Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wiedersehen mit einem alten Bekannten
Der FSV Mainz geht mit einem neuen Trainer in die Partie gegen Augsburg. FCA-Coach Jess Thorup und Sportdirektor Marinko Jurendic kennen Bo Henriksen von gemeinsamen Stationen.
Für Jess Thorup kündigt sich Mehrarbeit an. Eigentlich hatte er mit seinem Trainerteam schon die Erkenntnisse über den kommenden Gegner des FC Augsburg zusammengetragen, die Trainingswoche war geplant. Am Dienstag aber präsentierte der FSV Mainz 05 mit Bo Henriksen einen neuen Coach, was Thorup bei der Gegneranalyse fast wieder bei Null starten lässt. Immerhin hat der Däne den Vorteil, seinen Landsmann recht gut zu kennen.
Beide haben früher zusammen in Odense gespielt, auch die Trainerkarriere von Henriksen verfolgte Thorup aufmerksam. „Er ist ein emotionaler Trainer, der den Turnaround schaffen kann“, sagte Thorup, der am Samstag (15.30 Uhr) eine leidenschaftlich kämpfende Mainzer Mannschaft erwartet. Auf direkten, schnellen Fußball mit vielen Standardsituationen stellt er sich und sein Team ein. Er sagte am Dienstag aber auch: „Der Trainerwechsel macht es für uns nicht einfacher.“
Zuletzt hatte Bo Henriksen beim FC Zürich gearbeitet, zumindest bis Saisonende wäre er in der Schweiz noch unter Vertrag gestanden. Mainz aber griff nun bereits zu und hofft mit dieser Entscheidung auf eine Trendwende. Beim FCA hat die Wahl eines dänischen Trainers viel bewirkt. Thorup hatte nicht nur eine kurzzeitige positive Wirkung, sondern hat auch vieles nachhaltig verändert. Die Mannschaft spielt attraktiver, hat sich ins Mittelfeld abgesetzt und darf von einer ruhigen Saison träumen. Auf Ähnliches hofft Henriksen auch beim Vorletzten in Mainz.
Thorup und Henriksen haben eine weitere Parallele. In beiden Karrieren spielte Marinko Jurendic eine wichtige Rolle. Im Herbst 2022 hatte er Henriksen zum FC Zürich geholt, damals in einer sportlich schwierigen Situation, aus der der Däne die Mannschaft befreite und wieder deutlich nach oben führte. Seit Sommer vergangenen Jahres ist Jurendic Sportdirektor beim FCA. Als die Trennung von Enrico Maaßen anstand, griff der Schweizer wieder auf dem dänischen Markt zu und verpflichtete Jess Thorup. Der dänische Trainermarkt scheint Jurendic zu gefallen. Henriksen und Thorup ließen sich nur schwer vergleichen, meinte der FCA-Sportdirektor bei seiner kurzen Trainings-Stippvisite am Dienstag. Henriksen setze mehr auf Emotionalität, Thorup arbeite strukturierter. Beide Wege aber können zum Ziel führen.
Die Augsburger können die Auswärtspartie am Samstag mit viel Selbstvertrauen angehen. Das 2:2 gegen RB Leipzig war der Beweis attraktiven Fußballs. „Da haben wir eine sehr gute Leistung gezeigt – mit und gegen den Ball“, lobte Thorup. Besonders gefallen habe ihm, dass seine Spieler bis zum Ende an den Sieg geglaubt und alles dafür versucht hatten.
Für den Dänen wird nun neuerliches Videostudium anstehen. Er wird sich noch ein paar der vergangenen Partien von Henriksen mit dem FC Zürich anschauen. Um ein Gefühl für dessen Herangehensweise zu bekommen. Und um zu sehen, wo es Ansatzpunkte für den FCA gibt. „In erster Linie aber bleibt der Fokus auf uns selbst, so wie immer“, sagte Thorup.
Seine eigene Mannschaft wird er wohl auch am Samstag kaum verändern. Die Offensive mit Ermedin Demirovic, Phillip Tietz und Ruben Vargas spielt sich immer besser ein. „Da gibt es keinen Grund, etwas zu verändern“, sagte der FCA-Trainer. Zumal ihn auch kaum personelle Probleme plagen. Am Dienstag fehlte zwar Kevin Mbabu beim Training, er soll aber am Mittwoch wieder dabei sein. „Er hat kleine Probleme am Knie, nichts Schlimmes“, sagte Thorup. Zudem habe sich der Rechtsverteidiger am Samstag stark verausgabt, er war einer der sprintstärksten Augsburger. „Da braucht er vielleicht auch einen Tag länger, um zu regenerieren“, so Thorup.
Vorzeitig mussten am Dienstag Patrick Pfeiffer und Fredrik Jensen die Einheit beenden. Pfeiffer hatte Probleme mit dem Oberschenkel, Jensen war schon am Morgen mit starken Kopfschmerzen beim Training erschienen. Pep Biel verschwand auch etwas früher wieder in der Kabine. „Er wollte eigentlich mehr machen, aber wir wollen ihn ganz in Ruhe aufbauen“, sagte Thorup. Niklas Dorsch war voll ins Training integriert, wenngleich nicht beschwerdefrei. Die Schambeinentzündung ist noch nicht vollständig ausgeheilt, er braucht noch Unterstützung durch Spritzen oder Tabletten.
Weiterhin individuell trainiert Dion Beljo. „Es wird aber immer besser“, sagte der Stürmer, „vielleicht kann ich schon diese Woche ein paar Teile des Mannschaftstrainings mitmachen“. Seine Rückkehr würde dem Trainer noch mehr Optionen bieten. „Für mich ist nicht nur der Anfang eines Spiels wichtig, sondern auch, wen ich später einwechseln kann“, sagte Thorup. Arne Maier, Arne Engels oder Pep Biel hätten es zuletzt sehr ordentlich gemacht. Auch Sven Michel, mit dem Thorup nach dem Training noch eine individuelle Übung absolvierte. Der Trainer spielte einen flachen Querpass, Michel musste direkt vollenden.