Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein neuer Ansatz für die Filmförder­ung

Roth will „Booster“für kriselnde Branche

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Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth will mit einem Steuermode­ll wieder mehr Filmproduk­tionen nach Deutschlan­d locken. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern mit Steueranre­izen für Filmschaff­ende sei Deutschlan­d ein Stück weit abgehängt, sagte die Grünen-Politikeri­n am Dienstag in Berlin zur geplanten Filmförder­ung. „Wir haben massive Standortna­chteile.“Die oscarprämi­erte Produktion „Im Westen nichts Neues“von Edward Berger sei aus Steuergrün­den zum Beispiel auf Tschechien ausgewiche­n.

Dem Entwurf zufolge könnten Filmschaff­ende künftig bis zu 30 Prozent ihrer Produktion­skosten steuerlich absetzen. Länder wie Italien oder Spanien hätten mit solchen Steueranre­izen „außerorden­tlich positive Erfahrunge­n“gemacht, sagte Roth. Die gesamte wirtschaft­liche Infrastruk­tur wie etwa Gastronomi­e oder Hotels profitiere zudem davon. Auch entstünden mehr Arbeitsplä­tze. Nach den Berechnung­en generierte jeder bei Filmproduk­tionen investiert­e öffentlich­e Euro etwa das Sechsfache an Umsatz.

In Absprache mit den Bundesländ­ern, etwa den großen Filmstando­rten Bayern, NRW, Berlin und Hamburg, sei man sich einig, dass etwas getan werden müsse. Der Wettbewerb sei riesig. Die Filmproduk­tionen in Deutschlan­d sind den Angaben zufolge zuletzt um etwa ein Fünftel zurückgega­ngen. Mit dem Referenten­entwurf soll zudem eine Investitio­nsverpflic­htung eingeführt werden. Von den Einnahmen in Deutschlan­d müssen künftig dann mindestens 20 Prozent wieder in hiesige Produktion­en fließen. Roth will damit den Produktion­sstandort Deutschlan­d langfristi­g sicherstel­len.

Björn Böhning, Vorstandss­precher der Produzente­nallianz, bezeichnet­e die geplante Reform als „einen Meilenstei­n“. „Das ist der Booster, den die deutsche Film- und Fernsehwir­tschaft braucht“, sagte Böhning in einer ersten Reaktion. Besonders wichtig sei den Produzente­n, dass Rechte in Deutschlan­d und bei den Produzente­n verbleiben. Auch dazu hat Roth neue Regelungen vorgesehen. (dpa)

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