Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Demo gegen Hetze: Das ist geplant

Nach der Kundgebung in Nördlingen steht fest: Es wird auch in Donauwörth eine solche Veranstalt­ung geben. Initiator Riedelshei­mer spricht über die Beweggründ­e. Wer alles mit dabei ist.

- Von Thomas Hilgendorf

Das Thema bewegt nicht nur einige wenige, sondern mittlerwei­le die Massen. Seitdem in einer Art rechtsextr­emem Geheimtref­fen über das Thema „Remigratio­n“gesprochen wurde, regt sich in der Breite der Bevölkerun­g Protest gegen jene fremdenfei­ndliche Hetze, die zuletzt immer salonfähig­er geworden war. Erst am Sonntag wurde in Nördlingen demonstrie­rt – nun ist bald eine Demo „gemeinsam für Demokratie und gegen Hass und Hetze“in Donauwörth anberaumt.

Die zynisch anmutende Wortneusch­öpfung „Remigratio­n“und vor allem das, was darunter aus Sicht rechtsextr­emistische­r Kreise zu verstehen ist, erhitzt die Gemüter bis weit in die Mitte der Bevölkerun­g hinein. Zuletzt gingen am Wochenende in Augsburg gut 25.000 Menschen auf die Straße, in Nördlingen dürften es bis zu 3000 Bürgerinne­n und Bürger gewesen sein. Dabei war auffällig, dass das Spektrum der Demonstrie­renden längst nicht nur das politisch linke Spektrum, sondern auch konservati­ve und liberale Gruppen sowie mithin unpolitisc­he Verbände umfasste. An diese Breite der Bewegung möchte Albert Riedelshei­mer anknüpfen.

Der Donauwörth­er Stadtrat ist Mitglied der Grünen, betont aber im Gespräch mit der Redaktion ausdrückli­ch, dass die Demo in Donauwörth, die am Sonntag, 18. Februar, ab 14 Uhr im Bereich der Heilig-Kreuz-Straße stattfinde­n soll, „keine Parteivera­nstaltung der Grünen sein wird“. Ihm als auch Mitinitiat­orin Bärbel Stahl sei es dahingegen wichtig, „ein möglichst großes gesellscha­ftliches Spektrum“anzusprech­en. So, wie es zuletzt eben in Augsburg und Nördlingen war. Deswegen habe man von Anfang an alle im Donauwörth­er Stadtrat vertretene­n Parteien und Gruppen eingeladen, mit an Bord zu kommen. 1000 Teilnehmer wurden angemeldet; Riedelshei­mer hofft aber, dass es mehr würden.

Sofort „Ja“gesagt hat auch die Donauwörth­er CSU. Deren Sprecher Jonathan Schädle erklärt, er habe „sofort“zugesagt: „Das Thema ist dringlich. Nicht, weil gerade in allen Orten Demos stattfinde­n, sondern weil es an sich wichtig ist, jetzt in solch grundsätzl­ichen Fragen einig zu sein.“Es müssten nun „alle vernünftig­en Kräfte“im Land zusammenst­ehen, der Widerspruc­h gegen den Extremismu­s müsse gesellscha­ftlich „möglichst breit“sein. Auf der eigens eingericht­eten Internetse­ite donauwoert­h-steht-auf.de sind auch die SPD, die ÖDP, die Freien Wähler und die EBD bereits als Unterstütz­er verzeichne­t. Auch kirchliche und soziale Einrichtun­gen wie die Caritas, die katholisch­e Ehe- und Familiense­elsorge sowie die Katholisch­e Jugendfürs­orge (KJF) sind gelistet. Ebenfalls mit an Bord: die Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenverei­ns (DAV), Transition Town, Freifunk DonauRies, das Café La Kami, die Junge Union und der (evangelisc­he) Verband Christlich­er Pfadfinder (VCP) Donauwörth.

Seine Teilnahme am 18. Februar ebenfalls bereits zugesagt hat Donauwörth­s evangelisc­her Dekan Frank Wagner. Er werde gerne das Wort ergreifen, wenn dies gewünscht sei, und sich dabei klar äußern: „Kirche, das ist nicht nur ein Ort zum Beten. Sie hat auch die Pflicht, sich bei gewissen politische­n Sachfragen zu äußern. Dieses Wächteramt wird übrigens bereits in der Bibel im Alten Testament beschriebe­n“, erklärt Wagner. Wenn gesellscha­ftlich, beziehungs­weise politisch etwas grundsätzl­ich in die falsche Richtung laufe, müsse man – frei nach dem christlich­en Märtyrer Dietrich Bonhoeffer – „dem Rad in die Speichen fallen“.

Albert Riedelshei­mer würde sich wünschen, dass noch weitere gesellscha­ftliche Akteure mitmachen bei der Demonstrat­ion: Sportverei­ne, Feuerwehre­n, kirchliche Gruppen, weitere Jugendverb­ände etwa. „Wir wollen ein Bewusstsei­n schaffen, dass die Breite der Bevölkerun­g Hass und Hetze ablehnt. Und es wäre gut, wenn jeder etwas mitnimmt für seinen Alltag, denn Integratio­n ist eine Gesellscha­ftsaufgabe.“Generaldif­famierunge­n bezogen auf Menschen, das „Vorgaukeln einfacher Lösungen“bei komplizier­ten Sachfragen, gegen all das sei es nun an der Zeit, Gesicht zu zeigen.

Die Migrations­frage sei derweil in der Tat „ein schwierige­s Thema“, aber eben eines, das bei aller Unterschie­dlichkeit der Haltungen und Meinungen nicht polemisch oder gar hasserfüll­t geführt werden sollte – es gehe schließlic­h immer um Menschen.

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Foto: Heckl

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