Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schlägerei in der Asylunterkunft
In einer Asylunterkunft in Diedorf kam es zu einem handgreiflichen Streit. Wie die Polizei nun mitteilt, ereignete sich die Schlägerei. Bereits am Sonntagabend gegen 22 Uhr. Zu der Auseinandersetzung kam es zwischen zwei Bewohnern der Unterkunft im Alter von 24 und 35 Jahren. Auslöser der Schlägerei war offenbar ein Streit über die Lautstärke in den Räumlichkeiten, heißt es im Bericht der Polizei. Nachdem es zunächst zu Streit gekommen war, soll der Ältere den Jüngeren mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der 24-Jährige flüchtete anschließend in ein benachbartes Zimmer. Der 35-Jährige hielt laut Polizei eine Metallstange in der Hand und forderte den jungen Mann zum Kampf auf. Dazu kam es zum Glück nicht. Der 35-Jährige konnte durch Mitbewohner des Heimes aus den Räumlichkeiten vertrieben werden. Die entstandene Gesichtsverletzung war leichter Natur und bedurfte keiner ärztlichen Behandlung, berichtet die Polizei. (kinp)
Unter Applaus betritt das achtköpfige Merlin Ensemble Wien die prall gefüllte Stadthalle in Gersthofen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer freuten sich auf erstklassige Musik; die vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi sind angesetzt. Doch beim reinen Musikgenuss wird es an diesem Abend nicht bleiben. Dafür sorgt ein ganz besonderer Ehrengast: Harald Lesch.
Als „Experiment“überschreibt Lesch die Kombination auf der Bühne. Auf der einen Seite steht das Ensemble unter der Leitung von Martin Walch, das die Besucherinnen und Besucher der Gersthofer Stadthalle musikalisch durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter führt. Demgegenüber steht mit Harald Lesch ein Astrophysiker, unter anderem bekannt aus der Fernsehsendung „Leschs Kosmos“. Doch das Ensemble und Lesch haben einen gemeinsamen Plan: anhand der vier Jahreszeiten den Verlauf des Klimawandels zeigen.
Los geht es mit Vivaldis „Frühling“, einem der größten Musikhits aus der Barockzeit. Die Musik schildert Vogelgezwitscher und die sprießende Natur. Dann tritt Harald Lesch auf – und versetzt der heiteren Naturszene erst einmal einen leichten Dämpfer. „Es regnet entweder zu viel oder zu wenig.“Doch diese Botschaften versucht er auch mit lockeren Sprüchen aufzufangen. Dem 63-Jährigen ist das Entertainer-Talent anzumerken, immer wieder bringt er das Publikum auf diese Weise auch zum Lachen. Doch das, was Lesch sagt, zeigt eindrucksvoll die Dramatik des Klimawandels.
Leschs schlechte Nachrichten im Frühling enden aber damit nicht: Die heimischen Insekten sterben immer weiter aus, stattdessen werden Insekten aus wärmeren Regionen durch das veränderte Klimas auch bei uns heimisch. In Sibirien ist es 30 Grad zu warm, in der Arktis sogar 40 Grad. Diese bedrohlichen Worte lässt Lesch kurz im Saal verhallen, ehe die Musik wieder einsetzt. Hitzige,
Bedrohliche Worte und dazu passend hitzige Musik
stürmische Passagen läuten den „Sommer“aus Antonio Vivaldis bekanntestem Konzertzyklus ein.
Während des knapp 90-minütigen Konzerts wechseln sich Musik und Leschs Vorträge immer wieder ab, stets hat der Wissenschaftler schlechte Nachrichten im Gepäck: Überall brennt es, 2022 gab es die größte Dürre seit 500 Jahren, und „der Po in Italien ist im …“Das letzte Wort des Satzes spart Lesch aus, stattdessen setzt die Musik wieder ein.
Das Ensemble spielt eine lebendige Passage des Herbsts, dann ist Lesch wieder an der Reihe. „Der 4. Juli 2023 war weltweit der heißeste Tag, der jemals gemessen wurde. Nur zwei Tage später, am 6. Juli, waren 20.000 Flugzeuge in der Luft“, sagt Lesch und macht damit klar, wer schuld an der aktuellen Lage der Erde ist: der Mensch. Denn dieser habe neben der Ausbeutung der Natur zudem eine Eigenschaft:
„Wir erschrecken und vergessen wieder“, sagt der Wissenschaftler. „Sobald wir Auswirkungen des Klimawandels bemerken, überlegen wir kurz: ,Hat das was mit uns zu tun? Ach was.‘ Und dann machen wir weiter wie zuvor.“Lange werde das allerdings nicht mehr gut gehen. Denn das arktische Eis schmilzt bereits jetzt schneller als erwartet. Die Berechnungen waren zu optimistisch, überall verschwinden Gletscher, und der Meeresspiegel steigt. „Bald steht uns das Wasser bis zum Hals.“
Den musikalischen Schlusspunkt des Abends setzt anschließend das Merlin Ensemble mit den schnellen und eindringlich gespielten Passagen des Winters, welche einen Wintersturm bei klirrender Kälte wiedergeben, ehe Harald Lesch noch einmal zu Wort kommt. Seine letzte Botschaft: Es muss sich etwas ändern. „Wäre das Klima eine Bank, wir hätten sie längst gerettet“, sagt er. „Aber wir brauchten Schüler, die auf die Straße gingen, um uns aufzuwecken. Was für eine Armut.“Nun sei jeder in der Pflicht, auf das Klima auf dem „blauen Diamanten“zu achten. Ansonsten werde es den Menschen irgendwann nicht mehr geben. „Denn die Natur kann auch ohne den Menschen, der Mensch aber nicht ohne die Natur.“