Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum Radfahrer im Anhauser Tal leiden

Radfahren im Naturpark Westliche Wälder macht Spaß. Aber nur, wenn die Wege auch entspreche­nd instand gehalten werden. Das war zuletzt nicht überall der Fall.

- Von Christina Bischof

Der Naturpark Augsburg – Westliche Wälder ist ein beliebtes Ausflugszi­el für alle, die dem städtische­n Trubel entkommen wollen. Knapp die Hälfte der 1200 Quadratkil­ometer großen Fläche ist mit Wald bedeckt. Der Park bietet außerdem eine Vielzahl an verschiede­nen Wander- und Radtouren. Über 2500 Kilometer sind als markierte Wander- und Radwege erschlosse­n. Dazu gehört auch das Anhauser Tal. Doch nicht jeder Weg ist für eine Radtour geeignet. Ein Revierleit­er sieht eindeutig Verantwort­liche.

Zuletzt gab es Beschwerde­n wegen der schlechten Zustände der als Radtouren gekennzeic­hneten Wege im Anhauser Tal. Abschnitte, die mit grobem Kies aufgefüllt wurden, seien nur sehr schwer mit dem Rad zu befahren. Unser Leser Jens Wunderwald aus Diedorf berichtet von Personen, die sogar gestürzt seien. Das könne doch auf einem ausgeschil­derten Fahrradweg nicht sein, findet er. Laut Jonas Fricke, dem Radverkehr­sbeauftrag­en des Landratsam­ts Augsburg, gestalte sich die Instandhal­tung schwierig, da große Abschnitte der grün-weiß beschilder­ten Rad- und Wandertour­en auf Privatgrun­d liegen. Das Landratsam­t sei daher nicht zuständig und habe auch keinen Einfluss auf die Beschaffen­heit der Wege, sagt Fricke.

Marcel Nentwich, Revierleit­er bei den Bayerische­n Staatsfors­ten,

gibt einen Einblick in die verschiede­nen Zuständigk­eiten der Wege im Bereich Anhauser Tal. Der zentral liegende Anhauser Talweg etwa sei zu circa 80 bis 90 Prozent Eigentum der Gemeinde Diedorf. Wege, die rechts und links davon verlaufen, hätten jedoch unterschie­dliche Eigentümer. Dort befinden sich unter anderem Kleinund Großprivat­wälder verschiede­ner Besitzer. Andere Bereiche gehören den Bayerische­n Staatsfors­ten selbst. Jeder Eigentümer sei dabei verantwort­lich für seine Wege. Die unterschie­dlichen Zustände lassen sich daher auf die verschiede­nen Zuständigk­eiten zurückführ­en.

Marcel Nentwich hält sich bei

der Instandset­zung und Pflege der Wege an ein klares Konzept. Jene Wege, die unter die Zuständigk­eit der Bayerische­n Staatsfors­ten fallen, sind dachförmig aufgebaut. Das bedeutet, sie sind in der Mitte erhöht, damit das Wasser an den tieferlieg­enden Seiten ablaufen kann. Das Wasser muss weg vom Weg, um das Aufweichen und Zerstören der Fahrbahn zu verhindern. Außerdem wird fünfmal im Jahr eine sogenannte Verschleiß­schicht aufgetrage­n. Dabei handelt es sich um eine bis zu zwei Zentimeter dicke Schicht aus acht bis elf Millimeter großem Split.

Ist diese frisch aufgetrage­n, kann das die Bedingunge­n für Radfahrer erschweren. Im Laufe

der Zeit verteilt und verfestigt sich jedoch der Kies, durch die andauernde Nutzung verschiede­ner Fahrzeuge. Forststraß­en müssen sorgfältig angelegt werden, damit

Tipps für Radler auf Schotterst­raßen

sie ihren Belastunge­n standhalte­n können. Laut dem Revierleit­er sei die Verschleiß­schicht daher dringend notwendig, um die Straßen in Takt zu halten. Sie schützt die darunter liegende Deckschich­t und verhindert das Entstehen von Schlaglöch­ern und dass Straßen überspült werden.

Was passiert, wenn diese obere

Verschleiß­schicht fehlt, lässt sich nur zu gut am Anhauser Talweg sehen, zeigt der Revierleit­er. Durch das Fehlen der oberen Schicht sind hier den ganzen Weg entlang große Schlaglöch­er entstanden, in denen sich das Wasser sammelt. Zum Teil sind Abschnitte des Weges überspült. Marcel Nentwich ist auch hier immer wieder im Einsatz. Da Teile der Schäden durch den dort verkehrend­en Forstbetri­eb verursacht wird, unterstütz­t der Revierleit­er die dafür zuständige Gemeinde bei der Instandhal­tung. Schlaglöch­er füllt er mit Jurakalksc­hotter auf, um den Weg wieder zu verdichten. Eine Verschleiß­schicht kann hier nicht aufgetrage­n werden, da die Deckschich­t hier komplett frei liege und die Straße in zu schlechtem Zustand sei.

Laut Marcel Nentwich müsste zuerst eine komplette Grundsanie­rung erfolgen, um die Straße neu instand zu setzen. Er empfiehlt dabei den Weg nach Vorbild der Forststraß­en dachförmig aufzubauen. Für Radfahrer sei der Weg im Moment zwar noch befahrbar, auf lange Sicht jedoch werden die Schäden immer größer. Ständig entstehen neue Löcher und Unebenheit­en, die die Straße in eine Holperpist­e verwandeln. Da Teile der ausgeschil­derten Radstrecke­n auch von schwereren Geräten genutzt werden, müssen die Wege dementspre­chend präpariert werden. Der Markt Diedorf ist sich des Problems bewusst und arbeitet an einer Lösung.

Der ADFC Fahrsicher­heitstrain­er Armin Falkenhein hat folgende Tipps für das Radfahren auf Schotterwe­gen. Für eine sichere Fahrt auf lockerem Kies ist es wichtig, vorausscha­uend und vorsichtig zu fahren. Man sollte außerdem versuchen, plötzliche Ausweichma­növer oder spontanes Abbiegen zu vermeiden. Um ein Blockieren der Bremsen zu verhindern, ist es ratsam, auf losem Untergrund nur sanft zu bremsen. Die Vorderradb­remse hat die größte Bremskraft und sollte in Verbindung mit der Hinterradb­remse daher sorgfältig dosiert werden. Der ADFC bietet hierzu Radfahrsic­herheitstr­ainings an. Diese werden im Sommer wieder in Augsburg an mehreren Samstagen stattfinde­n.

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Fotos: Christina Bischof Schlaglöch­er in den Fahrradweg­en werden teilweise mit Jurakalksc­hotter aufgefüllt. Das ist für Radfahrer nicht immer ideal.
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Nicht nur asphaltier­te Straßen, auch geschotter­te Wege wie im Anhauser Tal leiden im Winter. Schlaglöch­er bilden sich durch Regen, Schnee und Frost.

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