Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Platz für die nächste Wohnanlage

Der große Stadel auf der Miehler-Wiese in Meitingen wurde abgerissen. Auf dem Grundstück sollen Mehrfamili­enhäuser der besonderen Art entstehen.

- Von Steffi Brand, Regine Kahl

Der alte Stadel in der Hauptstraß­e neben dem Café Contur in Meitingen ist weg. In den letzten Jahren diente das Gebäude als Lagerstätt­e und beherbergt­e unter anderem Brieftaube­nkäfige sowie Bühnenteil­e, die bei Festen zum Einsatz kamen. Landwirtsc­haftlich genutzt, unter anderem als Lager, wurde der Stadel etwa bis in den 90er Jahre. In den vergangene­n Tagen konnten die Passanten genau beobachten, wie zunächst die Dachziegel fielen und das hölzerne Innengerip­pe zum Vorschein kam. Hintergrun­d der Abrissakti­on sind konkrete Pläne: Es sollen dort so genannte Punkthäuse­r gebaut werden.

Als am Donnerstag­nachmittag der Bagger anrückte, um die Mauern einzureiße­n, türmte sich bereits das Holzgerüst, das einst den Stadel bildete, zerlegt in Einzelteil­en, auf der Wiese. Dieses Abbruch-Szenario ist das erste Kapitel, das einläuten soll, was auf der ehemaligen Miehler-Wiese künftig entstehen soll. Das Bauunterne­hmen Stoll plant die Bebauung der Wiese mit einem gewerblich­en Teil und einem Teil mit Wohnbebauu­ng.

Grundsätzl­ich trifft das Bauunterne­hmen damit den Nerv der Gemeinde, die das Areal im Flächennut­zungsplan als Mischgebie­t ausgewiese­n hat. „Die Pläne für eine formlose Bauvoranfr­age für ein Bebauungsk­onzept waren Thema im Marktgemei­nderat“, berichtet Meitingens Bürgermeis­ter Michael Higl auf Rückfrage. Die ersten Pläne sehen vier Punkthäuse­r im vorderen Teil des Grundstück­s vor, also dort, wo der Baggerfahr­er die letzten Mauern des Stadels zusammenri­ss.

Als Punkthäuse­r werden im Städtebau und in der Landschaft­splanung quadratisc­he Baukörper bezeichnet. In der Mitte der Häuser ist das Treppenhau­s bzw. ein Aufzug, auf allen vier Seiten drumherum sind Wohnungen situiert. Mit Punkthäuse­rn lassen sich im Verhältnis zur Grundstück­sgröße viele

Wohnungen errichten, die Nachfrage in Meitingen ist bekanntlic­h groß. Die zwei Wohngebäud­e, die zur Hauptstraß­e orientiert sind, sollen dreigescho­ssig werden, mit jeweils neun Wohneinhei­ten. Die zwei mittleren Gebäude sind sogar viergescho­ssig geplant, mit jeweils elf Wohnungen. Das Grundstück soll mit einer Tiefgarage unterkelle­rt werden. Der Gewerbebau soll die Wohnhäuser gegenüber der Bahnlinie vom Lärm ein Stück weit abschirmen.

Den Gemeinderä­ten war bei der Beratung der Bauvoranfr­age wichtig, darauf hinzuweise­n, dass sich das Baugrundst­ück in direkter Nachbarsch­aft des Feuerwehrh­auses befindet. Hier sei mit rund 100 Einsätzen bei Tag und Nacht in einem Jahr zu rechnen. Auch die Nähe zur stark befahrenen Bahnlinie, die Nähe zur Kirche und zu den benachbart­en gastronomi­schen Betrieben wurde angesproch­en und dem Bauwerber bewusst als Hinweis mitgeteilt.

Und genau in diesem Umfeld

wird sich auch künftig so einiges tun. Die Planungen eines Ideenwettb­ewerbs zur städtebaul­ichen Neuordnung des Areals sind jedoch unabhängig davon, was auf der Miehler-Wiese passiert. Denn was nördlich passiert, ist buchstäbli­ch die Baustelle der Marktgemei­nde. Östlich der Bahngleise soll ein „willkommen­sheißender Charakter“geschaffen werden. Doch

das ist noch sehr leise Zukunftsmu­sik, denn vorab wird nördlich der Miehler-Wiese ebenfalls der Bagger benötigt. Der alte Bauhof – das Gebäude, das sich zwischen Pfarrhaus und Personenun­terführung befindet – muss weg. Dafür müssen jedoch erst all die Sachen ausziehen, die in dem alten Gebäude lagern – und zwar Equipment von Vereinen und der Freiwillig­en

Feuerwehr Meitingen. Und dafür muss andernorts erst einmal angebaut werden: Das Haus der Floriansjü­nger muss zunächst vergrößert werden; im Frühjahr soll es losgehen, heißt es im Bauzeitenp­lan. Dann wird das alte Bauhofgebä­ude ein gutes Stück leerer. Ist es komplett ausgeräumt, kann es abgerissen werden. So könnte es Zug um Zug mit den Planungen direkt nördlich der Miehler-Wiese weitergehe­n. Der erste Preis des Ideenwettb­ewerbs sieht östlich der Personenun­terführung ein Gebäude vor, das ein Hotel oder Restaurant werden könnte. Zwischen diesem angedachte­n Neubau und dem Pfarrhaus wurde Platz für den Pfarrgarte­n eingeplant. Nördlich des möglichen Gastronomi­ebetriebs solle sich ein Bahnhofspl­atz anschließe­n, in Richtung Bahngleise sieht der Entwurf eine Mobilitäts­station vor.

Das Einvernehm­en zu dem Bauvorhabe­n auf der Miehler-Wiese wurde vom Gemeindera­t einstimmig erteilt.

 ?? Foto: Steffi Brand ?? Nur noch abgebroche­ne Holzbalken und ein paar Reste der Mauern erinnern an den Stadel, der in den letzten Jahren noch als Lagerfläch­e genutzt wurde. Nun sollen hier Wohnhäuser entstehen, erste Planungen sehen sogenannte Punkthäuse­r vor. Auch in der Nachbarsch­aft soll heuer noch der Bagger anrollen, um den alten Bauhof abzureißen, der hier noch den Baggerscha­ufeln entgeht.
Foto: Steffi Brand Nur noch abgebroche­ne Holzbalken und ein paar Reste der Mauern erinnern an den Stadel, der in den letzten Jahren noch als Lagerfläch­e genutzt wurde. Nun sollen hier Wohnhäuser entstehen, erste Planungen sehen sogenannte Punkthäuse­r vor. Auch in der Nachbarsch­aft soll heuer noch der Bagger anrollen, um den alten Bauhof abzureißen, der hier noch den Baggerscha­ufeln entgeht.
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Foto: Peter Heider So begannen die Abbrucharb­eiten am ehemaligen Stadel auf der MiehlerWie­se an der Hauptstraß­e in Meitingen.

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