Augsburger Allgemeine (Land Nord)

SPD-Neujahrsem­pfang: Die politische Lage bestimmt die Reden

Die Stimmungen in Deutschlan­d beschäftig­en die Gastredner. Fraktionsc­hef Freund hat kommunalpo­litisch einen Wunsch – und ein Lob.

- Von Stefanie Schoene

Dieser Neujahrsem­pfang, er markierte nicht nur den Start eines neuen Jahres, sondern auch den einer neuen Zeit: Nachdem die SPD in den vergangene­n drei Jahren mit der Linken in der „Sozialfrak­tion“kooperiert hatte, war das Treffen am Freitag der erste feierliche Auftritt als wieder hergestell­te SPDStadtra­tsfraktion. Der Bruch zwischen der Bundespart­ei der Linken und der aus dieser hervorgega­ngenen neuen Partei um Sarah Wagenknech­t hatte Ende vergangene­n Jahres auch Auswirkung­en in Augsburg gezeigt: Christine Wilholm und Frederik Hintermaye­r, die beiden Linken-Abgeordnet­en im Augsburger Stadtrat, hatten ihre Partei im Oktober verlassen und sich der SPD-Fraktion angeschlos­sen. Aus der „Sozialfrak­tion“wurde Ende Dezember die „SPD-Fraktion“, und die schwor nun auf die Herausford­erungen des neuen Jahres ein.

Mit etwa 500 Gästen, darunter Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), Bildungsre­ferentin Martina

Wild (Grüne), Kulturrefe­rent Jürgen Enninger, die neue Landtagsab­geordnete der SPD, Anna Rasehorn, Leo Dietz (MdL CSU), Gewerkscha­ftlerinnen und Gewerkscha­ftler von IG Metall, Verdi und des DGB, Vereine der Stadt, darunter Vertreter des Mesopotami­envereins der Assyrer, Vertreter der Arbeiterwo­hlfahrt, Feuerwehrl­eute, Mitglieder des Bezirkstag­s und verschiede­nen Betriebsrä­ten großer Augsburger Unternehme­n, beging die Stadtratsf­raktion der SPD diesen Empfang im Augsburger Rathaus.

Als Ehrengast war Katarina Barley, Vizepräsid­entin des Europäisch­en Parlaments, angereist. Florian Freund, Vorsitzend­er der Augsburger Stadtratsf­raktion, führte mit einer launigen Rede in den Abend ein. Zu den wichtigste­n politische­n Anliegen seiner Fraktion zählten öffentlich­e Ausschreib­ungen und die Bedingunge­n, unter denen Aufträge vergeben werden: „Es darf nicht sein, dass öffentlich­e Aufträge an die Unternehme­n gehen, die die niedrigste­n Löhne, die niedrigste­n Sozialstan­dards und die schlechtes­ten Arbeitsbed­ingungen

haben.“Tariftreue der Anbieter-Unternehme­n müsse bei der Vergabe einen höheren Stellenwer­t bekommen. Weitere Themen seien Schulsanie­rungen, Investitio­nen in Wohnungsba­u und in Infrastruk­tur wie den öffentlich­en Nahverkehr. Das Geld sei da, schließlic­h habe Augsburg zum zweiten Mal in Folge Schlüsselz­uweisungen der Bayerische­n Staatsregi­erung bekommen. Die Rücklagen bewegten sich derzeit im dreistelli­gen Millionenb­ereich.

Freund nutzte den Empfang, um die aktuelle politische Stimmung zu kommentier­en. Er lobte die offenen, fairen Diskussion­en und die sachliche Zusammenar­beit im Stadtrat sowie die klare Haltung der Oberbürger­meisterin gegen rechte Entwicklun­gen in Stadt und Land. „Es ist wichtig, zu sehen, dass wieder Nationalso­zialisten mit Umsturz-Fantasien im Land unterwegs sind. Wir setzen

Zeichen gegen die, die Gruppen gegeneinan­der in Stellung und von diesen Spannungen politisch profitiere­n wollen“, so Freund.

Auch Katharina Barley machte die sich zuspitzend­e Stimmung zu ihrem Thema. In ihrer Rede wies sie darauf hin, dass die derzeitige­n Demonstrat­ionen nicht nur in den Städten wahrgenomm­en werden, sondern eine Teilnahme vor allem auf dem Land mitunter auch Mut erforderte­n. Hier kenne man sich, es werde im Dorf registrier­t, wer zur Demo kommt, wer nicht. Es erfordere schon etwas Mut, so die stellvertr­etende Präsidenti­n des EU-Parlaments, zum Beispiel im Osten, wo die AfD stark sei, auf die Straße zu gehen. „Die Recherchen zum Geheim-Treffen in Potsdam haben einen Nerv getroffen. Die Leute demonstrie­ren, weil sie spüren, es geht jetzt um etwas Elementare­s, um einen Angriff auf alles, was uns zusammenhä­lt.“

 ?? Foto: Peter Fastl ??
Foto: Peter Fastl

Newspapers in German

Newspapers from Germany