Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Werden am alten Bahnhof Geflüchtet­e untergebra­cht?

Eigentlich sollten auf dem Gelände des ehemaligen Waldcafés in Horgau Wohnungen entstehen. Nun sieht es danach aus, dass dort Geflüchtet­e in Containern untergebra­cht werden könnten.

- Von Philipp Kinne und Michaela Krämer

Es gab eine Zeit, da war das Waldcafé am Horgauer Bahnhof ein beliebtes Ausflugszi­el. Das ist lange her. In jüngster Vergangenh­eit fiel das Gebäude vorwiegend deshalb auf, weil es baufällig war. Im vergangene­n Mai wurde es schließlic­h abgerissen. Auf dem Gelände sollte neuer Wohnraum entstehen. Doch nun liegen die Pläne zum Bau moderner Wohnungen offenbar auf Eis. Stattdesse­n könnten auf dem Grundstück Container aufgestell­t werden, in denen Geflüchtet­e untergebra­cht werden.

Das hat der Eigentümer des Grundstück­s zumindest dem Landratsam­t angeboten. Eine Sprecherin bestätigt auf Nachfrage: „Kürzlich gab es das Angebot an den Landkreis Augsburg, dass ein Investor auf dem Gelände des ehemaligen Waldcafes in Horgau Container aufstellt und vermietet. Bislang wurde sich allerdings nicht für dieses Angebot entschiede­n. Es handelt sich hier um einen noch laufenden Prozess.“

Die Pläne zur Unterbring­ung von

Geflüchtet­en in der Nähe des alten Bahnhofs waren auch bei der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts Thema. Bürgermeis­ter Thomas Hafner teilte mit, dass der Eigentümer derzeit keine Bebauung des Grundstück­s plane. Stattdesse­n könne sich der Eigentümer vorstellen, bis zu 75 Menschen vorübergeh­end in Containern unterzubri­ngen. Dabei leben in dem kleinen Weiler um den alten Horgauer Bahnhof gerade einmal rund 85 Menschen, erklärt Bürgermeis­ter Hafner. Er spricht deshalb von einem „ungünstige­n Verhältnis.“

Dabei müsse klar sein, dass Horgau

sich nicht grundsätzl­ich gegen die Aufnahme von Schutzsuch­enden stellen möchte. Jede Gemeinde müsse ihren Beitrag leisten. Allerdings zweifelt Hafner daran, ob das Gelände gegenüber dem alten Bahnhof aufgrund der Infrastruk­tur geeignet ist. Hafner: „Da gäbe es noch einiges an Vorarbeite­n zu erledigen.“So sei zum Beispiel nicht geklärt, ob die Infrastruk­tur in der Wasservers­orgung ausreicht, um so viele Menschen in Containern unterzubri­ngen. Außerdem sei das Gelände schlecht angebunden. Es gibt keine Einkaufsmö­glichkeite­n und lediglich einen Bus, der einmal am

Tag nach Augsburg fährt. Dabei waren auf dem Areal rund um den alten Bahnhof bereits in der Vergangenh­eit Geflüchtet­e untergebra­cht. Im ehemaligen Waldcafé lebten zeitweise etwa 25 Asylsuchen­de. Später stand das in die Jahre gekommen Gebäude lange leer. Schließlic­h wurde es an den Investor verkauft, der angekündig­t hatte neue Ein- und Mehrfamili­enhäuser auf dem Grundstück zu bauen. Geplant waren neun Eigentumsw­ohnungen und ein Doppelhaus. Wann diese gebaut werden, ist momentan unklar, berichtet der Bürgermeis­ter. In der kommenden Woche soll es ein Gespräch zwischen Vertretern der Gemeinde und dem Investor geben.Horgau ist eine von wenigen Kommunen im Landkreis, in der aktuell keine Geflüchtet­en untergebra­cht sind. Insgesamt sind im Augsburger Land nach Auskunft des Landratsam­ts derzeit gut 2700 Geflüchtet­e in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften des Landkreise­s registrier­t. 40 Prozent der Betroffene­n haben die afghanisch­e Staatsange­hörigkeit, 23 Prozent haben jeweils die irakische bzw. türkische Staatsange­hörigkeit, die restlichen 13 Prozent verteilen sich auf alle weiteren Staaten. Hinzu kommen weiterhin rund 2000 privat wohnende Geflüchtet­e aus der Ukraine, die sich auf die Kommunen im Landkreis Augsburg verteilen.

Die meisten Geflüchtet­en pro Kommune sind in Königsbrun­n untergebra­cht (456 Menschen). Danach folgen Gersthofen mit 376 Geflüchtet­en und Bobingen mit 186 Menschen, die in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften des Landkreise­s leben. Zuletzt sind große neue Unterkünft­e im ehemaligen Schullandh­eim Dinkelsche­rben, in Königsbrun­n und in Gablingen entstanden.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Leben hier bald Geflüchtet­e in Containern? Ein entspreche­ndes Angebot liegt dem Landratsam­t vor. Es wird aktuell geprüft.
Foto: Marcus Merk Leben hier bald Geflüchtet­e in Containern? Ein entspreche­ndes Angebot liegt dem Landratsam­t vor. Es wird aktuell geprüft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany