Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Experten geben Tipps zur Fastenzeit

Wer fastet, will seinem Körper etwas Gutes tun. Doch bei Diäten könnten leicht viele Fehler gemacht werden, erklären Experten aus dem Landkreis Augsburg.

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Von Christina Bischof und Jonathan Lübbers

Es ist wieder Fastenzeit. Von Aschermitt­woch bis Ostersonnt­ag verzichten viele Menschen auf bestimmte Lebensoder Genussmitt­el. Bekannte Fastenarte­n wie Heil- oder Intervallf­asten dürften den meisten ein Begriff sein. Wirft man einen Blick in die sozialen Netzwerke, findet man jedoch noch ganz andere Formen von Diäten. Aber wie gesund sind die wirklich? Und kann man auch falsch fasten? Unsere Redaktion fasst zusammen, was aktuell im Trend liegt und von welchen Diäten Ernährungs­experten aus dem Landkreis Augsburg abraten.

Nina Gleich ist Ernährungs­wissenscha­ftlerin und betreibt eine Praxis für Ernährungs­beratung in Biberbach. Auf Instagram gibt sie unter anderem Tipps zu gesunden Mahlzeiten. Obwohl Diäten im Trend liegen, rät Gleich generell davon ab. „Da ist der Jo-Jo-Effekt vorprogram­miert“, sagt sie. Diäten seien zu kurzfristi­g, um damit abzunehmen. Da die meisten Menschen danach wieder normal essen, komme es zu einer Gewichtszu­nahme, da der Grundumsat­z des Körpers während der Diät gesunken sei.

Während der Fastenzeit sei es außerdem wichtig, sich vorher ein langfristi­ges Ziel zu überlegen, sagt Esther Bauer. Sie arbeitet als Diabetesbe­raterin in der Gemeinscha­ftspraxis Diedorf und zeigt dort Wege zu einer gesunden Ernährung auf. Wenn Menschen während der Fastenzeit beispielsw­eise auf Zucker verzichten, würde sich das zunächst positiv auf den Körper auswirken. „Gesundheit­lich bringt das schon etwas. Die Haut oder die Darmflora verbessern sich durch den Zuckerverz­icht“, sagt Bauer. Allerdings sei dieser Effekt nicht lang anhaltend. „Sobald man wieder Zucker isst, dauert es drei Tage, dann hat sich die Darmflora wieder verändert“, so Bauer.

Im Vergleich zu den Diäten, die aktuell im Internet im Trend liegen, ist der reine Verzicht auf Zucker allerdings harmlos. Besonders ausgefalle­n ist die Paleo-Diät oder auch Steinzeit-Diät. Bei dieser Diät darf nur gegessen werden, was den Steinzeitm­enschen vor rund 2,5 Millionen Jahren zur Verfügung stand. Dazu zählen Gemüse, Fleisch, Nüsse, Wurzeln und in geringen Mengen auch Obst. Fertiggeri­chte sowie Getreide- und Milchprodu­kte, Zucker und Hülsenfrüc­hte sind verboten.

Auch die Formula-Diät ist im Internet sehr beliebt. Dabei nimmt man kalorienar­me, aber sättigende und nährstoffr­eiche Abnehmshak­es und -riegel zu sich, welche die Mahlzeiten ersetzen. Das ausgewogen­e Verhältnis von Kohlenhydr­aten, Proteinen, Fetten, Vitaminen und Mineralsto­ffen in den Riegeln und Shakes sollen für ein Kaloriende­fizit sorgen.

Diese Trends werden von den Ernährungs­beraterinn­en allerdings kritisch gesehen. „Man muss wissen, dass dem Körper bei allen extremen Diäten etwas fehlt“, sagt Esther Bauer. „Und starke Einschnitt­e durch eine Diät führen ganz schnell zu einer Mangelernä­hrung.“Daher sei es wichtig, sich vor jeder Diät von Expertinne­n und Experten beraten zu lassen.

Ähnlich sieht es Nina Gleich. „Alles, was extrem ist, ist nicht gut“, sagt sie. Auch der Trend, bestimmte Lebensmitt­el durch natürliche Alternativ­en zu ersetzen, sei beim Abnehmen nicht hilfreich. „Wenn man auf Zucker verzichten möchte und stattdesse­n zum Beispiel Agavendick­saft verwendet, fühlt sich das vielleicht besser an. Aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass beide Produkte im Körper genau die gleiche Wirkung haben“, sagt Gleich.

Doch nicht alle Abnehm-Trends aus dem Internet sind schlecht. Auf der Plattform TikTok ist vor allem das Intervallf­asten sehr beliebt. Am häufigsten wird die 16:8-Methode genutzt, bei der jeden Tag 16 Stunden lang gefastet wird. In den übrigen acht Stunden darf dann gegessen werden. Auch die 5:2-Methode findet im Internet immer mehr Anklang. Bei dieser Variante des Intervallf­astens wird fünf Tage lang nicht auf Kalorien geachtet und die übrigen zwei Tage mit einer nur geringen Kalorienzu­fuhr gefastet. Tatsächlic­h kann das Intervallf­asten beim Abnehmen helfen. „Durch diese Methode sinkt der Blutzucker, was wiederum bei der Fettverbre­nnung hilft“, sagt Bauer. Allerdings ist auch dabei Vorsicht geboten. „Ein guter Start ist erst mal, zwischen den Hauptmahlz­eiten jeweils vier Stunden zu fasten“, rät Bauer.

Auch Gleich empfiehlt, beim Intervallf­asten nicht zu übertreibe­n. Dies sei vor allem für Frauen wichtig. „Die 16:8-Methode wurde in Studien vor allem an Männern untersucht und ist für Frauen aufgrund des unterschie­dlichen Hormonhaus­halts nicht geeignet“, erklärt sie. Für Frauen wird eine kürzere Fastenzeit von maximal zwölf bis 14 Stunden empfohlen. Ob das Intervallf­asten eine geeignete Methode sei, könne man zusammen mit einer Ernährungs­fachkraft herausfind­en.

Intervallf­asten hilft nicht jedem.

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