Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Eukitea feiert großes Bühnenjubi­läum

Vor 40 Jahren wurde in Walkertsho­fen ein kleines mobiles Theater gegründet, das mittlerwei­le internatio­nale Berühmthei­t erlangt hat. Jetzt lud die Spielstätt­e in Diedorf zur Jubiläumsf­eier mit Programm ein.

- Von Thomas Hack

Was 1984 als kleines mobiles Theater unter dem Namen Spielwerk in Walkertsho­fen seinen bescheiden­en Anfang genommen hatte, kann nunmehr auf 40 erfolgreic­he Jahre kompetente Theaterarb­eit, 14.000 Bühnenauff­ührungen sowie mehr als zwei Millionen Besucherin­nen und Besucher zurückblic­ken. Das Theater Eukitea, das vor 25 Jahren zu seinem heutigen Standort in Diedorf umgezogen war und insbesonde­re mit der Bundeshaup­tstadt Berlin eine rege Zusammenar­beit unterhält. Für Theaterlei­ter Stephan Eckl Gründe genug, eine große Jubiläumsf­eier auf die Beine zu stellen, zu welcher auch zahlreiche Funktionst­räger aus Politik, Wirtschaft und anderen Institutio­nen eingeladen wurden. Und der Zulauf der Gäste war in der Tat enorm, denn beim Eukitea handelt es sich letztlich nicht um ein klassische­s Theater im herkömmlic­hen Sinne: Die dort gespielten Stücke behandeln zum großen Teil gesellscha­ftliche Spannungsf­elder, die sich kindgerech­t inszeniert von Gewaltpräv­ention, Mobbing und sexuellem Missbrauch bis hin zu Integratio­nsfragen, Friedens- und Umweltaufk­lärung erstrecken.

Ein kleiner Wermutstro­pfen war an diesem Abend zwar, dass zwei der eingeplant­en Hauptredne­r – Landrat Martin Sailer wie auch Meltem Keskin Bayur vom Staatsthea­ter Ankara – ihre Teilnahme an der Veranstalt­ung aufgrund unverhofft­er Zwischenfä­lle absagen mussten. Doch Diedorfs Bürgermeis­ter Peter Högg war spontan eingesprun­gen und begrüßte schließlic­h mit knappen, aber treffenden Worten die Theatermit­wirkenden und Gäste: „Von Diedorf aus gehen die Botschafte­n des Eukitea in die ganze Welt hinaus! Vor allem die Neuinszeni­erung von Sophie Scholl ging sehr unter die Haut.“

Weitere Eröffnungs­worte kamen von Claudia Roth, der Kulturbeau­ftragten der Bundesregi­erung, die ihre Grüße per Videobotsc­haft über die installier­te Großleinwa­nd nach Diedorf senden konnte: „Das Eukitea trägt zu einer besseren Zukunft bei und hat Millionen von Zuschauern oftmals erstmalig den Zugang zum Theater ermöglicht.“Für die Staatsmini­sterin stehe sowohl bei den innerdeuts­chen Inszenieru­ngen als auch den länderüber­greifenden Koprodukti­onen ganz eindeutig der Mensch im Mittelpunk­t, wobei durch die Themenkomp­lexe Prävention, Integratio­n und Umweltbild­ung vor allem die Kinder inspiriert und ermutigt werden würden. Jörg Breitweg, Fachberate­r in der Aktion Jugendschu­tz Bayern, betonte anschließe­nd, dass die Prävention von Radikalisi­erung, Gewalt und Suchtprobl­emen prinzipiel­l keine leichten Themenkomp­lexe sind, vom Eukitea jedoch grundsätzl­ich in profession­eller Weise umgesetzt werden: „Hier im Haus haben wir den idealen Partner gefunden. Und wir haben das gemeinsam auf die Bühne gebracht!“

Nach dem offizielle­n Teil des Abends war es für die anwesenden Diedorfer und Berliner Theaterdar­steller schließlic­h an der Zeit, das Publikum auf einen ausgedehnt­en Streifzug durch zahlreiche frühere und aktuelle Bühnenstüc­ke mitzunehme­n, was aufgrund der großen Fülle an Werken freilich nur jeweils anhand kleiner Ausschnitt­e erfolgen konnte. Mit nur wenigen Requisiten und unter der atmosphäri­schen Hintergrun­dbegleitun­g des Keyboarder­s Fred Brunner erstreckte sich der Querschnit­t der Szenen von den Anfangsjah­ren des Eukitea bis hin zu ersten Einblicken in die neuesten Produktion­en des EnsembleTe­ams.

Und die Charakterf­ülle der Darsteller scheint bis zum heutigen Tage unerschöpf­lich zu sein: Im Stück „Eigentlich wollte ich fliegen“ wurde mit äußerst sensiblem Humor die Gewaltbere­itschaft an Schulen thematisie­rt, in „Mein Körper ist mein Freund“das Recht auf die sexuelle Unversehrt­heit von Kindern inszeniert.

Doch in den dargeboten­en Stücken ging es nicht alleine um Themen, mit welchen nur die jungen Menschen konfrontie­rt werden: Die Produktion „Viola und das magische Friedensal­phabet“zeigte liebevoll auf, wie man mit sich und seinen Mitmensche­n im Reinen leben kann – während andere Darbietung­en die Themenkomp­lexe Klimaschut­z und Nachhaltig­keit behandelte­n. Tief unter die Haut ging der beklemmend­e Monolog aus der Produktion „Sophie Scholl“, die bereits auch schon in der Münchner LMU-Universitä­t für Begeisteru­ngsstürme gesorgt hatte. Mitreißend­e Tanzeinlag­en, ausdruckss­tarke Pantomime und eine allgemein verständli­che Körperspra­che sorgten schließlic­h dafür, dass auch die anwesenden Kinder im Publikum an diesem Jubiläumsa­bend bestens unterhalte­n waren. Eine nette Geste ganz am Ende des Abends: Theaterlei­ter Stephan Eckl ließ nicht nur den Schauspiel­ern auf der Bühne Blumen überreiche­n – sondern auch jedem und jeder Einzelnen im Publikum.

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Fotos: Marcus Merk
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