Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Werden am alten Bahnhof Geflüchtete untergebracht?
Eigentlich sollten auf dem Gelände des ehemaligen Waldcafés in Horgau Wohnungen entstehen. Nun sieht es danach aus, dass dort Geflüchtete in Containern untergebracht werden könnten.
Es gab eine Zeit, da war das Waldcafé am Horgauer Bahnhof ein beliebtes Ausflugsziel. Das ist lange her. In jüngster Vergangenheit fiel das Gebäude vorwiegend deshalb auf, weil es baufällig war. Im vergangenen Mai wurde es schließlich abgerissen. Auf dem Gelände sollte neuer Wohnraum entstehen. Doch nun liegen die Pläne zum Bau moderner Wohnungen offenbar auf Eis. Stattdessen könnten auf dem Grundstück Container aufgestellt werden, in denen Geflüchtete untergebracht werden.
Das hat der Eigentümer des Grundstücks zumindest dem Landratsamt angeboten. Eine Sprecherin bestätigt auf Nachfrage: „Kürzlich gab es das Angebot an den Landkreis Augsburg, dass ein Investor auf dem Gelände des ehemaligen Waldcafes in Horgau Container aufstellt und vermietet. Bislang wurde sich allerdings nicht für dieses Angebot entschieden. Es handelt sich hier um einen noch laufenden Prozess.“
Die Pläne zur Unterbringung von
Geflüchteten in der Nähe des alten Bahnhofs waren auch bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Thema. Bürgermeister Thomas Hafner teilte mit, dass der Eigentümer derzeit keine Bebauung des Grundstücks plane. Stattdessen könne sich der Eigentümer vorstellen, bis zu 75 Menschen vorübergehend in Containern unterzubringen. Dabei leben in dem kleinen Weiler um den alten Horgauer Bahnhof gerade einmal rund 85 Menschen, erklärt Bürgermeister Hafner. Er spricht deshalb von einem „ungünstigen Verhältnis.“
Dabei müsse klar sein, dass Horgau
sich nicht grundsätzlich gegen die Aufnahme von Schutzsuchenden stellen möchte. Jede Gemeinde müsse ihren Beitrag leisten. Allerdings zweifelt Hafner daran, ob das Gelände gegenüber dem alten Bahnhof aufgrund der Infrastruktur geeignet ist. Hafner: „Da gäbe es noch einiges an Vorarbeiten zu erledigen.“So sei zum Beispiel nicht geklärt, ob die Infrastruktur in der Wasserversorgung ausreicht, um so viele Menschen in Containern unterzubringen. Außerdem sei das Gelände schlecht angebunden. Es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten und lediglich einen Bus, der einmal am
Tag nach Augsburg fährt. Dabei waren auf dem Areal rund um den alten Bahnhof bereits in der Vergangenheit Geflüchtete untergebracht. Im ehemaligen Waldcafé lebten zeitweise etwa 25 Asylsuchende. Später stand das in die Jahre gekommen Gebäude lange leer. Schließlich wurde es an den Investor verkauft, der angekündigt hatte neue Ein- und Mehrfamilienhäuser auf dem Grundstück zu bauen. Geplant waren neun Eigentumswohnungen und ein Doppelhaus. Wann diese gebaut werden, ist momentan unklar, berichtet der Bürgermeister. In der kommenden Woche soll es ein Gespräch zwischen Vertretern der Gemeinde und dem Investor geben.Horgau ist eine von wenigen Kommunen im Landkreis, in der aktuell keine Geflüchteten untergebracht sind. Insgesamt sind im Augsburger Land nach Auskunft des Landratsamts derzeit gut 2700 Geflüchtete in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises registriert. 40 Prozent der Betroffenen haben die afghanische Staatsangehörigkeit, 23 Prozent haben jeweils die irakische bzw. türkische Staatsangehörigkeit, die restlichen 13 Prozent verteilen sich auf alle weiteren Staaten. Hinzu kommen weiterhin rund 2000 privat wohnende Geflüchtete aus der Ukraine, die sich auf die Kommunen im Landkreis Augsburg verteilen.
Die meisten Geflüchteten pro Kommune sind in Königsbrunn untergebracht (456 Menschen). Danach folgen Gersthofen mit 376 Geflüchteten und Bobingen mit 186 Menschen, die in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises leben. Zuletzt sind große neue Unterkünfte im ehemaligen Schullandheim Dinkelscherben, in Königsbrunn und in Gablingen entstanden.