Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum Radfahrer im Anhauser Tal leiden
Radfahren im Naturpark Westliche Wälder macht Spaß. Aber nur, wenn die Wege auch entsprechend instand gehalten werden. Das war zuletzt nicht überall der Fall.
Der Naturpark Augsburg – Westliche Wälder ist ein beliebtes Ausflugsziel für alle, die dem städtischen Trubel entkommen wollen. Knapp die Hälfte der 1200 Quadratkilometer großen Fläche ist mit Wald bedeckt. Der Park bietet außerdem eine Vielzahl an verschiedenen Wander- und Radtouren. Über 2500 Kilometer sind als markierte Wander- und Radwege erschlossen. Dazu gehört auch das Anhauser Tal. Doch nicht jeder Weg ist für eine Radtour geeignet. Ein Revierleiter sieht eindeutig Verantwortliche.
Zuletzt gab es Beschwerden wegen der schlechten Zustände der als Radtouren gekennzeichneten Wege im Anhauser Tal. Abschnitte, die mit grobem Kies aufgefüllt wurden, seien nur sehr schwer mit dem Rad zu befahren. Unser Leser Jens Wunderwald aus Diedorf berichtet von Personen, die sogar gestürzt seien. Das könne doch auf einem ausgeschilderten Fahrradweg nicht sein, findet er. Laut Jonas Fricke, dem Radverkehrsbeauftragen des Landratsamts Augsburg, gestalte sich die Instandhaltung schwierig, da große Abschnitte der grün-weiß beschilderten Rad- und Wandertouren auf Privatgrund liegen. Das Landratsamt sei daher nicht zuständig und habe auch keinen Einfluss auf die Beschaffenheit der Wege, sagt Fricke.
Marcel Nentwich, Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten,
gibt einen Einblick in die verschiedenen Zuständigkeiten der Wege im Bereich Anhauser Tal. Der zentral liegende Anhauser Talweg etwa sei zu circa 80 bis 90 Prozent Eigentum der Gemeinde Diedorf. Wege, die rechts und links davon verlaufen, hätten jedoch unterschiedliche Eigentümer. Dort befinden sich unter anderem Kleinund Großprivatwälder verschiedener Besitzer. Andere Bereiche gehören den Bayerischen Staatsforsten selbst. Jeder Eigentümer sei dabei verantwortlich für seine Wege. Die unterschiedlichen Zustände lassen sich daher auf die verschiedenen Zuständigkeiten zurückführen.
Marcel Nentwich hält sich bei
der Instandsetzung und Pflege der Wege an ein klares Konzept. Jene Wege, die unter die Zuständigkeit der Bayerischen Staatsforsten fallen, sind dachförmig aufgebaut. Das bedeutet, sie sind in der Mitte erhöht, damit das Wasser an den tieferliegenden Seiten ablaufen kann. Das Wasser muss weg vom Weg, um das Aufweichen und Zerstören der Fahrbahn zu verhindern. Außerdem wird fünfmal im Jahr eine sogenannte Verschleißschicht aufgetragen. Dabei handelt es sich um eine bis zu zwei Zentimeter dicke Schicht aus acht bis elf Millimeter großem Split.
Ist diese frisch aufgetragen, kann das die Bedingungen für Radfahrer erschweren. Im Laufe
der Zeit verteilt und verfestigt sich jedoch der Kies, durch die andauernde Nutzung verschiedener Fahrzeuge. Forststraßen müssen sorgfältig angelegt werden, damit
Tipps für Radler auf Schotterstraßen
sie ihren Belastungen standhalten können. Laut dem Revierleiter sei die Verschleißschicht daher dringend notwendig, um die Straßen in Takt zu halten. Sie schützt die darunter liegende Deckschicht und verhindert das Entstehen von Schlaglöchern und dass Straßen überspült werden.
Was passiert, wenn diese obere
Verschleißschicht fehlt, lässt sich nur zu gut am Anhauser Talweg sehen, zeigt der Revierleiter. Durch das Fehlen der oberen Schicht sind hier den ganzen Weg entlang große Schlaglöcher entstanden, in denen sich das Wasser sammelt. Zum Teil sind Abschnitte des Weges überspült. Marcel Nentwich ist auch hier immer wieder im Einsatz. Da Teile der Schäden durch den dort verkehrenden Forstbetrieb verursacht wird, unterstützt der Revierleiter die dafür zuständige Gemeinde bei der Instandhaltung. Schlaglöcher füllt er mit Jurakalkschotter auf, um den Weg wieder zu verdichten. Eine Verschleißschicht kann hier nicht aufgetragen werden, da die Deckschicht hier komplett frei liege und die Straße in zu schlechtem Zustand sei.
Laut Marcel Nentwich müsste zuerst eine komplette Grundsanierung erfolgen, um die Straße neu instand zu setzen. Er empfiehlt dabei den Weg nach Vorbild der Forststraßen dachförmig aufzubauen. Für Radfahrer sei der Weg im Moment zwar noch befahrbar, auf lange Sicht jedoch werden die Schäden immer größer. Ständig entstehen neue Löcher und Unebenheiten, die die Straße in eine Holperpiste verwandeln. Da Teile der ausgeschilderten Radstrecken auch von schwereren Geräten genutzt werden, müssen die Wege dementsprechend präpariert werden. Der Markt Diedorf ist sich des Problems bewusst und arbeitet an einer Lösung.
Der ADFC Fahrsicherheitstrainer Armin Falkenhein hat folgende Tipps für das Radfahren auf Schotterwegen. Für eine sichere Fahrt auf lockerem Kies ist es wichtig, vorausschauend und vorsichtig zu fahren. Man sollte außerdem versuchen, plötzliche Ausweichmanöver oder spontanes Abbiegen zu vermeiden. Um ein Blockieren der Bremsen zu verhindern, ist es ratsam, auf losem Untergrund nur sanft zu bremsen. Die Vorderradbremse hat die größte Bremskraft und sollte in Verbindung mit der Hinterradbremse daher sorgfältig dosiert werden. Der ADFC bietet hierzu Radfahrsicherheitstrainings an. Diese werden im Sommer wieder in Augsburg an mehreren Samstagen stattfinden.