Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Rathaus wird zur Großbaustelle
Das Meitinger Verwaltungsgebäude ist in die Jahre gekommen. Vor allem energetisch muss an dem Gebäude viel gemacht werden. Während der Bauzeit werden alle Mitarbeiter ausziehen. Betroffen ist auch die Bücherei.
Ein Umzug kostet Nerven, Zeit und Geld. Das weiß jeder, der schon einmal Wohnung oder Haus gewechselt hat. Doch wie läuft es ab, wenn ein ganzes Rathaus umziehen muss? Dann wird das Vorhaben zu einem Großprojekt. Diese Erfahrung machen der Meitinger Bürgermeister Michael Higl und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus. Alle Räume und Schränke müssen geleert werden, weil das Gebäude umfassend saniert wird. Da ein Rathausbetrieb nicht einfach pausieren kann, ist für die Bauzeit ein Ausweichquartier nötig.
Ein Umzug ist immer eine gute Gelegenheit, um ordentlich auszumisten. Diese Chance will das Meitinger Rathaus-Team nutzen. Der Aktenbestand wird von den rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchforstet. Nur was unbedingt aufbewahrt werden soll, kommt übergangsweise zur Lagerung in den Keller. Das Untergeschoss wird derzeit schon auf Vordermann gebracht. Handwerker richten einen neuen Raum für die Archivierung von Unterlagen ein. Der Boden ist schon erneuert und darauf wird ein modernes Regalsystem aufgebaut. Im alten Archiv biegen sich die Akten auf schlichten Holzregalen.
Den Ausschlag für die Entscheidung zur Sanierung hat gegeben, dass von der Europäischen Union eine hohe Fördersumme in Aussicht gestellt wurde. Higl: „Von den zehn Millionen Euro Kosten bekommen wir fünf als Förderung zurück.“Als das Rathaus in Meitingen vor Jahrzehnten gebaut wurde, habe man mehr auf die Ästhetik als auf das Energiesparen geachtet, sagt Bürgermeister Higl. Eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie habe gezeigt, dass energetisch sehr viel zu
machen ist im Rathaus. Die Alternative zur Großsanierung wäre ein sukzessives Umbauen gewesen. Gemacht werden muss sehr viel am Haus: Die Fassaden, Dämmung und das Dach werden erneuert. Energetisch kommt alles auf den neuesten Stand: Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage angebracht und im Keller findet eine Wärmepumpe Platz. Laut Higl ist die Haustechnik aktuell auf dem Stand der beginnenden 80-er Jahre. Die Sanitäranlagen sind in die Jahre gekommen und Barrierefreiheit ist ein weiteres Ziel.
Da die Sanierung in einem großen Schwung gemacht wird, können die Angestellten während der Bauzeit, welche sich längere Zeit hinziehen wird, dort nicht weiterarbeiten. Zur Diskussion standen Container als Provisorium, doch dann kristallisierte sich eine bessere Lösung in Zusammenarbeit mit der am Ort ansässigen Firma SGL heraus. Dort steht ein komplettes Bürogebäude leer, in das die Rathaus-Angestellten einziehen können. Das Haus ist in Meitingen bekannt mit seinem charakteristischen Türmchen. Die Gemeinde
schließt für den „Unterschlupf“einen Mietvertrag mit SGL ab. Die gesamte Meitinger Verwaltung, die Bücherei, das Büro der Volkshochschule und die Krabbelstube werden umziehen. Für den Musikunterricht wird in das Haus der Musik ausgewichen. Sitzungen und Trauungen sollen im Bürgersaal stattfinden, betont Higl.
So sieht der weitere Zeitplan aus: Derzeit laufen die Vorbereitungen während des laufenden Geschäfts, sodass im Oktober der Umzug starten kann. Eine zehnköpfige Projektgruppe beschäftigt
sich mit der Organisation des Ortswechsels. Higl berichtet, dass bisher alle im Haus diese Herausforderung recht entspannt sehen, nur der Umzug der kompletten IT und der Telefonanlage nötige ihm einigen Respekt ab. „Das ist eine große Dimension.“Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass bis Ende 2027 alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das sanierte Gebäude zurückziehen dürfen. Dann heißt es erneut, Kisten packen und ausmisten. Das geht bestimmt leichter von der Hand mit der Aussicht auf modernisierte Büros.