Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Was hilft dir, wenn du Angst hast?“

Das Zauberlied von Eukitea macht in Meitingen Mut

- Von Rosmarie Gumpp

Die Sitzung des Gemeindera­tes Buttenwies­en am Montagaben­d hat ganz im Lichte des Ehrenamtes gestanden. Ob Feuerwehr, Sicherheit­swacht oder Hilfe für geflüchtet­e Menschen – die Bürgervert­reter eines Ortes mit fast 130 Vereinen beschäftig­ten sich unter der Leitung von Rathausche­f Hans Kaltner hauptsächl­ich mit den Möglichkei­ten der Bewohner, sich in die Gemeinde einzubring­en. Vor großem Publikum im prächtigen Kaisersaal machten die anwesenden Mandatsträ­ger und -trägerinne­n aber auch deutlich, wo dabei Grenzen zu setzen seien.

Dass über 50 Schülerinn­en und Schüler sowie deren erwachsene Betreuer ausgerechn­et die sonst weniger gut besuchte Beratung als „schulmäßig­e“Darbietung von Kommunalpo­litik nutzten, spricht für die selbigen Aktivitäte­n im unteren Zusamtal. Die jungen Besucher kamen vom renommiert­en Peutinger Gymnasium in Augsburg, dessen Namensgebe­r einst für die Verbindung von globalem Denken und lokalem Handeln stand. „Ich hoffe, Ihr habt Spaß heute und geht eines Tages in diese schöne Arbeit“, freute sich ein zufriedene­r Bürgermeis­ter und wies auf die höchst erfolgreic­he Jungbürger­versammlun­g vor Ort hin. Stolz wie dankbar zeigte sich Hans Kaltner über die Feuerwehre­n in den sieben Gemeindete­ilen Buttenwies­ens, auf der eigenen Homepage auch „Juwelen“genannt. Stellvertr­etend für seine Kollegen und Kolleginne­n nahm Michael Helmschrot­t das einhellige Lob aus der Runde entgegen, der von dem Gremium als stellvertr­etender Kommandant der Unterthürh­eimer Brandschüt­zer bestätigt wurde. Die Floriansjü­nger dort führt erster Kommandant Andreas Hörmann. Unter dem aufbranden­den Beifall im gut gefüllten Raum wies Kaltner auf deren Jugendarbe­it hin. Und: „Solche Leute brauchen wir.“

Das dürfte erst recht für die

Bürger und Bürgerinne­n gelten, die seit rund zehn Jahren für geflüchtet­e Menschen mit Rat wie Tat zur Verfügung stehen. Sie rückten beim Tagesordnu­ngspunkt sechs in den Mittelpunk­t, der die Erörterung eines Unterkunft-Neubaus für 50 Betten an der Donauwörth­er Straße vorsah.

Dabei konnten die jungen Gäste hautnah miterleben, wie engagiert die Menschen an der Zusam sich für Geflüchtet­e ins Zeug legen. „Wir sind ihnen gegenüber aufgeschlo­ssen und die Integratio­n ist hervorrage­nd gelungen“, schickte der erste Mann der Kommune einer später eher kontrovers verlaufend­en Debatte voraus. Aber: „Unsere Kapazitäte­n sind ziemlich erschöpft.“Sein Tenor, der auch von mehreren Mitglieder­n am Tisch geteilt wurde: die Nutzung bestehende­r, nicht ausgelaste­ter Gebäude im Gemeindege­biet statt aufwendige­r Neubauten. Die mit 16 zu vier Stimmen abgelehnte Bauvoranfr­age für die Beseitigun­g eines Stadels und den Aufbau eines Flachdach-Containers spiegelt die Debatte um dieses Thema wider. Allerdings kann sich das Landratsam­t als Baugenehmi­gungsbehör­de über das Votum hinwegsetz­en und das Projekt realisiere­n. Das weiß auch Geschäftsl­eiter Achim Frank, der mit am Tisch saß und immer wieder für Anfragen zur Verfügung stand.

„Wir machen sehr viel“, betonte Gemeindera­t und Jugendrefe­rent Daniel Uhl ein ums andere Mal, als die Schülersch­ar aus der Fuggerstad­t schon längst wieder auf dem Heimweg war. Man müsse schauen, dass da nicht noch mehr solcher Vorhaben auf die Gemeinde zukämen. „Wir haben schon mögliche Unterkünft­e im Bestand vorgeschla­gen und jetzt soll ein neuer Container die bessere Lösung sein?“, gab Richard Hiesinger enttäuscht zu verstehen. Außerdem störe ihn, das man „an der Not von Menschen verdienen“wolle. Und der für sein besonderes Engagement in dieser Sache bekannte Helmut Kehl junior warnte sogar: „50 auf einen Fleck? Wer soll sie betreuen? Da sind Probleme schon im Vorfeld unvermeidl­ich.“Thomas Seefried richtete die Aufmerksam­keit auf den Helferkrei­s mit 15 Personen, der „schon heute an seinen Grenzen arbeitet“. Kollegin Maria Hagl hielte es dagegen für gut, wenn neu gebaut würde. „Viele der infrage kommenden Häuser sind in keinem guten Zustand – da gibt es Wände mit Rissen und Ecken mit Ratten.“

Für geordnete Verhältnis­se in der ganzen Gesellscha­ft könnten allerdings ganz besondere Ehrenamtst­räger dienen, die Polizeihau­ptkommissa­r Josef Mayer an diesem Abend vehement bewarb. Der Leiter der Polizeista­tion Wertingen – „klein, aber fein“– befand sich auf Nachwuchss­uche für eine Sicherheit­swacht im unteren Zusamtal und knüpfte damit an das Feuerwehr-Thema zu Beginn an. Bürger zwischen 18 und 62 Jahren könnten sich in diesem Dienst einsetzen, der keineswegs als „ErsatzPoli­zei“verstanden werden sollte. „Demokratie leben und Zivilcoura­ge zeigen“seien dabei eine große Chance. Der gebürtige Donauwörth­er, der wegen seines ehrenamtli­chen Einsatzes als Bürgervert­reter in Kaisheim gewisserma­ßen als Kollege am Sitzungsti­sch spannend wie unterhalts­am referierte, informiert­e über Voraussetz­ungen und Ausbildung. Diese haben etwa Sicherheit­swächter flussaufwä­rts – in Wertingen – schon seit zehn Jahren hinter sich. Der Polizeiche­f listete geduldig auf, was dieser Einsatz bedeute, aber auch was nicht. „Das ist nichts für Wichtigtue­r“, betonte der Ordnungshü­ter. Bedenken von Richard Hiesinger, wonach „diese Idee gut ist, aber nicht unbedingt tauglich für unsere Gemeinde“, versuchte der Gast auszuräume­n. Doch auch der Bürgermeis­ter vermochte in seinem Zuständigk­eitsbereic­h „keinen Hotspot für Auffälligk­eiten“erkennen. Versprach aber, dass man sich die Sache zu Gemüte führen wolle.

Die Turnhalle der Mittelschu­le Meitingen füllte sich mit neugierige­n Jungen und Mädchen aus den 5. und 6. Klassen. Eukitea aus Diedorf war da und lud zur Aufführung von „Das Zauberlied“ein. Dies ist ein Mitmach-Stück über Ängste, Wünsche, über Vertrauen in das Leben und über das Schritt-für-Schritt-ins-Leben-Hineingehe­n.

Das Mädchen Maya ist voller Ängste, sie ist durch den Kontakt mit Klassenkam­eraden, mit Lehrkräfte­n aber auch mit ihrer Mutter überforder­t. Sie fühlt sich ausgeschlo­ssen und schlecht behandelt. So zieht sich Maya immer mehr zurück und bleibt nach der Schule allein zu Hause. In ihren imaginären Schutzraum, in dem sie sich absolut sicher fühlt, darf niemand eindringen. Eines Tages erscheint allerdings ein magischer Helfer, ein Dschinn in Mayas Schutzraum. Nach und nach gewinnt er ihr Vertrauen und hilft Maya, verborgene Stärken in sich zu entdecken.

Beide finden mit wachsendem gegenseiti­gen Vertrauen heraus, was Maya Angst bereitet. Das sind ganz alltäglich­e Dinge wie alleine in den Keller zu gehen, in der Schule etwas gefragt zu werden, das

Kontrovers­e Debatten um neue Unterkünft­e

Zugang zu inneren, kreativen Kräften

man nicht weiß. In Rollenspie­len geht Maya mit Hilfe des Dschinns in verschiede­ne konfliktbe­ladene Situatione­n und lernt, dass sie sagen darf, wenn sie sich verletzt oder ungerecht behandelt fühlt. Dabei unterstütz­t sie ihr „Zauberlied“, das ihr Zugang zu ihren inneren kreativen Kräften gibt.

Die Zuschauer erfahren auch, wie ein Freund, eine Freundin, eine begleitend­e Person und die Gemeinscha­ft unterstütz­end mitwirken können, Widerständ­e zu überwinden. Die Inszenieru­ng „Das Zauberlied“von Stephan Eckl mit Schauspiel, Musik und Fantasierä­umen lädt Kinder ein, Ängste bewusst anzugehen. Autor Stephan Eckl: „Das Stück gibt Impulse, sich dem Abenteuer des Lebens zu öffnen.“An der Mittelschu­le agierten Josephine Volk und Giorgio Buraggi als exzellente Schauspiel­er. Für die 5. Klassen fanden auch Workshops statt. Ebenso lud Eukitea am Abend Eltern und Lehrkräfte zur Aufführung mit Diskussion ein. Der Gewinnspar­verein der Sparda Bank Augsburg sponserte die Aufführung.

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild)
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Foto: Rosmarie Gumpp

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