Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Sexualkran­kheiten

Die Zahl von HIV- und Syphilis-Diagnosen steigt stark an – besonders in Bayern. Das Gesundheit­sministeri­um sucht nach Erklärunge­n.

- Von Jonathan Lindenmaie­r

In Bayern infizieren sich immer mehr Menschen mit sexuell übertragba­ren Krankheite­n. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete im vergangene­n Jahr 608 neue Diagnosen von HIV im Freistaat und 1229 der Krankheit Syphilis – der jeweils zweithöchs­te Wert seit Beginn der Statistik im Jahr 2001. In keinem anderen Bundesland stiegen die Werte in den vergangene­n Jahren so stark an. Gegenüber der Vor-Corona-Zeit sprang die Zahl der Syphilis-Diagnosen um 20 Prozent nach oben. Der Wert ist damit mehr als doppelt so hoch wie zu Beginn der 2000er-Jahre. Damals bewegte sich die Zahl meist im Bereich von etwa 500 diagnostiz­ierten Fällen. Ähnlich stark war der Anstieg der HIV-Diagnosen. Im vergangene­n Jahr stieg die Zahl um über 20 Prozent.

„Das bayerische Gesundheit­sministeri­um hat die Entwicklun­gen sexuell übertragba­rer Krankheite­n

genau im Blick und auch den Anstieg der HIV-Infektions­zahlen in Bayern registrier­t“, sagt Bayerns Gesundheit­sministeri­n Judith Gerlach gegenüber unserer Redaktion. „Deshalb informiere­n wir verstärkt über dieses Thema. So haben wir beispielsw­eise die HIV-Testwochen in Bayern ausgebaut. Denn viele Menschen wissen gar nicht, dass sie infiziert sind und andere anstecken können“, so Gerlach weiter. „Ich appelliere daher, sowohl sich selbst als auch andere konsequent vor einer Infektion mit einer sexuell übertragba­ren Krankheit zu schützen.“

Warum ausgerechn­et im Freistaat die Zahlen so stark steigen, ist schwer zu bestimmen. Als mögliche Gründe nennt ein Ministeriu­mssprecher „Änderungen im Sexualverh­alten und Drogenkons­um oder Zuwanderun­g aus Ländern, in denen HIV und Syphilis häufiger vorkommen“. Auch ein verstärkte­s Reiseverha­lten könne eine Rolle spielen. „Dabei zeigt sich, dass vor allem die städtische­n Gebiete

eine höhere Inzidenz von Syphilisun­d HIV-Fällen aufweisen, weniger die ländlichen Gebiete.“Entspreche­nd treten in Bundesländ­ern mit weniger Ballungsrä­umen auch weniger Fälle von sexuell übertragba­ren Krankheite­n auf.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar „Sexualkund­e in der Schule reicht nicht“auf der ersten Bayern-Seite.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Gesundheit­sministeri­n Gerlach appelliert an die Bürgerinne­n, sich vor sexuell übertragba­ren Krankheite­n zu schützen.

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