Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Platz für die nächste Wohnanlage
Der große Stadel auf der Miehler-Wiese in Meitingen wurde abgerissen. Auf dem Grundstück sollen Mehrfamilienhäuser der besonderen Art entstehen.
Der alte Stadel in der Hauptstraße neben dem Café Contur in Meitingen ist weg. In den letzten Jahren diente das Gebäude als Lagerstätte und beherbergte unter anderem Brieftaubenkäfige sowie Bühnenteile, die bei Festen zum Einsatz kamen. Landwirtschaftlich genutzt, unter anderem als Lager, wurde der Stadel etwa bis in den 90er Jahre. In den vergangenen Tagen konnten die Passanten genau beobachten, wie zunächst die Dachziegel fielen und das hölzerne Innengerippe zum Vorschein kam. Hintergrund der Abrissaktion sind konkrete Pläne: Es sollen dort so genannte Punkthäuser gebaut werden.
Als am Donnerstagnachmittag der Bagger anrückte, um die Mauern einzureißen, türmte sich bereits das Holzgerüst, das einst den Stadel bildete, zerlegt in Einzelteilen, auf der Wiese. Dieses Abbruch-Szenario ist das erste Kapitel, das einläuten soll, was auf der ehemaligen Miehler-Wiese künftig entstehen soll. Das Bauunternehmen Stoll plant die Bebauung der Wiese mit einem gewerblichen Teil und einem Teil mit Wohnbebauung.
Grundsätzlich trifft das Bauunternehmen damit den Nerv der Gemeinde, die das Areal im Flächennutzungsplan als Mischgebiet ausgewiesen hat. „Die Pläne für eine formlose Bauvoranfrage für ein Bebauungskonzept waren Thema im Marktgemeinderat“, berichtet Meitingens Bürgermeister Michael Higl auf Rückfrage. Die ersten Pläne sehen vier Punkthäuser im vorderen Teil des Grundstücks vor, also dort, wo der Baggerfahrer die letzten Mauern des Stadels zusammenriss.
Als Punkthäuser werden im Städtebau und in der Landschaftsplanung quadratische Baukörper bezeichnet. In der Mitte der Häuser ist das Treppenhaus bzw. ein Aufzug, auf allen vier Seiten drumherum sind Wohnungen situiert. Mit Punkthäusern lassen sich im Verhältnis zur Grundstücksgröße viele
Wohnungen errichten, die Nachfrage in Meitingen ist bekanntlich groß. Die zwei Wohngebäude, die zur Hauptstraße orientiert sind, sollen dreigeschossig werden, mit jeweils neun Wohneinheiten. Die zwei mittleren Gebäude sind sogar viergeschossig geplant, mit jeweils elf Wohnungen. Das Grundstück soll mit einer Tiefgarage unterkellert werden. Der Gewerbebau soll die Wohnhäuser gegenüber der Bahnlinie vom Lärm ein Stück weit abschirmen.
Den Gemeinderäten war bei der Beratung der Bauvoranfrage wichtig, darauf hinzuweisen, dass sich das Baugrundstück in direkter Nachbarschaft des Feuerwehrhauses befindet. Hier sei mit rund 100 Einsätzen bei Tag und Nacht in einem Jahr zu rechnen. Auch die Nähe zur stark befahrenen Bahnlinie, die Nähe zur Kirche und zu den benachbarten gastronomischen Betrieben wurde angesprochen und dem Bauwerber bewusst als Hinweis mitgeteilt.
Und genau in diesem Umfeld
wird sich auch künftig so einiges tun. Die Planungen eines Ideenwettbewerbs zur städtebaulichen Neuordnung des Areals sind jedoch unabhängig davon, was auf der Miehler-Wiese passiert. Denn was nördlich passiert, ist buchstäblich die Baustelle der Marktgemeinde. Östlich der Bahngleise soll ein „willkommensheißender Charakter“geschaffen werden. Doch
das ist noch sehr leise Zukunftsmusik, denn vorab wird nördlich der Miehler-Wiese ebenfalls der Bagger benötigt. Der alte Bauhof – das Gebäude, das sich zwischen Pfarrhaus und Personenunterführung befindet – muss weg. Dafür müssen jedoch erst all die Sachen ausziehen, die in dem alten Gebäude lagern – und zwar Equipment von Vereinen und der Freiwilligen
Feuerwehr Meitingen. Und dafür muss andernorts erst einmal angebaut werden: Das Haus der Floriansjünger muss zunächst vergrößert werden; im Frühjahr soll es losgehen, heißt es im Bauzeitenplan. Dann wird das alte Bauhofgebäude ein gutes Stück leerer. Ist es komplett ausgeräumt, kann es abgerissen werden. So könnte es Zug um Zug mit den Planungen direkt nördlich der Miehler-Wiese weitergehen. Der erste Preis des Ideenwettbewerbs sieht östlich der Personenunterführung ein Gebäude vor, das ein Hotel oder Restaurant werden könnte. Zwischen diesem angedachten Neubau und dem Pfarrhaus wurde Platz für den Pfarrgarten eingeplant. Nördlich des möglichen Gastronomiebetriebs solle sich ein Bahnhofsplatz anschließen, in Richtung Bahngleise sieht der Entwurf eine Mobilitätsstation vor.
Das Einvernehmen zu dem Bauvorhaben auf der Miehler-Wiese wurde vom Gemeinderat einstimmig erteilt.