Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn heimlich Geld fließt

Jemand bekommt ein paar Scheine zugesteckt. Das soll seine Entscheidu­ng beeinfluss­en. Solche Bestechung­en gibt es überall auf der Welt. Auch in Deutschlan­d – aber nicht so häufig.

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Der Lehrerin etwas basteln und überreiche­n, weil sie immer so nett ist: Das ist voll in Ordnung. Größere Geschenke aber sind nicht erlaubt. Zum Beispiel darf man der Lehrerin kein Geld zustecken, damit sie einem eine gute Note gibt. Das wäre nämlich Bestechung. Der Oberbegrif­f dafür ist Korruption.

Das ist schwer zu sagen. Da sie verboten ist, passiert sie im Geheimen. Die Organisati­on Transparen­cy Internatio­nal schaut sich regelmäßig Korruption in verschiede­nen Ländern an. Am Dienstag erklärte sie: Auf der neuen Liste liegt Deutschlan­d auf Platz 9 von 180 Ländern. Es wird hier also vergleichs­weise wenig Korruption wahrgenomm­en.

Sie kann überall dort auftreten, wo jemand wegen seines Amts oder seines Berufs bestimmte Macht hat. Ein Schiedsric­hter hat die Macht, Rote Karten und Elfmeter zu vergeben. Nimmt er ein großes Geschenk wie eine LuxusUhr an, um eher für eine Mannschaft zu pfeifen, dann ist er korrupt. Denn er hat seine Stellung zu seinem eigenen Vorteil missbrauch­t.

Ein anderes Beispiel: Eine Mitarbeite­rin einer Stadt kann entscheide­n, welche Firma eine Straße bauen darf. Viele Firmen möchten das, weil sie damit viel Geld verdienen. Ein Firmen-Boss steckt der Mitarbeite­rin Geld zu und bekommt dafür den Auftrag. An dem Beispiel merkt man auch: Korruption schadet immer jemandem. Denn die Vergabe war nicht gerecht.

Es gibt Gesetze dagegen. Außerdem finden an vielen Stellen Kontrollen statt, etwa in so einer Stadtverwa­ltung. Margarete Bause von Transparen­cy Internatio­nal erklärt: „Wenn ein anderer Mitarbeite­r noch mal auf die Sache schaut, merkt er vielleicht: Das ist komisch, da stimmt was nicht.“Oft müssen solche Vergaben auch veröffentl­icht werden. Dann können zum Beispiel Reporterin­nen und Reporter das überprüfen.

Frau Bause nennt auch noch ein anderes Beispiel: Ein Polizist hält einen Autofahrer an, weil der zu schnell gefahren ist. Eigentlich müsste der Polizeibea­mte eine Anzeige schreiben. Aber weil er vom Autofahrer 50 Euro bekommt, gibt es keine Anzeige. „In manchen Ländern gehört das zum Alltag. In Deutschlan­d kommt es zum Glück sehr, sehr selten vor.“(dpa)

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Foto: Franziska Kraufmann, dpa
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Foto: Sven

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