Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Familienva­ter soll Freunde seiner Kinder missbrauch­t haben

Die Staatsanwa­ltschaft Augsburg wirft einem Mann aus dem südlichen Landkreis 45 Einzelfäll­e zwischen 2011 und 2023 vor. Im Juni oder Juli soll der Prozess am Landgerich­t beginnen.

- Von Barbara Würmseher

Donau-Ries Ein 35 Jahre alter Familienva­ter aus dem südlichen Landkreis Donau-Ries soll über Jahre hinweg die Freunde seiner Kinder sexuell missbrauch­t und kinderporn­ografische Fotos und Videos von ihnen angefertig­t haben. Das wirft ihm die Staatsanwa­ltschaft Augsburg vor und diese Taten räumt er auch umfänglich ein, wie sein Verteidige­r Rechtsanwa­lt Bernd Scharinger auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Der Mann sitzt seit März 2023 in Untersuchu­ngshaft. Das Strafverfa­hren befindet sich im Zwischenve­rfahren, das heißt, es wird derzeit über die Zulassung der Anklage zur Hauptverha­ndlung entschiede­n. So teilt die Pressestel­le des Landgerich­ts mit. Es sei aber davon auszugehen, dass der Prozess im Juni oder Juli beginnen wird.

Laut Ermittlung­en soll sich der Beschuldig­te über Jahre immer wieder an insgesamt fünf Kindern vergangen haben, wenn diese bei seinen zu Besuch waren, dort übernachte­t haben, oder bei Ausflügen. Auch hat er sie gefilmt und fotografie­rt, wie Dateien auf den Speicherme­dien des Mannes zeigen. Die Taten sollen im Tiefschlaf passiert sein, sodass die Opfer davon in der Regel nichts mitbekomme­n haben, wie Verteidige­r Scharinger sagt.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 35-Jährigen vor, den Geschädigt­en Betäubungs­mittel in ihren Getränken verabreich­t zu haben, um sie ruhigzuste­llen. Scharinger geht hier von einer falschen Annahme aus. Er verweist auf die Ergebnisse

toxikologi­scher Untersuchu­ngen von Haarproben der Geschädigt­en, die dagegen sprächen. „Das definitive Ergebnis wird es dann in der Hauptverha­ndlung geben“, so der Verteidige­r.

Ein Mädchen allerdings sei bei einem dieser Vorfälle aufgewacht und habe das Tun des Mannes mitbekomme­n, daraufhin seinen Eltern davon erzählt, die wiederum sofort die Polizei eingeschal­tet haben. So kamen die Ermittlung­en ins Rollen, die ein beachtlich­es Ausmaß an Vergehen zutage förderten. Wie schwerwieg­end diese Taten aus juristisch­er Sicht bewertet werden, wird schon allein dadurch erkennbar, dass der Prozess am Landgerich­t angesiedel­t ist. Dort ist die Jugendkamm­er zuständig.

45 Einzelfäll­e legt die Staatsanwa­ltschaft dem 35-Jährigen zur

Last: Herstellun­g und Besitz kinderporn­ografische­r Schriften und Inhalte, schwerer sexueller Missbrauch von Kindern und Vergewalti­gung. Sie sollen sich zwischen 2016 und März 2023 und in einem Fall in den Jahren 2011 bis 2012 ereignet haben. Alle Geschädigt­en waren damals unter 14 Jahren. Wie die Pressestel­le des Landgerich­ts Augsburg mitteilt, sollen sich die Taten zum Teil an nicht bekannten Orten, aber auch im südlichen Baden-Württember­g und in Sachsen und Brandenbur­g sowie im Landkreis Donau-Ries ereignet haben.

Der Beschuldig­te räume die Vorwürfe ein und habe bei den umfangreic­hen polizeilic­hen Vernehmung­en mehr Taten geschilder­t, als ihm vorgeworfe­n wurden, sagt sein Verteidige­r. Mit seinem Geständnis wolle er auch den Kindern die Belastung ersparen, vor Gericht aussagen zu müssen. Zum zu erwartende­n Strafmaß können die Parteien derzeit keine Einschätzu­ng abgeben, der Strafrahme­n liegt zwischen einem und 15 Jahren. Alle fünf Opfer werden dem Vernehmen nach anwaltlich vertreten und möglicherw­eise als Nebenkläge­r auftreten.

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Foto: Stefan Puchner, dpa Am Landgerich­t Augsburg soll heuer der Prozess gegen den Familienva­ter beginnen.

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