Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mehr Sexualkrankheiten
Die Zahl von HIV- und Syphilis-Diagnosen steigt stark an – besonders in Bayern. Das Gesundheitsministerium sucht nach Erklärungen.
In Bayern infizieren sich immer mehr Menschen mit sexuell übertragbaren Krankheiten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete im vergangenen Jahr 608 neue Diagnosen von HIV im Freistaat und 1229 der Krankheit Syphilis – der jeweils zweithöchste Wert seit Beginn der Statistik im Jahr 2001. In keinem anderen Bundesland stiegen die Werte in den vergangenen Jahren so stark an. Gegenüber der Vor-Corona-Zeit sprang die Zahl der Syphilis-Diagnosen um 20 Prozent nach oben. Der Wert ist damit mehr als doppelt so hoch wie zu Beginn der 2000er-Jahre. Damals bewegte sich die Zahl meist im Bereich von etwa 500 diagnostizierten Fällen. Ähnlich stark war der Anstieg der HIV-Diagnosen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl um über 20 Prozent.
„Das bayerische Gesundheitsministerium hat die Entwicklungen sexuell übertragbarer Krankheiten
genau im Blick und auch den Anstieg der HIV-Infektionszahlen in Bayern registriert“, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach gegenüber unserer Redaktion. „Deshalb informieren wir verstärkt über dieses Thema. So haben wir beispielsweise die HIV-Testwochen in Bayern ausgebaut. Denn viele Menschen wissen gar nicht, dass sie infiziert sind und andere anstecken können“, so Gerlach weiter. „Ich appelliere daher, sowohl sich selbst als auch andere konsequent vor einer Infektion mit einer sexuell übertragbaren Krankheit zu schützen.“
Warum ausgerechnet im Freistaat die Zahlen so stark steigen, ist schwer zu bestimmen. Als mögliche Gründe nennt ein Ministeriumssprecher „Änderungen im Sexualverhalten und Drogenkonsum oder Zuwanderung aus Ländern, in denen HIV und Syphilis häufiger vorkommen“. Auch ein verstärktes Reiseverhalten könne eine Rolle spielen. „Dabei zeigt sich, dass vor allem die städtischen Gebiete
eine höhere Inzidenz von Syphilisund HIV-Fällen aufweisen, weniger die ländlichen Gebiete.“Entsprechend treten in Bundesländern mit weniger Ballungsräumen auch weniger Fälle von sexuell übertragbaren Krankheiten auf.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar „Sexualkunde in der Schule reicht nicht“auf der ersten Bayern-Seite.