Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Seit 50 Jahren gibt’s den „Narrenspiegel“
Jedes Jahr zur Faschingssaison stellt sich das Team der Gersthofer Faschingsgesellschaft in einer besonderen Publikation vor. Diese feiert in diesem Jahr ein Jubiläum.
Von Karl-Heinz Wagner und Gerald Lindner
Jahr für Jahr, und dies bereits seit dem Fasching 1974, informiert die Faschingsgesellschaft Lechana mit ihrem „Narrenspiegel“pünktlich zum Faschingsstart über die anstehende neue närrische Saison. Vor fünfzig Jahren, damals zum sechsten Lechana-Fasching, erschien diese närrische Publikation erstmals. Die Erstausgabe umfasste damals 3000 Exemplare. Auf sechzig Seiten gab es als kostenlosen Service nicht nur ein Gaudi-Kursbuch mit einem ausführlichen Fahrplan durch die Gersthofer Narretei.
Dabei blieb nicht aus, dass beispielsweise die „Stadtsplitter“zu Themen und Personen der Gersthofer Rathauspolitik oft zum Stadtgespräch wurden. „Für Betrachter, wie auch für Betroffene, spiegelt der Narrenspiegel mit Witz und auch etwas Ironie die Geschehnisse unterschiedlich auf seine Art wider“, war dazu die Erklärung der Narrenspiegel-Macher.
Es waren die damaligen Lechana-Vorstandschaftsmitglieder Georg Aman und Karl-Heinz Wagner, die zum Fasching 1974 ihre Idee eines „Lechana-Narrenspiegels“verwirklichten. Dazu kamen dann noch Werner Steinbichler für die kaufmännische und technische Abwicklung, sowie Willi Götz, der mit seinen Karikaturen in den vielen Jahren die Narrenspiegel immer bereichert. Der unvergessene Künstler Marcel Zapf gestaltete den ersten Umschlag. Dieser zeigt als Motiv den Vater Lech und den Lechana-Fisch. Die Initiatoren Georg Aman und Karl-Heinz Wagner verfolgten zwei Ziele. Zum einen eine ständige öffentlichkeitswirksame Aktion für die Lechana und zum anderen durch Werbepartner und Unterstützer eine zusätzliche
Einnahmequelle für die Vereinskasse.
Nur unterbrochen durch die beiden Coronajahre 2021 und 2022 umfasst die Sammlung, einschließlich des Faschings 2024, 49 Ausgaben. Für die Beständigkeit seit 1974 sorgten unter den jeweiligen Lechana-Vorsitzenden Otto Berckhemer, Klaus Lamprecht, Adi Feth und aktuell ab dem Jahr 2006 Jürgen Centmeier viele Redaktionsteams für den Fortbestand. Seit 1974 hat sich der Narrenspiegel „modernisiert“. Der Umschlag des Heftes wurde neugestaltet. Waren es im Jahr 1974 noch sechzig Seiten Umfang, so brachte man es im 50. Lechana-Jubiläumsjahr 2019 auf genau 100 Seiten.
In den Beiträgen wird über das Vereinsleben vor und hinter der Kulisse berichtet. In Schrift und Bild werden die Faschingsakteure seit der Lechana-Gründung im Jahr 1969 dem Leser chronologisch ins Gedächtnis gerufen. Der Narrenspiegel ist somit auch ein Personenlexikon, das Auskunft gibt über Prinzenpaare, Hofmarschälle, Hofballettmeisterinnen, Orden und Ordensträger. Blättert man in den bisherigen 49 Narrenspiegeln, dann ist sehr deutlich erkennbar, dass sich die „Fünfte Jahreszeit“auch in Gersthofen einem starken Wandel unterzogen hat.
In besten Zeiten, so wie dem Faschingskalender im ersten Narrenspiegel
1974 entnehmbar, war das Café Steiner neben obligatorischen Hausbällen auch für die Sportschützen, die Feuerwehr, den TC Rot-Weiß, die TSV-Fußballer und für die Kolpingsfamilie die richtige Lokalität. Im Gasthof Stern vergnügten sich mit Bällen die Flüchtlings-Interessengemeinschaft, der Katholische Frauenbund, die Naturfreunde und die Chorgemeinschaft. Im Gasthof Hillenbrand fanden der Kleingartenverein, die Ungarndeutsche Landsmannschaft und die Veteranen für Fasching ein Zuhause. Der Kleintierzuchtverein feierte im eigenen Vereinsheim, und im Luftschiff ließ es auch die Gersthofer SPD früher im Fasching „krachen“.
Dazu war die TSV-Turnhalle an allen Wochenenden mit ausverkauften Bällen jeweils mit 500 Besuchern belegt. Da gab es neben dem imposanten Lechana-Inthronisationsball den Siedlerball, den Trachtlerball, den Spatzenball, den TSV-Sportlerball, den Jugendball, den Lechana-Hofball am Rosenmontag und einen großen Kehraus zum Faschingsende. Fast einen Kultstatus als „Krönung des Gersthofer Faschings“hatte der Fliegerball des Luftsportvereins. Als im Fasching 2004 der Sportlerball erstmals nicht mehr ausverkauft war, entschloss sich der TSV, neue Wege zu gehen. Seitdem gibt es am Faschingssamstag eine moderne Faschingsparty in der TSV-Turnhalle.
Den diesjährigen Fasching beendet die Lechana mit einem Faschingswochenende auf dem Rathausplatz vom Freitag bis Sonntag, 9. bis 11. Februar. Geboten wird die „Mega“-Lech-Au Faschingsparty (Freitag, ab 19 Uhr), ein Kinder-Faschingsumzug (Samstag, 14 Uhr), sowie am Sonntag ab 13.30 Uhr ein Tanz um den Narrenbaum mit Gastgarden und Partystimmung und zu guter Letzt ein Feuerwerk.