Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wohnungen und Bäckerei am Bahnhof
Die Tage des maroden Postgebäudes am Westheimer Bahnhof sind gezählt. Am Entwurf für ein modernes Gebäude mit Wohnungen scheiden sich die Geister.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Streit gab es im Neusässer Planungsausschuss zwar nicht, aber die Mitglieder diskutierten sehr lange und kontrovers über den Bauantrag eines Investors für das ehemalige Postgebäude am Westheimer Bahnhof. Dort sollen zwölf Wohnungen mit Tiefgarage und zwei Ladengeschäften entstehen, wie Architekt Thomas Glogger in der Sitzung erläuterte. Geplant sei sogar, dass eine Bäckerei einzieht.
Die Zustimmung fiel letztlich knapp aus mit fünf Nein-Stimmen der CSU, wobei Bürgermeister Richard Greiner diesmal ausscherte und mit Grünen, Freien Wählern und der SPD für den modernen Entwurf stimmte. Dabei ging es ihm jedoch weniger um Geschmack in Architekturfragen als um die Tatsache, dass rein rechtlich nichts gegen den Planungsentwurf spricht, wie Stadtbaumeister Björn Nübel erläutert hatte. Das zweiteilige Gebäude mit einem asymmetrischen Dach, das laut Architekt auch einen Lärmschutzeffekt zur Bahnseite hin haben soll und mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet wird, hat zwar zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoß
und macht einen massiven Eindruck. Aber es ist mit einer Höhe von 13,28 Metern nur etwa 50 Zentimeter höher als im Bebauungsplan auf der gegenüberliegenden Straßenseite zulässig ist und – wie Bürgermeister Greiner feststellte – damit noch weit von den üblichen zehn Prozent Abweichung, die noch toleriert werden. An der Höhe, Größe und der „Maximalausnutzung“, wie CSU-Fraktionsvorsitzende Karin Zimmermann es formulierte, störten sich die fünf CSU-Stadträte. Zweiter Bürgermeister Wilhelm Kugelmann
sagte, das Gebäude sei „sicher keine Bereicherung für Westheim“und „keine Augenweide“.
Dagegen argumentierten die Grünen, der moderne Entwurf sei sehr wohl ansprechend, eine sinnvolle Nachverdichtung mit der Schaffung von Wohnraum „und auf jeden Fall eine Verbesserung zum jetzigen Zustand“(Karin Fluhr).
Das Gelände in der Hindenburgstraße 2 ist besonders heikel für ein Bauvorhaben, da es zwischen Bahnlinie, Unterführung und der Hindenburgstraße in einer Dreiecksform
eingekeilt ist und zudem noch in extremer Hanglage liegt. Susanne Höhnle (SPD) störte sich ebenfalls nicht an dem modernen Entwurf und fand „dass die Vorteile für Westheim überwiegen“. Stadtbaumeister Nübel wies auch darauf hin, dass man das Gebäude von Westen und Süden her aufgrund der großen Bäume kaum sehen wird.
Inge Steinmetz-Maaz gefiel der Entwurf zwar nicht, sie sah aber wie der Bürgermeister auch keine rechtlichen Gründe, den Antrag abzulehnen. Sie bestand allerdings darauf, dass ein fehlender oberirdischer Stellplatz noch eingeplant werden müsse. Zusammen mit den Plätzen in der Tiefgarage sind es insgesamt 24. Die Zufahrt kann übrigens aufgrund der Hanglage von unten her ebenerdig erfolgen. Die Fassade der beiden leicht versetzten Bauteile werde im unteren Teil mit Massivziegeln sein und die obere Hälfte vorvergrautes Holz, das die Farbe im Laufe der Jahre nicht so stark ändert. Laut Architekt Glogger kann mit dem Bau bereits im kommenden Jahr begonnen werden.