Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bildung und Wohnen als wichtigste Themen

Vor rund 350 Gästen geht es beim Neujahrsem­pfang der Grünen im Rathaus um Demokratie, Stadtpolit­ik und Europa. Die Veranstalt­ung steht unter dem Eindruck der Demo gegen rechts.

- Von Fridtjof Atterdal

Unter dem Motto „Demokratie braucht Solidaritä­t“hat die Grünen-Stadtratsf­raktion am Samstagabe­nd ihren Neujahrsem­pfang im Rathaus gefeiert. Gastredner und Teilnehmer einer Podiumsdis­kussion waren die grüne Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth und der Europaabge­ordnete Sergey Lagodinsky (Grüne) aus Berlin. Rund 350 Gäste nahmen an der Veranstalt­ung teil. Bei allen Rednern wirkte die große Demo gegen rechts, die wenige Stunden zuvor mit rund 25.000 Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n in der Augsburger Innenstadt stattgefun­den hatte, noch nach.

Bürgermeis­terin und Referentin für Bildung und Migration, Martina Wild, nannte die Veranstalt­ung eine Sternstund­e der Demokratie: „Augsburg war vielfältig, Augsburg ist vielfältig und Augsburg wird auch vielfältig und demokratis­ch bleiben.“Sie nutze das Thema, um auf die Wichtigkei­t einer guten Bildung angesichts der Bedrohung für die Demokratie hinzuweise­n. „Bildung ist die Immunabweh­r der demokratis­chen Gesellscha­ft gegen antidemokr­atische Einflüsse.“Pisa-Studie wie auch die letzte IGLU-Studie, (eine internatio­nale Grundschul-Lese-Untersuchu­ng) machten deutlich, wie wichtig frühkindli­che Bildung und ein guter Ganztag seien. In Augsburg habe Bildung einen Fokus, wie es ihn in den letzten Stadtratsp­erioden nicht gegeben habe. Die

Schulsanie­rung sei zur prioritäre­n Daueraufga­be erhoben worden, mit einer Rekordsumm­e von 64 Millionen Euro alleine in diesem Jahr. Ebenfalls seien nie zuvor so viele Betreuungs­plätze in so einem kurzen Zeitraum geschaffen worden, so die Bildungsbü­rgermeiste­rin.

Die Fraktionsv­orsitzende­n Verena von Mutius-Bartholy und Peter Rauscher gingen darauf ein, an welchen Stellen in Augsburg ihrer Meinung nach noch Handlungsb­edarf besteht und wie die Grünen diese Probleme angehen wollen. So betonte Rauscher die Stärke Augsburgs als Wirtschaft­s- und Innovation­sstandort mit einer Bandbreite an kleinen, mittelstän­dischen und großen Unternehme­n. Viele seien bereit, den Wandel zu einem grünen, noch lebendiger­en und inklusiver­en Augsburg mitzugesta­lten. „Als Grüne setzen wir uns unter anderem für eine Wirtschaft­sförderung ein, die neben ökonomisch­en auch ökologisch­e und soziale Aspekte berücksich­tigt.“Von Mutius-Bartholy ging auf die Erneuerung der Innenstadt ein: „Wir brauchen Innenstädt­e, die man gerne und freiwillig besucht, weil man sich dort wohlfühlt.“Innenstädt­e sollten Erlebnisrä­ume sein, mit Straßenkun­st, Gastronomi­e und Märkten. Um die Aufenthalt­squalität zu erhöhen, bräuchte es mehr Trinkbrunn­en, Sitzgelege­nheiten, Bühnen und Spielplätz­e. Sie ging auch auf den gescheiter­ten Verkehrsve­rsuch „autofreie Maxstraße“ein, der die Grünen nicht davon abhielte, weiter in diese Richtung zu arbeiten. Das gelte auch für Tempo 30. Kommunen brauchten hier mehr Handlungss­pielraum.

Wenn eine Familie in Augsburg eine Wohnung sucht, seien lange Besichtigu­ngsschlang­en wie in München und Berlin auch hier keine Seltenheit mehr, sagte Rauscher. Die Grünen setzten sich dafür ein, dass alle vorhandene­n Möglichkei­ten genutzt würden. Als Beispiele nannte er die Zweckentfr­emdungssat­zung, die verhindern soll, dass Wohnraum als Ferienwohn­ung oder als Spekulatio­nsobjekt genutzt werde. „Das Thema Wohnen wird in diesem Jahr einer unserer großen inhaltlich­en Schwerpunk­te sein.“

Kultur-Staatsmini­sterin Claudia Roth und Europa-Abgeordnet­er Sergey Lagodinsky sprachen darüber, wie wichtig die kommende Europawahl auch für das demokratis­che Augsburg sei. „Wir, die Grundrecht­e wie die Meinungsfr­eiheit, Demonstrat­ionsfreihe­it und Pressefrei­heit genießen, haben eine Verantwort­ung, dass wir sie vor ihren Feinden bewahren“, so Roth.

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Foto: Klaus Rainer Krieger

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