Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gablinger Faschingsumzug nimmt eigene Ortsmitte aufs Korn
Perfektes Faschingswetter mit blauem Himmel lockt zahlreiche Besucher nach Gablingen. Die erleben einen heiteren, aber auch kritischen Gaudiwurm.
Von Jonathan Lübbers
Bei strahlendem Sonnenschein hämmert Stimmungsmusik durch Gablingen, an den Straßenrändern drängen sich die Schaulustigen. Gerechnet haben die Veranstalter vor dem Umzug mit 2000 Besuchern. Doch das gute Wetter zeigt Wirkung: Am Ende seien es schätzungsweise knapp 10.000 Faschingsfans gewesen, teilen die Gablinger Faschingsfreunde D’ Glammhogga mit.
Ab 14 Uhr steigt die Stimmung rund um das Gablinger Rathaus immer weiter an. Kein Wunder, schließlich findet der Umzug im Ort in diesem Jahr bereits zum 40. Mal statt. Insgesamt 32 Gruppen sind für den Umzug angemeldet. Lauter PopSchlager peitscht die Menge noch weiter auf; die Kinder bringen sich in Position, um später möglichst viele Bonbons sammeln zu können. Zwischendurch wird die Musik immer wieder unterbrochen durch den Schlachtruf „Lach am Schmutterbach“. Beim Wort „Schmutterbach“schreit die Menge mit.
Pünktlich um 14.14 Uhr setzt sich der Zug dann in Bewegung. Den Anfang macht, wie in jedem Jahr, der Spielmannszug
aus Gersthofen und Herbertshofen. Es folgt die Gruppe des ortsansässigen Kindergartens – mit einer kleinen Provokation. Mit dem Schild „Nach langer Zeit war unser Kindergarten endlich einzugsbereit“macht der Elternbeirat auf die Bauverzögerung des Kindergartens aufmerksam.
Die „Teestube Gablingen“nimmt das seit Jahren mitten im Ort klaffende Loch, aufs Korn. Ein Schild mit der Aufschrift „28 Jahre gingen ergebnislos ins Land – jetzt nimmt’s die Teestube selber in die Hand“verweist darauf, dass die neue Ortsmitte immer noch auf sich warten lässt.
Die weiteren Gruppen des Faschingsumzuges sind bunt gemischt. Wikinger wechseln sich mit Pizzabäckern, tanzenden Piraten oder Figuren aus dem Wilden Westen ab. Gleich zwei Gruppen haben sich für die „Wilden Kerle“als Motto entschieden. Für viel Aufmerksamkeit sorgen die Partyfreunde Gersthofen. Ihr Wagen steht unter dem Motto „Rettungsgasse“. „Es ist ein wichtiges Thema“, schallt es aus den Boxen des Faschingswagens. Aufkleber mit dem eindringlichen Hinweis „Bei Stau: Rettungsgasse“werden verteilt.
Einige Gruppen nutzen den Umzug auch, um ihre Solidarität mit den Bauern zu bekunden. Vor allem der Familie Baur, die als eigene Gruppe für den Umzug angemeldet ist, scheint deren Schicksal am Herzen zu liegen. Die Kinder der Familie ziehen auf kleinen Spielzeugtraktoren durch die Straßen, worauf steht: „Mehr können wir uns nicht mehr leisten“. Ein weiteres Schild besagt „Ohne Bauern kein Bier“. Immer, wenn diese Schilder vom Ansager des Karnevalsvereins über die Lautsprecher vorgelesen werden, ertönt Applaus im gut gelaunten Publikum.
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