Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Mann, der Amerika den Krieg erklärt

Aus dem Untergrund heraus hat Abdul-Malik al-Huthi eine der schlagkräf­tigsten Milizen im Nahen Osten geformt – und verbreitet dort nun Angst und Schrecken.

- Thomas Seibert

Abdul-Malik al-Huthi weiß, wie man die amerikanis­che Öffentlich­keit erschrecke­n und die eigenen Anhänger begeistern kann. Sollten die USA im Jemen angreifen, drohe ihnen „Schlimmere­s als in Afghanista­n oder Vietnam“, sagte der Anführer der jemenitisc­hen HuthiRebel­len kürzlich. Seit die Huthis die Schifffahr­t im Roten Meer mit Raketen und Drohnen bedrohen, ist al-Huthi in den Augen des Westens von einem obskuren Rebellench­ef zu einem gefährlich­en Gegner mutiert. Wenn es nach ihm geht, werden die USA ihn und seine Rebellen bald besser kennenlern­en, als ihnen lieb ist.

Der 44-jährige al-Huthi tritt selten öffentlich auf, und wenn er es tut, trägt er meistens einen Krummdolch im Gürtel. Die Waffe erinnert an seine Laufbahn als Truppenkom­mandeur der Huthis im Kampf gegen die saudisch unterstütz­te jemenitisc­he Regierung. Al-Huthi steht seit 20 Jahren an der Spitze der militanten Bewegung, die den Namen seines schiitisch­en Clans aus dem Norden Jemens trägt. Gegründet wurde die Gruppe von alHuthis Bruder Hussein, der 2004 von den Truppen des damaligen jemenitisc­hen Präsidente­n Ali Abdullah Saleh getötet wurde.

Al-Huthi hat aus seiner Organisati­on eine der schlagkräf­tigsten Milizen im Nahen Osten gemacht. Die Huthis sind Verbündete der schiitisch­en Regionalma­cht Iran, die den Rebellen moderne Waffen liefert. Der Huthi-Chef setzte sich das Ziel, die Huthis sollten so stark werden, dass sie ganz SaudiArabi­en (VAE) und auch die Vereinigte­n Arabischen Emirate treffen könnten. Vor zwei Jahren griffen sie den saudischen Ölkonzern Aramco und die VAE-Hauptstadt Abu Dhabi an. Al-Huthi steuert seine Kämpfer aus dem Untergrund. Er wechselt häufig seinen Aufenthalt­sort, gibt keine Pressekonf­erenzen, unternimmt keine Auslandsre­isen und wählt für öffentlich­e Auftritte meistens Fernsehans­prachen aus der sicheren Umgebung eines Studios. Selbst wichtige Verhandlun­gen führt er über Mittelsmän­ner oder per Videoschal­te. Zu den Geheimniss­en um den Huthi-Chef gehört auch seine Motivation. In Ansprachen nennt al-Huthi, der seine Herkunft auf den Propheten Mohammed zurückführ­t, häufig religiöse Gründe für den Kampf seiner Miliz. Auch zur Parteinahm­e für die Hamas im Gaza-Konflikt gegen Israel sagte er, es sei die Pflicht aller Muslime, den Palästinen­sern beizustehe­n.

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Ansar Allah
Foto: Ansar Allah

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