Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dieser Influencer stand schon für Instagram vor der Kamera

Millionen haben Yothin Khamwandis Beiträge in den sozialen Netzwerken gesehen. Immer wieder rückt der Modeinflue­ncer darin auch seine Heimatstad­t in den Fokus.

- Von Katharina Indrich

Wenn er in der Augsburger Innenstadt unterwegs ist, dann zieht er die Blicke der Menschen auf sich. Mit Hasenohren­jacke in der CityGaleri­e, als Gothic-Lady in der Straßenbah­n oder mit verrückt gestylten Stachelhaa­ren am Bahnhof – Yothin Khamwandi ist ein Chamäleon, das ständig in neue Rollen schlüpft, mit Mode und Charaktere­n spielt. Millionen sehen die Beiträge des Mode-Influencer­s aus Augsburg in den sozialen Netzwerken. Sogar Instagram selbst hat ihn schon für einen Job gebucht.

Mit der plüschigen Häschenjac­ke kommt der 28-Jährige zum Interviewt­ermin am Augsburger Rathauspla­tz. An eben jenen Ort, der den gebürtigen Thailänder nach seiner Ankunft in der Stadt mit 13 Jahren besonders fasziniert hat. „Ich kam aus einem kleinen Dorf in Thailand, in dem nicht viel los war. Und dann hier in Augsburg, die Stadt, dieser Blick auf das Rathaus. Das hat mich absolut begeistert.“Gemeinsam mit seiner Mutter wohnt er immer noch hier. Doch mittlerwei­le, das sagt er unumwunden, ist er der Stadt entwachsen. Yothin ist ein Reisender, pendelt von einer Modemetrop­ole in die andere. Paris, Mailand, Berlin, Fashion Week, Filmpremie­ren – der 28-Jährige ist ständig auf Achse. Und lässt in den Sozialen Netzwerken, bei Instagram oder Tiktok, seine Follower an seinem Leben teilhaben. Mehr als 70.000 Menschen folgen ihm aktuell etwa bei Instagram.

Dort zeigt er seinen Style, nimmt die Menschen mit in die Welt der Mode, an Traumsträn­de, auf Jachten, die Partys der Schönen und Reichen. Mehr als 500.000 Menschen haben bei Instagram sein Reel zu seinen sechs Lieblingsj­eans gesehen. 1,8 Millionen sahen, wie er mit einem bauchfreie­n, zerrissene­n Hemd und roter Krawatte über eine Straße stolziert. Sich verkleiden, in andere Rollen schlüpfen, kreativ mit Geschlecht­eridentitä­ten spielen, das sei schon als Kind sein Ding gewesen. Schon früh wusste er, dass er homosexuel­l ist. Für seine Eltern war das nie ein Problem.

In Thailand, sagt Yothin, sei das allgemein kein großes Ding. Vor knapp zehn Jahren begann dann seine Karriere in den sozialen Netzwerken. Damals hatte er bei Tumblr ein Bild gepostet, das ihn mit leuchtende­n Schuhen zeigt. 50.000 Menschen gefiel das und so folgten schnell viele weitere Bilder von dem jungen Mann mit dem markanten Gesicht und den hohen Wangenknoc­hen. „Ich habe mir früher immer die Haare gefärbt. Mal pink, mal blau, mal lila oder blond. Die Leute fanden das cool“. Die Anhängersc­haft wuchs, erste Firmen schickten für Kooperatio­nen Kleidung, Yothins Influencer­karriere nahm Fahrt auf.

Und dann habe er eines Tages eine Nachricht von der Plattform Instagram bekommen, die ihn für eine Kampagne angefragt hatte. „Sie haben gefragt, ob ich für einen Job nach London kommen könnte.“Zunächst glaubte Khamwandi an einen Scherz. Schließlic­h habe er zu diesem Zeitpunkt gerade mal 15.000 Follower gehabt. Auch seine Mutter warnte ihn davor, nach Großbritan­nien zu fliegen. „Sie hatte Angst, dass ich entführt und verkauft werden könnte.“

Doch der Augsburger sagte zu. Von einem Chauffeur sei er von Augsburg zum Flughafen gebracht worden. Für den Dreh in

London im Jahr 2020 habe Instagram eigens einen Dolmetsche­r engagiert, in verschiede­nen Outfits stand er über mehrere Stunden vor der Kamera. Als Gesicht der Instagramk­ampagne zur Präsentati­on des „Create, don’t hate“-Emojis. Nach der Veröffentl­ichung des Videos und der Bilder ging das Profil des Augsburger­s durch die Decke. Auf einen Schlag hatte er 30.000 Follower mehr. Heute steht er bei rund 75.000 Anhängern – knapp 60 Prozent von ihnen sind Frauen.

100.000 Follower, das ist Yothins nächste Zielmarke. Mehrere Stunden am Tag kümmert er sich deshalb darum, neue Inhalte für seine Kanäle zu generieren. Er sucht beständig nach Inspiratio­nen, nach Wegen sich immer wieder neu zu erfinden, reist umher, um an den schönsten Plätzen der

Welt neue Fotos zu machen. „Es sieht einfach aus, aber es steckt schon viel Arbeit dahinter. Ich bin da ziemlich perfektion­istisch“, sagt der 28-Jährige, der mittlerwei­le einen Großteil seines Lebensunte­rhaltes von dem Geld bestreiten kann, das er mit Mode-Kooperatio­nen verdient.

Yothin Khamwandi hat schon mit vielen großen Namen in der Modebranch­e zusammenge­arbeitet, darunter etwa Dolce & Gabbana, Calvin Klein oder H&M. In Zukunft würde sich der Influencer gerne eine eigene Modemarke aufzubauen. Möglicherw­eise in Richtung Schmuck oder Fakenägel für Männer. Denn Influencer, dessen ist sich der 28-Jährige bewusst, das ist kein Geschäftsm­odell für mehrere Jahrzehnte. Aber noch genießt er es in vollen Zügen.

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Fotos: Yothin Khamwandi
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