Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lehrermangel und Müll-Tourismus
Der Faschingsumzug von Ortlfingen nach Ehingen ist klein, hat aber großen Charme. Die Gruppen zeigten bei der 13. Auflage, welche aktuellen Themen sie bewegen – mal lustig, mal nachdenklich.
Sonnenschein, viel Kreativität, wenig PS, dafür reichlich Humor und Lokalkolorit: Der Ehlfinger Faschingsumzug, heuer mit dem Titel „Die Wilde 13“, war eine Parade an guter Laune und Faschingsspaß. Seit 13 Jahren schlängelt sich der beliebte, familienfreundliche Fußgruppen-Zug von Ortlfingen nach Ehingen – wobei der Begriff „Fußgruppe“nicht wörtlich genommen werden muss. Das Mitführen von handgeführten Transportmitteln und kleinen Gefährten ist erlaubt und bringt nicht selten die eine oder andere Rarität daher. Kurzum: ein kleiner Umzug mit großem Charme. Die Zahl der Zuschauer am Straßenrand war in diesem Jahr sehr groß.
Cheerleader und Ahoi-BrauseFiguren sowohl Herz-Menschen und Zauberer hatten sich am Bürgerhaus eingefunden. Dort setzte sich der Zug mit einem kräftigen „Ehlfinger Blitz Plaus“in Bewegung. Vereine, Familien und bunte Gruppen begeisterten mit rund 15 witzig-spritzigen Darbietungen. Aufgegriffen wurden aber auch mehrere ernste, aktuelle Themen.
Zum Auftakt gab es erst mal Unterricht a la Ehlfinger im mobilen Klassenzimmer. Angeführt von Gerhard Heindl beschäftigte sich die Klasse mit dem großen Thema Bildung samt Pisa-Studie und Lehrermangel. Der närrische Auftritt sorgte nicht nur für viele Lacher, er enthielt auch ernste Botschaften, etwa: „Gebildete Gesellschaft gibt Demokratie Kraft.“
„Ist das deutsche Gesundheitssystem krank?“, fragten sich die Familien Keßler/Kuchenbaur und Freunde, während der Theaterverein den Fachkräftemangel schelmisch in den Blick nahm. „Klimawandel erreicht Ehingen – der Käserbach wird zur Lagune“– mit diesem Thema beschäftigte sich eine bunte Gruppe um Barbara Sommerreißer.
„Schutt-Tourismus“als Folge der Schließung des örtlichen Wertstoffhofes machte Familie Hirschbeck zu ihrem Motto. „Den Ehingern blutet das Herz ganz schwer, fahren sie künftig ihren Müll hin und her“. Ob ein Ehinger Flohmarkt am Kreisverkehr Nordendorf eine Lösung wäre, ist noch offen. Fest steht aber: Lieber reparieren oder weitergeben als wegwerfen – so die Empfehlung.
Es gab auch Komplimente: Während es beim letzten Ehlfinger schelmige Seitenhiebe zum veralteten Internetauftritt der Gemeinde gab, folgte heuer ein Kompliment: „Unsra Gemeinde-Homepage isch seit geschdern ganz nui g’macht. Respekt sei dem, der des vollbracht,“meinte Anita Schmid.
Livemusik der Ehinger Musikanten sowie handliche Musikanlagen brachten Schwung ins närrische Treiben. Die Kinderturnsparte stellte das Prinzenpaar. Hanna I. und Samuel I. grüßten majestätisch ins närrische Volk. Nicht fehlen durfte die Feuerwehr. Sie sorgte nicht nur für die nötige Sicherheit
beim Ehlfinger, die Jugend warb auch mit tollem Auftritt um Nachwuchs.
Narren von umliegenden Gemeinden wie die „Kühledaler Mädla“, die Bunker-Brause aus Westendorf sowie die Initiative Buntes Allmannshofen samt Kindergarten waren dabei. Zugmoderator Rainer Müller grüßte die Teilnehmer beim Eintreffen am Ehinger Feuerwehrhaus. Müller ist der Vorsitzende des Sportvereins, der wiederum den Ehlfinger ausrichtet. Am Feuerwehrhaus wurde kräftig der Kehraus gefeiert.