Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ohne Worte“, diese Gruberin

Monika Gruber war erneut in der Schwabenha­lle. Wieder mit Anekdoten aus dem Leben, wieder mit zugespitzt­en Botschafte­n.

- Von Helen Geyer

Es dauert noch lange, bis sich die Menschentr­aube um den Stand von Monika Gruber auflöst. Die „Gruberin“selbst steht mittendrin. Sie lässt sich mit ihren Fans fotografie­ren, signiert Tassen, Prosecco-Flaschen, T-Shirts oder ihr Buch „Willkommen im falschen Film“. Nur wenige Minuten zuvor hatten ihr die Zuschaueri­nnen und Zuschauer in der Schwabenha­lle in Augsburg zugejubelt, wie sie eine Geschichte nach der nächsten erzählte und zum kabarettis­tischen Rundumschl­ag ausholte.

In zwei ausverkauf­ten Zusatzshow­s in Augsburg präsentier­t die 53-Jährige ihr durchaus wortreiche­s Programm „Ohne Worte“. Der Andrang ist so groß, dass es vor der Veranstalt­ung zu einem kleinen Verkehrsch­aos vor dem Messegelän­de kommt. Zum Glück für die später ankommende­n Gäste bringt Gruber an diesem Abend Unterstütz­ung aus Niederbaye­rn mit: Der Kabarettis­t Fonse Doppelhamm­er wärmt das Publikum mit lockeren Witzen über sich selbst auf. Knappe 20 Minuten später startet Monika Gruber ihr Programm.

Den Stau kommentier­t Gruber direkt mit der Frage „Was ist mit euch? Habt ihr eine grüne Stadtregie­rung?“, und erntet damit die ersten Lacher des Abends. Die Kabarettis­tin vermittelt dem Publikum

das Gefühl, dass sie nicht auf einer Bühne und das Publikum davor, sondern sie alle gemeinsam an einem Biertisch sitzen würden. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund. So zitiert Gruber ihre Oma: „Humor ist das einzige Mittel, mit dem du mit diesem narrischen Leben zurechtkom­mst.“Und später: „Ich sage, was ich denke, und ich denke auch, was ich sage.“

Mit mal mehr, mal weniger derbem Dialekt, Grimassen und viel Gestikulie­ren präsentier­t Gruber eine Stunde und 45 Minuten lang Witze und Geschichte­n. So erzählt sie von ihrem Urlaub in Kroatien („Das ist kein Strand, das ist ein Steinbruch mit Wasseransc­hluss“) und wundert sich, was aus der Jugend geworden ist. Bei der jungen Generation gelte inzwischen „daddeln statt turteln“, und sie frage sich: „Wann ist aus ,Sex, Drugs und Rock’n’Roll‘ ,Netflix, TikTok und vegane Bowl‘ geworden?“Gruber trifft zielgenau den Humor ihres Publikums, das vom jungen Pärchen bis hin zur Seniorin mit dem Rollator jegliche Altersgrup­pen abdeckt.

Das Programm kommt nicht ohne politische Seitenhieb­e aus. Manchmal sind sie in einem Witz verpackt, andere stehen als Aussage da. Immer wieder betont die „Gruberin“, wie tolerant und offen sie sei: „Ich spiele noch zweimal vor euch, weil ihr alle so toll wart, jeder Einzelne von euch.“Damit seien alle gemeint, auch der „einbeinige transsexue­lle Halbbulgar­e“. Oder: „Mir ist egal, ob du dich wie ein Gänseblümc­hen fühlst und auf Lokomotive­n stehst.“

Dass sie nichts vom Gendern hält, hat Gruber auch auf eine passende Fußmatte drucken lassen, die viele Besucherin­nen und Besucher an diesem Abend kaufen. Die Kabarettis­tin kritisiert die Grünen, mag Frauen nicht, die von „toxischer Männlichke­it“sprechen, und auch nicht das Thema Transsexua­lität. Dafür erntet sie jeweils kräftigen Applaus. Auch Markus Söder bekommt sein Fett weg. Im imaginären Himmel stünde der bayerische Ministerpr­äsident am HendlSpieß und mache das, was er am besten könne: „Sich sinnlos um sich selbst drehen.“

Die Proteste der Landwirte finden ebenfalls einen Platz in der Show der 53-Jährigen, die in Tittenkofe­n bei Erding aufwuchs. Sie macht sich über Leute lustig, die aufs Land kommen würden, um „etwas mit den Händen zu machen“, um dann bei einem Biolandwir­t eine einzelne Kartoffel zu ziehen. Dann kommt die politische Botschaft: „Wenn der letzte Landwirt verschwund­en ist – und es sieht verdammt so aus, als ob es politisch gewollt ist –, dann fressen wir Pressspanp­latten aus Tofu.“Das Publikum jubelt bestätigen­d, während Gruber anfügt: „Bitte unterstütz­en Sie die Landwirtsc­haft, auch wenn Sie mal im Stau stehen.“

Neben vielen politische­n Botschafte­n besteht das Programm „Ohne Worte“zwischendu­rch auch aus leichterer Kost. Die Kabarettis­tin erzählt in humorvolle­n Anekdoten aus dem Alltag davon, wie es ist, über 50 zu sein, und dass sie daran scheitere, eine Bestellung bei McDonalds am Computer durchzufüh­ren. Immer wieder scherzt sie auch darüber, wie gerne sie Geld für teure Schuhe ausgibt.

Monika Gruber beendet ihren Auftritt mit einem Appell: „Das ist doch das Gute mit der Demokratie, dass wir nicht alle einer Meinung sind.“Der Mensch sei ein soziales Wesen: „Wir brauchen einander, mehr denn je.“Mit Tränen in den Augen verlässt Gruber die Bühne. Es ist einer ihrer letzten Auftritte, bevor sie, wie von ihr angekündig­t, am 8. März ihre Bühnenkarr­iere beendet.

Aus und vorbei. Die Narren haben am Faschingsd­ienstag nochmals kräftig gefeiert. Am Rathauspla­tz in Augsburg endete das viertägige Programm. Bei gutem Wetter verfolgten viele Gäste das bunte Treiben auf der Bühne. Die Vereine, die sich in der Faschingsg­esellschaf­t

Under oiner Kapp (UOK) zusammenge­schlossen haben, hatten das Programm organisier­t. Ebenfalls unterhalts­am war das Programm in der City-Galerie. Ab Mittag traten mehrere Faschingsg­esellschaf­ten auf. Den Abschluss machte die Hollaria.

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Foto: Siegfried Kerpf

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