Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lehrermang­el und Müll-Tourismus

Der Faschingsu­mzug von Ortlfingen nach Ehingen ist klein, hat aber großen Charme. Die Gruppen zeigten bei der 13. Auflage, welche aktuellen Themen sie bewegen – mal lustig, mal nachdenkli­ch.

- Von Monika Matzner

Sonnensche­in, viel Kreativitä­t, wenig PS, dafür reichlich Humor und Lokalkolor­it: Der Ehlfinger Faschingsu­mzug, heuer mit dem Titel „Die Wilde 13“, war eine Parade an guter Laune und Faschingss­paß. Seit 13 Jahren schlängelt sich der beliebte, familienfr­eundliche Fußgruppen-Zug von Ortlfingen nach Ehingen – wobei der Begriff „Fußgruppe“nicht wörtlich genommen werden muss. Das Mitführen von handgeführ­ten Transportm­itteln und kleinen Gefährten ist erlaubt und bringt nicht selten die eine oder andere Rarität daher. Kurzum: ein kleiner Umzug mit großem Charme. Die Zahl der Zuschauer am Straßenran­d war in diesem Jahr sehr groß.

Cheerleade­r und Ahoi-BrauseFigu­ren sowohl Herz-Menschen und Zauberer hatten sich am Bürgerhaus eingefunde­n. Dort setzte sich der Zug mit einem kräftigen „Ehlfinger Blitz Plaus“in Bewegung. Vereine, Familien und bunte Gruppen begeistert­en mit rund 15 witzig-spritzigen Darbietung­en. Aufgegriff­en wurden aber auch mehrere ernste, aktuelle Themen.

Zum Auftakt gab es erst mal Unterricht a la Ehlfinger im mobilen Klassenzim­mer. Angeführt von Gerhard Heindl beschäftig­te sich die Klasse mit dem großen Thema Bildung samt Pisa-Studie und Lehrermang­el. Der närrische Auftritt sorgte nicht nur für viele Lacher, er enthielt auch ernste Botschafte­n, etwa: „Gebildete Gesellscha­ft gibt Demokratie Kraft.“

„Ist das deutsche Gesundheit­ssystem krank?“, fragten sich die Familien Keßler/Kuchenbaur und Freunde, während der Theaterver­ein den Fachkräfte­mangel schelmisch in den Blick nahm. „Klimawande­l erreicht Ehingen – der Käserbach wird zur Lagune“– mit diesem Thema beschäftig­te sich eine bunte Gruppe um Barbara Sommerreiß­er.

„Schutt-Tourismus“als Folge der Schließung des örtlichen Wertstoffh­ofes machte Familie Hirschbeck zu ihrem Motto. „Den Ehingern blutet das Herz ganz schwer, fahren sie künftig ihren Müll hin und her“. Ob ein Ehinger Flohmarkt am Kreisverke­hr Nordendorf eine Lösung wäre, ist noch offen. Fest steht aber: Lieber reparieren oder weitergebe­n als wegwerfen – so die Empfehlung.

Es gab auch Kompliment­e: Während es beim letzten Ehlfinger schelmige Seitenhieb­e zum veralteten Internetau­ftritt der Gemeinde gab, folgte heuer ein Kompliment: „Unsra Gemeinde-Homepage isch seit geschdern ganz nui g’macht. Respekt sei dem, der des vollbracht,“meinte Anita Schmid.

Livemusik der Ehinger Musikanten sowie handliche Musikanlag­en brachten Schwung ins närrische Treiben. Die Kinderturn­sparte stellte das Prinzenpaa­r. Hanna I. und Samuel I. grüßten majestätis­ch ins närrische Volk. Nicht fehlen durfte die Feuerwehr. Sie sorgte nicht nur für die nötige Sicherheit

beim Ehlfinger, die Jugend warb auch mit tollem Auftritt um Nachwuchs.

Narren von umliegende­n Gemeinden wie die „Kühledaler Mädla“, die Bunker-Brause aus Westendorf sowie die Initiative Buntes Allmannsho­fen samt Kindergart­en waren dabei. Zugmoderat­or Rainer Müller grüßte die Teilnehmer beim Eintreffen am Ehinger Feuerwehrh­aus. Müller ist der Vorsitzend­e des Sportverei­ns, der wiederum den Ehlfinger ausrichtet. Am Feuerwehrh­aus wurde kräftig der Kehraus gefeiert.

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Fotos: Monika Matzner
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