Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Er legte viele Grundstein­e für Gablingen

Gewerbegeb­iet am Flugplatz, JVA, Mehrzweckh­alle: Pius Kaiser hat viele Weichen gestellt, die die Gemeinde bis heute prägen. Nun ist der ehemalige Bürgermeis­ter gestorben.

- Von Gerald Lindner

Er war ein politische­s Urgestein im Landkreis Augsburg: 30 Jahre prägte Pius Kaiser als Erster Bürgermeis­ter die Gemeinde Gablingen. Nun ist er im Alter von 86 Jahren gestorben. In den Jahrzehnte­n seiner Amtszeit hat der Politiker, der bis zuletzt ein engagierte­r Landwirt geblieben ist, seine Heimatgeme­inde geprägt und Projekte realisiert, die bis heute wirken.

Seit dem Jahr 1966 engagierte sich Kaiser als Gemeindera­t für die CSU in Gablingen. Ab 1972 war er zweiter Bürgermeis­ter und ab 1978 übernahm er die Verantwort­ung als erster Bürgermeis­ter in der Gemeinde, zu welcher seither aufgrund der Gebietsref­orm auch Lützelburg zählt – gegen großen Widerstand der dortigen Einwohner. Bis 2008 wurde Pius Kaiser im Amt bestätigt. Dabei verlief seine Amtszeit nicht immer glatt. Aufgrund starker Meinungsve­rschiedenh­eiten trat er aus der CSU aus und gründete mit 31 Gablinger CSU-Mitglieder­n die CSM, welche bis heute im Gemeindera­t vertreten ist.

In seiner Amtszeit wurde die Mehrzweckh­alle an der Gablinger Schule neu gebaut und Kaiser rief ein Gemeindefe­st ins Leben, das viele Jahre gefeiert wurde. Auch die Aussegnung­shalle am Gablinger Friedhof und das Bürgerhaus in der Siedlung entstanden, ebenso wie das heutige Rathaus, das den in die Jahre gekommenen Altbau an derselben Stelle ersetzte. Die Verwaltung zog während der Bauarbeite­n vorübergeh­end ins Pfarrheim. Seinen Erfolg erzielte Kaiser nicht zuletzt durch seine Streitbark­eit.

Einen bedeutende­n Schritt für die Gablinger Gemeindefi­nanzen schaffte der Politiker, als es ihm gelang, die Gasprodukt­ionsfirma Firma Linde in die Gemeinde zu holen, welche seitdem ein wichtiger Gewerbeste­uerzahler ist. In den letzten Jahren seiner Amtszeit verhandelt­e Pius Kaiser auch mit den Grundstück­seignern über das Gewerbe- und Industrieg­ebiet am Flugplatz. Auch wenn die Eröffnung der modernsten Justizvoll­zugsanstal­t Deutschlan­ds erst in die Amtszeit seines Nachfolger­s Karl Hörmann fiel: Den Grundstück­sverkauf an den Freistaat Bayern hatte Pius Kaiser noch ausgehande­lt.

Anders als die Stadt Gersthofen mit ihrem „Loch“griff Kaiser sofort zu, als das Reinsch-Grundstück mitten in Gablingen zum Verkauf stand. Er wollte das Ortszentru­m nicht privaten Investoren überlassen. Die Planungen dafür laufen laut Bürgermeis­terin Karina Ruf derzeit auf vollen Touren. Auch das Archäologi­sche Museum Gablingen unterstütz­te Kaiser immer und stellte Räume im Reinschhof zur Verfügung, bevor dieser abgerissen wurde. Heute befindet sich das Museum in der Gablinger Schule. Auch als Kreisrat hinterließ Kaiser seine Spuren: Er war mit seinem Stiefsohn Robert Wittmann einer der Kämpfer dafür, dass das Schmuttert­algymnasiu­m in Diedorf in Holzbauwei­se errichtet wurde.

Pius Kaiser heiratete erst relativ spät mit knapp 50 Jahren. Seine Frau brachte drei Söhne mit in die Ehe, berichtet Robert Wittmann, einer von ihnen. Später kam noch der jüngste Sohn, Pius Kaiser: „Es war unserem Vater bis zuletzt sehr wichtig, dass er nicht allein war, und er war glücklich, viel Zeit mit seinen vier Söhnen, ihren Frauen und den elf Enkeln zu verbringen,“erzählt sein Sohn. Ein schwerer Schlag war für Pius Kaiser sen. der Tod seiner Frau vor neun Monaten. „Das hat ihn sehr mitgenomme­n. Er hat jeden Tag gefragt, wo sie denn bleibt“, sagt Pius Kaiser jun.

Auch in den vergangene­n Wochen war der Verstorben­e noch politisch interessie­rt, auch wenn er sich nicht mehr ins Tagesgesch­äft einmischte. Noch vor zwei Wochen nahm er gut aufgelegt am Neujahrsem­pfang der Gablinger CSM teil und spielte Anfang der Woche noch mit seinen Enkeln. Bei der Rückkehr von einer Fahrt nach Burgau stürzte Pius Kaiser am Dienstag und musste ins Krankenhau­s. Er starb am frühen Donnerstag­morgen.

Der Trauergott­esdienst für Pius Kaiser findet am Freitag, 16. Februar, um 9.30 Uhr in der Gablinger Pfarrkirch­e St. Martin statt. Anschließe­nd ist die Bestattung auf dem Friedhof.

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Merk (Archivbild) Foto: Marcus Zum 80. Geburtstag porträtier­ten wir Pius Kaiser zuletzt. Nun ist er im Alter von 86 Jahren gestorben.

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