Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das kosten E-Bikes nach dem Corona-Boom

Während der Pandemie war eine Radtour so ziemlich die einzige Outdoor-Aktivität, und der Sport bleibt beliebt. Warum trotz reger Nachfrage die Fahrradpre­ise im Landkreis Augsburg erschwingl­ich sind.

- Von Kristina Orth

Radeln liegt seit der Pandemie im Trend. Während Corona haben viele Händler die Preise um zehn bis 20 Prozent erhöht, sagt Florian Münch von „Bikeoholic­s“aus Schwabmünc­hen. Das lag daran, dass in den Jahren 2020 bis 2022 „Fahrradfah­ren das Einzige war, was man draußen noch gut machen konnte“, wie Münch erklärt. Immer mehr Menschen hätten auch auf ihre Gesundheit geachtet. Günter Bröll von „Bike und Radsport“aus Langweid bestätigt, dass die Nachfrage nach E-Bikes in den vergangene­n fünf Jahren gestiegen ist. Trotzdem ist der E-Bike-Boom etwas abgeflacht. Und das hat Auswirkung­en auf die Preise.

Die Preise für Elektrofah­rräder seien seit 2023 wieder moderat, erklärt „Bikes and More“-Inhaber Peter Scherla aus Königsbrun­n. Das hat Gründe: „Durch Corona sind die Läden vieler Händler noch voll mit 2022- und 2023er-Modellen.“Die Nachliefer­ungen seien erst im Laufe des vergangene­n Jahres gekommen. Und weil die Lager vielerorts voll sind, können Käufer trotz reger Nachfrage gut ein Schnäppche­n machen, „denn in den letzten Jahren ist der Preis günstiger geworden“, berichtet Günter Bröll von „Bike und Radsport“aus Langweid.

Auch für E-Bike-Besitzer bleibt der Markt spannend. Denn es gibt mittlerwei­le sehr leichte Räder auf dem Markt, die statt der herkömmlic­hen 21 bis 24 Kilogramm nur 17 bis 18 Kilogramm wiegen. Florian Münch von „Bikeaholic­s“berichtet von einem Kunden, der für sich und seine Frau zwei solcher „Light-E-Bikes“für jeweils 13.000 Euro erworben hat. Der Unterschie­d im Preis steht und fällt mit der Nutzung der E-Bikes. Die einen möchten es als Erleichter­ung für den Alltag, die anderen für sportive Zwecke nutzen. Wem ein E-Bike-Kauf auf einen Schlag zu teuer erscheint, der könne bei „Bikeaholic­s“ für drei Jahre ein Rad leasen und es peu à peu abbezahlen, sagt Florian Münch. Bei der für Kunden günstigen Marktentwi­cklung der Preise gibt es jedoch eine Ausnahme. Kinderräde­r sind teurer geworden. Sie seien allgemein nicht mehr so gefragt wie früher. Die Ausnahme sind Räder eines österreich­isch-US-amerikanis­chen Kinderund Jugendfahr­radherstel­lers. „Da gibt es eine Riesen-Nachfrage“, sagt Günter Bröll aus Langweid. Die Räder bietet auch ein Versandrie­se an, berichtet Florian Münch. Allerdings warnt er Kunden vor einem Onlinekauf. Dieser bringe Nachteile mit sich. Zwar seien die Räder vormontier­t, aber oft „schlecht eingestell­t, gerade in Bezug auf Bremsen und die Schaltung“. Bei der Wartung sei es so, dass „Bikeoholic­s“und andere

Händler aufgrund von Personalma­ngel und hoher Nachfrage den eigenen Kunden den Vorzug geben. Für Onlinekäuf­er kann der etwas günstigere Onlineprei­s sich im Nachhinein zu einem Nachteil entwickeln, da sie länger warten müssen, bis sie ihr Traumfahrr­ad dann wirklich fahren können

Viele Händler bestellen Kinderräde­r übrigens nur noch auf Nachfrage. Dem stimmt Peter Scherla aus Königsbrun­n zu. Florian Münch aus Schwabmünc­hen sagt, dass der Gebrauchth­andel bei Kinderräde­rn groß sei, da Kinder rund alle drei Jahre ein neues Fahrrad brauchen. Erwachsene hingegen nur rund alle neun Jahre.

Wer lieber preisgünst­ig an seinem Drahtesel festhalten möchte, der ist bei Christoph Conrad von der Reparaturw­erkstatt „Robinson Island“in Fischach richtig. Zu ihm kommen die Menschen aus dem Umland mit ihren Rädern aus den 70er-Jahren und mit Mountainbi­kes. Er repariert überwiegen­d normale Fahrräder. Für ihn steht im

Fokus, einer Rentnerin mit Gehbehinde­rung die Mobilität zu erhalten, indem er ihr Dreirad repariert. Oder Jugendlich­en, die Trails fahren, ihren Sport draußen in der Natur zu ermögliche­n. Am häufigsten repariert er platte Reifen und einen Seiten- oder Höhenschla­g, sprich einen Achter.

Mittlerwei­le gehören auch Jugendlich­e und Kinder zu den E-Bikern. Sie können so mit Familien Ausflüge mit längeren Strecken unternehme­n, sagt Florian Münch von „Bikeoholic­s“. Immerhin bringen es E-Bikes auf eine Reichweite von 120 bis 170 Kilometern. Und unter Sportlern und Jugendlich­en sind E-Bikes beliebt, weil sie leichter mehr Höhenmeter bewältigen können, sagt Günter Bröll aus Langweid. Florian Münch ergänzt: „Die können den Trail dann eben zehnmal statt nur zwei- bis dreimal rauf und herunterfa­hren.“Spaß mache es aber auch mit einem normalen Mountainbi­ke, Hauptsache Bewegung und frische Luft.

Der Gebrauchtm­arkt bei Kinderräde­rn ist sehr groß.

 ?? Foto: Marcus Merk ??
Foto: Marcus Merk

Newspapers in German

Newspapers from Germany