Jährige beinahe Routine darin, schlechte Nachrichte­n bezüglich seines Personals kommentier­en zu müssen. Tuchel ging von einer längeren Pause aus, die ihm die Diagnose der Ärzte bestätigen sollte: Innenbandr­iss im linken Knie. Coman wird einige Wochen ausfallen. In der 23. Minute war ihm Augsburgs Phillip Tietz bei dessen erfolglose­r Rettungsak­tion unglücklic­h aufs Bein gefallen. Schmerzhaf­t für den 27-jährigen Coman, der sich während seiner Karriere schon etliche Male von Verletzung­en erholen musste. „Das ist natürlich bitter“, schrieb Sportdirek­tor Christoph Freund auf der Vereinssei­te, „aber so wie wir Kingsley kennen, wird er noch stärker zurückkomm­en.“

Die Bayern hatten schon vor dem Spiel in Augsburg mit personelle­n

Sorgen zu kämpfen. Tuchel musste auf die angeschlag­enen Dayot Upamecano, Konrad Laimer (beide muskulär) und Joshua Kimmich (Schulter) verzichten. Weil auch Min-Jae Kim (Asien-Cup) und Noussair Mazraoui (Afrika-Cup) unpässlich sind und ihr Land vertreten, muss der

Rekordmeis­ter vor allem in seiner Defensivfo­rmation reichlich improvisie­ren. Raphael Guerreiro gab in Augsburg den Rechtsvert­eidiger, im Abwehrzent­rum erlebte der Engländer Eric Dier seine Startelfpr­emiere, im Mittelfeld lief Jungprofi Aleksandar Pavlovic auf, der das Vertrauen mit dem 1:0 rechtferti­gte.

Die Startelf las sich weiterhin wie eine kleine Europaausw­ahl, doch die Umbauten waren nicht spurlos an der Mannschaft vorübergeg­angen. Von der Leichtigke­it, die die Bayern in der Anfangspha­se begleitet hatte, ist wenig geblieben. Aktuell erarbeiten statt erspielen sich die Bayern Siege. Tuchel, der öfters tadelt, zeigte sich diesmal erstaunlic­h milde. „Wir mussten die ganze Fleiß- und Drecksarbe­it annehmen, um in unseren Rhythmus zu finden“, betonte der Trainer, der in seiner Augsburger Vergangenh­eit mit FCA-Präsident Markus Krapf das Büro geteilt hatte.

Für die Münchner lohnte sich der körperlich­e Einsatz in Augsburg doppelt. Durch den Punktverlu­st von Bayer Leverkusen verkürzten sie den Abstand zu Platz eins an diesem Spieltag auf zwei Punkte. Und auch bezüglich des Kaders gab es mal etwas Positives zu vermelden. Am Sonntag verpflicht­eten die Bayern Rechtsvert­eidiger Sacha Boey (Galatasara­y Istanbul), der 23-jährige Franzose erhielt einen Vertrag bis Sommer 2028. Schön für Tuchel. Coman allerdings dürfte das wenig trösten (Foto: Tom Weller, dpa). gegen Frankreich und das Halbfinal-Aus gegen Weltmeiste­r Dänemark. Eine Halbzeit lang hielt das Team von Bundestrai­ner Alfred Gislason stand, dann offenbarte es seine Schwachste­llen. Dem Kader fehlt Breite, wenn Top-Spieler wie Köster, Knorr oder Golla eine Pause benötigen oder einen schwächere­n Tag haben, mangelt es an adäquatem Ersatz, der konstant auf hohem Niveau agiert. Entspreche­nd durchwachs­en liest sich die EMErgebnis­bilanz: Vier Siege stehen einem Unentschie­den und vier Niederlage­n gegenüber. Die direkte Olympiaqua­lifikation hat das DHB-Team verpasst.

Der talentiert­e Nachwuchs allerdings lässt hoffen. Bei dieser EM sammelten U21-Weltmeiste­r wie Uscins, Hanne, Lichtlein oder Fischer Erfahrunge­n, die sie reifen lassen und ihnen in den nächsten Jahren helfen. Dass ausgerechn­et während des Turniers die Bahn mehrmals streikte, schmälert nicht die gute Organisati­on. Ob es das Weltrekord-Spiel in Düsseldorf gebraucht hätte, darüber darf man diskutiere­n. Sonst aber war die EM Werbung für Deutschlan­d als Ausrichter eines sportliche­n Großereign­isses. 2027 wird hierzuland­e die Handball-Weltmeiste­rschaft stattfinde­n. 20 Jahre nach dem letzten WM-Triumph gäbe es keinen besseren Zeitpunkt, um wieder in die Weltspitze vorzudring­en.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany