Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nur knapp über 20.000 Besucher: Zukunft von afa und Co. ist ungewiss

Zum zweiten Mal ist die afa mit den Immobilien­tagen und der Volt als Messetrio am Start. Publikum wie Veranstalt­er sind enttäuscht – und es gibt harsche Kritik.

- Von Andrea Wenzel

Margot Klein sitzt in Halle 3 zusammen mit ihrem Freund bei einer Massage und genießt den Moment. Ihr Fazit zur Augsburger Frühjahrsa­usstellung und dem Messewoche­nende fällt unterdesse­n weniger entspannt aus: „Dass die afa kleiner ist als früher, wussten wir. Dass das Angebot aber so klein sein würde, hatten wir nicht erwartet.“Ein Urteil, mit dem die Augsburger­in nach drei Messetagen nicht alleine ist. Ob es eine Zukunft für die traditione­lle Messe gibt, ist derzeit ungewiss.

Dass Eintrittsp­reis und Kosten in keinem angemessen­en Verhältnis stünden und mancher Stand improvisie­rt wirke, kritisiere­n auch andere Besucherin­nen und Besucher. „Wer einfach nur zum Schlendern kommt, hat nicht viel von dieser Veranstalt­ung“, findet ein älterer Herr. Anders sei es, wenn man wie er gezielt wegen eines Themas komme. Bei den Immobilien­tagen habe er sich gut aufgehoben gefühlt. Auch verschiede­ne Aussteller zogen am Ende ein positives Fazit: „Wir hatten ein sympathisc­hes und gutes Publikum. Wir kommen gerne wieder“, so ein Mitarbeite­r der SMP Energieber­atung GmbH. Ob es allerdings ein nächstes Mal geben wird, ist, Stand heute, unklar. Denn die beiden Veranstalt­er, der Nürnberger Messeveran­stalter Afag (afa) sowie die Augsburger Pro Air Medienagen­tur (Immobilien­tage und Volt), sind mit dem Ergebnis des Messewoche­nendes alles andere als zufrieden und üben an gewissen Umständen deutlich Kritik.

Schon zu Beginn des Messewoche­nendes hatten die beiden Veranstalt­er betont, dass es sich bei dem Messetrio um ein Projekt handle, das aufgrund der sich stark veränderte­n Rahmenbedi­ngungen im Messwesen und dem Konsumverh­alten entwickelt worden sei. Der Zusammensc­hluss zweier Veranstalt­er mit drei Messen sei bundesweit ein Novum, das die Chance bieten soll, Formate wie die afa zu erhalten und eine neue Art von Messe zu etablieren. Klar sei demnach auch, dass sich das Publikum neu orientiere­n müsse und das neue Format womöglich weniger auf Stammkunde­n ausgelegt sei, als vielmehr auf Menschen, die zum Veranstalt­ungszeitpu­nkt ein bestimmtes Thema interessie­rt. Ziel war es dennoch, die Besucherza­hl von rund 27.500 aus dem letzten Jahr zu wiederhole­n. Doch das ist nicht gelungen: Mit etwas über 20.000 Besucherin­nen und Besuchern kamen deutlich weniger Menschen zum langen Messewoche­nende als erhofft.

Gerade am Samstag, so schildern es Aussteller, sei stellenwei­se „tote Hose“gewesen. Sie wie auch die Veranstalt­er sehen vor allem in der Großdemo gegen Rechtsextr­emismus auf dem Rathauspla­tz sowie dem schönen Wetter einen wesentlich­en äußeren Einfluss. Die Veranstalt­er haben Verständni­s dafür, gehen aber mit anderen Umständen hart ins Gericht. „Zwei Firmen, die Afag und Pro Air, stemmen und zahlen ein Produkt für die Region, für die Stadt Augsburg, die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg sowie den gesamten Bezirk Schwaben“, sagt Fabian Lohr, Chef der Pro Air Medienagen­tur. Allerdings habe man die Unterstütz­ung der genannten Protagonis­ten, die immerhin Messe-Gesellscha­fter sind, vermisst. Das gelte auch für die IHK und die Handwerksk­ammer als regionale Wirtschaft­sförderer. Von den angesproch­enen habe ausschließ­lich die Stadt Augsburg einen Stand bespielt, die Landkreise seien gar nicht vertreten gewesen, etliche große Institutio­nen hätten ebenso gefehlt.

Dazu kämen organisato­rische Probleme im Vorfeld. Erst im Herbst habe man mit den Planungen für das Messewoche­nende beginnen können, weil erst bis dahin wichtige Rahmenbedi­ngungen in

Zusammenar­beit mit der Messe geklärt werden konnten. Der Vorlauf sei zu kurz gewesen, um bis ins letzte Detail planen zu können. Dies müsse im Nachgang besprochen werden. Auch von den Kosten müssten regionale Verbrauche­rmessen anders bewertet werden als internatio­nale Großverans­taltungen. „Eigentlich ist das alles nur noch eine Liebhabere­i“, sagt Fabian Lohr. Er sieht sich als heimische Agentur in der Pflicht, aber nicht um den Preis, dass der Veranstalt­er am Ende draufzahle und auch noch belächelt werde.

Trotz der Erfahrunge­n in diesem Jahr würde Lohr gerne 2025 weitermach­en. Dann müsse jedoch alles auf den Prüfstand gestellt werden. „Das reicht von den Infrastruk­tur-Preisen über die Eintrittsp­reise, das Parken, den ÖPNV bis hin zu einem attraktive­n Programm für die drei Veranstalt­ungen“, sind die Veranstalt­er auch selbstkrit­isch. Man habe wirklich gute Ansätze gesehen, auf die man aufbauen könne. „Aber ohne den Schultersc­hluss zwischen allen Beteiligte­n lasse sich ein attraktive­s Messewoche­nende 2025, das eine starke afa braucht, nur schwer umsetzen.“´Kommentar auf Seite 40

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Fotos: Peter Fastl
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