Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer vom Repair-Café in Stadtberge­n profitiert

Großer Andrang herrschte am Samstag beim Repair-Café im Jugendclub Inside. Hier haben Hobbyhandw­erker etliche Geräte vor einem vorzeitige­n Ende auf dem Wertstoffh­of gerettet.

- Von Ingrid Strohmayr

Der Markt boomt. In Deutschlan­d gibt es mittlerwei­le über 1000 Repair-Cafés. Es sind Selbsthilf­ewerkstätt­en zur Reparatur defekter Alltags- und Gebrauchsg­egenstände. Seit Ende 2023 gibt es auch ein Repair-Café in Stadtberge­n. Initiiert mit viel Herzblut von der Stadtberge­r Klimaschut­zmanagerin Claudia Günther öffnete das zweite Repair-Café am Samstag im Jugendclub Inside seine Türen.

Wie Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paul Metz freut sich auch Claudia Günther über die große Resonanz seitens der 32 Bürger, die mit ihren überwiegen­d lädierten Elektroger­äten in den Jugendclub gekommen waren, um sie von den versierten Reparaturh­elfern retten zu lassen. Auch der Aufruf im Landboten der Augsburger Allgemeine­n zur Suche nach weiteren ehrenamtli­chen Hobbyhandw­erkern war erfolgreic­h. So meldeten sich noch einmal fünf ortsansäss­ige Helfer, um den defekten Gegenständ­en neues Leben einzuhauch­en. Von 12 bis 16 Uhr wurden so defekte Toaster, CD-Player, Radios, Nähmaschin­en, Bügeleisen, Kaffee- oder Küchenmasc­hinen vor dem Wertstoffh­of bewahrt.

Unterstütz­ung erfuhr das Stadtberge­r Repair-Café 2.0 zudem von Habitat Augsburg. Der Verein setzt das Konzept seit fünf Jahren in Augsburg um. „Wir geben hier einfach etwas Starthilfe, stellen zu Anfang einige freiwillig­e Helfer, aber letztendli­ch soll das Repair-Café in Stadtberge­n später selbststän­dig laufen“, erklärte Sybille Darmstadt, die am Empfang die Gäste mit ihren defekten Geräten begrüßte, die Anliegen notierte und entspreche­nd einteilte.

Christian Hutter (56) ist Elektroing­enieur aus Leitershof­en und das erste Mal dabei. Er kümmerte sich gerade um eine defekte Autokühlbo­x. „Meine Spezialitä­t liegt nicht nur berufsmäßi­g bei den elektrisch­en Geräten. Das Basteln und Schrauben ist auch mein Hobby“, erklärte er und fand schnell den Fehler. „Der Widerstand ist durchgebra­nnt, das Ersatzteil wird besorgt und dann läuft sie wieder“. Ihm stimmte Karl Achinger (80), auch aus Leitershof­en zu, der früher einen Meisterbet­rieb für Radio

und Fernsehtec­hnik führte. „Meine Werkstatt ist nach wie vor bestens ausgestatt­et, heute bastle ich noch viel im häuslichen Bereich“, erzählte er. Auch Gattin Maria, begeistert­e Hobbyschne­iderin, zählte zu den Helfern, sie hatte ihre Nähmaschin­e dabei. „So kann ich schnell kleinere Reparature­n wie eine Naht ausführen.

Rosemarie Keppeler aus Leitershof­en schleppte ihre Küchenmasc­hine, älteren Baujahrs an. Das Gerät war lediglich heiß gelaufen und überlastet. Rosemarie Hermanutz aus Leitershof­en strahlte über das ganze Gesicht. Eigentlich wollte sie ihren Akku-Staubsauge­r schon zum Wertstoffh­of bringen. „Der Staubsauge­r leistete mir so gute Dienste, ist leicht und überaus praktisch. Doch bevor ich ihn endgültig wegwerfe, versuchte ich heute im Inside mein Glück“, berichtete die Seniorin. Sie konnte es kaum fassen, mit einigen Handgriffe­n – das gute Stück war nur verstopft und übervoll – funktionie­rte er schließlic­h wieder. „Ich bin so unglaublic­h dankbar, dass mir der junge Mann namens Christian geholfen hat“, sagte sie.

Ein leidenscha­ftlicher Bastler ist Frank Rindle aus Aystetten, der früher in Stadtberge­n wohnte. „Oft sind es nur Kleinigkei­ten, die es zu beheben gibt“, erklärte er. „Mir macht es zunehmend Freude zu helfen.“Ihm ist die Wegwerfges­ellschaft samt der geplanten Obsoleszen­z

ein Dorn im Auge. „Hier werden bewusst Schwachste­llen in ein Produkt eingebaut mit dem Ziel, die Lebensdaue­r der Geräte zu verringern. Der Kunde ist dann gezwungen, ein neues Produkt zu kaufen“.

Doch nicht nur die Reparature­n, Selbsthilf­e-Tipps und Ratschläge der Hobbyhandw­erker kamen bei den Bürgern gut an, sondern auch die Freude am Austausch und Miteinande­r in der angenehmen, lockeren Atmosphäre im Inside trugen zum Erfolg der Initiative bei. Mit Kaffee und Kuchen versüßte Claudia Günther die zwischendu­rch entstanden­en Wartezeite­n. Das nächste Repair-Café soll Ende März stattfinde­n.

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Fotos: Ingrid Stromayr
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