Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nur knapp über 20.000 Besucher: Zukunft von afa und Co. ist ungewiss
Zum zweiten Mal ist die afa mit den Immobilientagen und der Volt als Messetrio am Start. Publikum wie Veranstalter sind enttäuscht – und es gibt harsche Kritik.
Margot Klein sitzt in Halle 3 zusammen mit ihrem Freund bei einer Massage und genießt den Moment. Ihr Fazit zur Augsburger Frühjahrsausstellung und dem Messewochenende fällt unterdessen weniger entspannt aus: „Dass die afa kleiner ist als früher, wussten wir. Dass das Angebot aber so klein sein würde, hatten wir nicht erwartet.“Ein Urteil, mit dem die Augsburgerin nach drei Messetagen nicht alleine ist. Ob es eine Zukunft für die traditionelle Messe gibt, ist derzeit ungewiss.
Dass Eintrittspreis und Kosten in keinem angemessenen Verhältnis stünden und mancher Stand improvisiert wirke, kritisieren auch andere Besucherinnen und Besucher. „Wer einfach nur zum Schlendern kommt, hat nicht viel von dieser Veranstaltung“, findet ein älterer Herr. Anders sei es, wenn man wie er gezielt wegen eines Themas komme. Bei den Immobilientagen habe er sich gut aufgehoben gefühlt. Auch verschiedene Aussteller zogen am Ende ein positives Fazit: „Wir hatten ein sympathisches und gutes Publikum. Wir kommen gerne wieder“, so ein Mitarbeiter der SMP Energieberatung GmbH. Ob es allerdings ein nächstes Mal geben wird, ist, Stand heute, unklar. Denn die beiden Veranstalter, der Nürnberger Messeveranstalter Afag (afa) sowie die Augsburger Pro Air Medienagentur (Immobilientage und Volt), sind mit dem Ergebnis des Messewochenendes alles andere als zufrieden und üben an gewissen Umständen deutlich Kritik.
Schon zu Beginn des Messewochenendes hatten die beiden Veranstalter betont, dass es sich bei dem Messetrio um ein Projekt handle, das aufgrund der sich stark veränderten Rahmenbedingungen im Messwesen und dem Konsumverhalten entwickelt worden sei. Der Zusammenschluss zweier Veranstalter mit drei Messen sei bundesweit ein Novum, das die Chance bieten soll, Formate wie die afa zu erhalten und eine neue Art von Messe zu etablieren. Klar sei demnach auch, dass sich das Publikum neu orientieren müsse und das neue Format womöglich weniger auf Stammkunden ausgelegt sei, als vielmehr auf Menschen, die zum Veranstaltungszeitpunkt ein bestimmtes Thema interessiert. Ziel war es dennoch, die Besucherzahl von rund 27.500 aus dem letzten Jahr zu wiederholen. Doch das ist nicht gelungen: Mit etwas über 20.000 Besucherinnen und Besuchern kamen deutlich weniger Menschen zum langen Messewochenende als erhofft.
Gerade am Samstag, so schildern es Aussteller, sei stellenweise „tote Hose“gewesen. Sie wie auch die Veranstalter sehen vor allem in der Großdemo gegen Rechtsextremismus auf dem Rathausplatz sowie dem schönen Wetter einen wesentlichen äußeren Einfluss. Die Veranstalter haben Verständnis dafür, gehen aber mit anderen Umständen hart ins Gericht. „Zwei Firmen, die Afag und Pro Air, stemmen und zahlen ein Produkt für die Region, für die Stadt Augsburg, die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg sowie den gesamten Bezirk Schwaben“, sagt Fabian Lohr, Chef der Pro Air Medienagentur. Allerdings habe man die Unterstützung der genannten Protagonisten, die immerhin Messe-Gesellschafter sind, vermisst. Das gelte auch für die IHK und die Handwerkskammer als regionale Wirtschaftsförderer. Von den angesprochenen habe ausschließlich die Stadt Augsburg einen Stand bespielt, die Landkreise seien gar nicht vertreten gewesen, etliche große Institutionen hätten ebenso gefehlt.
Dazu kämen organisatorische Probleme im Vorfeld. Erst im Herbst habe man mit den Planungen für das Messewochenende beginnen können, weil erst bis dahin wichtige Rahmenbedingungen in
Zusammenarbeit mit der Messe geklärt werden konnten. Der Vorlauf sei zu kurz gewesen, um bis ins letzte Detail planen zu können. Dies müsse im Nachgang besprochen werden. Auch von den Kosten müssten regionale Verbrauchermessen anders bewertet werden als internationale Großveranstaltungen. „Eigentlich ist das alles nur noch eine Liebhaberei“, sagt Fabian Lohr. Er sieht sich als heimische Agentur in der Pflicht, aber nicht um den Preis, dass der Veranstalter am Ende draufzahle und auch noch belächelt werde.
Trotz der Erfahrungen in diesem Jahr würde Lohr gerne 2025 weitermachen. Dann müsse jedoch alles auf den Prüfstand gestellt werden. „Das reicht von den Infrastruktur-Preisen über die Eintrittspreise, das Parken, den ÖPNV bis hin zu einem attraktiven Programm für die drei Veranstaltungen“, sind die Veranstalter auch selbstkritisch. Man habe wirklich gute Ansätze gesehen, auf die man aufbauen könne. „Aber ohne den Schulterschluss zwischen allen Beteiligten lasse sich ein attraktives Messewochenende 2025, das eine starke afa braucht, nur schwer umsetzen.“´Kommentar auf Seite 40